Weltfussballer-Wahl Alaba löst mit seiner Stimme einen Shitstorm aus – völlig zu Unrecht

Von Patrick Lämmle

28.2.2023

David Alaba weht nach der Weltfussballer-Wahl ein frostiger Wind aus der Real-Fanecke entgegen.
David Alaba weht nach der Weltfussballer-Wahl ein frostiger Wind aus der Real-Fanecke entgegen.
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Über David Alaba ergiesst sich nach der Weltfussballer-Wahl ein Shitstorm. Der Österreicher sieht sich dazu gezwungen, sich für seine Wahl zu rechtfertigen. Warum eigentlich?

Von Patrick Lämmle

Lionel Messis Wahl am Montagabend zum Weltfussballer war wahrlich keine Überraschung. Oder hättest du ernsthaft gedacht, dass jemand dem Weltmeister vor der Sonne steht? Spannender als die Wahl selbst ist die von der FIFA veröffentlichte Liste, auf der zu sehen ist, für wen die Trainer und Captains der Nationalmannschaften sowie ausgewählte Medienvertreter abgestimmt haben.

Und siehe da, David Alaba, Captain der Nationalmannschaft Österreichs und Spieler von Real Madrid, hat seine Stimme Lionel Messi gegeben – und nicht etwa seinem Vereinskollegen Karim Benzema. Ein Skandal sondergleichen, wie kann er nur? Hochverrat! Unzählige Kommentare in den sozialen Medien zielen in diese Richtung, nicht selten angereichert mit einer gehörigen Portion Rassismus. Der Hashtag «AlabaOut» feiert Hochkonjunktur.

Alaba rechtfertigt sich nach Shitstorm

Es sind Kommentare, denen man eigentlich keine Beachtung schenken sollte. Alaba tut es dennoch, vielleicht weil er sich das Verteidigen auf höchstem Niveau aus dem Fussball gewohnt ist. Auf verschiedenen Kanälen schreibt der 30-Jährige: «Das österreichische Nationalteam stimmt für diesen Preis als Team ab, nicht ich allein. Jeder im Team kann abstimmen.»

Und dann stellt Alaba auch noch klar, was er von Benzema hält: «Jeder weiss, vor allem Karim, wie sehr ich ihn und seine Leistungen bewundere, und ich habe oft gesagt, dass er für mich der beste Stürmer der Welt ist, und das ist immer noch der Fall. Ohne Zweifel.»

Der kritische Blick auf die Wahlen

Die Rechtfertigung Alabas sagt aber auch viel über diese Wahlen als solches aus. Macht die Suche nach dem Besten der Besten überhaupt Sinn, wenn du als Wahlberechtigter gar keine echte Wahl hast und im Prinzip blind deine hochdekorierten Teamkollegen auf den Zettel kritzeln sollst?

Und ist das Schöne am Fussball nicht ohnehin, dass es ein Teamsport ist und der einzelne nur erfolgreich sein kann, wenn alle gemeinsam am selben Strick ziehen? Natürlich bringt ein Messi die Qualität mit, ein Team besser zu machen und mit seiner Genialität Spiele zu entscheiden.

Dem Zauberfloh zuzuschauen ist eine Augenweide, wenn ein Kylian Mbappé den Turbo zündet und an seinen Gegenspielern vorbeirauscht, dann staunen wir nicht schlecht und wenn Benzema zum gefühlt tausendsten Mal goldrichtig steht und die Kugel über die Linie drückt, ist die Bewunderung gross. Aber genau so wichtig für den Erfolg einer Mannschaft sind die Spieler, die den Ausnahmekönnern den Rücken freihalten und sie glänzen lassen.

Und jetzt stülpen wir uns am besten alle eine «One Love»-Captainbinde über und lassen das Thema ruhen – zumindest bis zur nächsten Wahl.