Ada Hegerberg Ada Hegerberg: «Man sollte jeden Tag über Gleichberechtigung reden»

bam/dpa

12.6.2019

Ada Hegerberg erhält viel Anerkennung vom Klub, aber nicht von der norwegischen Nationalmannschaft.
Ada Hegerberg erhält viel Anerkennung vom Klub, aber nicht von der norwegischen Nationalmannschaft.
Bild: Keystone

Ada Hegerberg erhält viel Respekt von Olympique Lyon, aber nicht von der norwegischen Nationalmannschaft. Deshalb verzichtet die beste Fussballerin der Welt freiwillig auf eine WM-Teilnahme.

Norwegens Fussball-Star Ada Hegerberg hat Verständnis für die grossen Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen in ihrem Beruf geäussert. «Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind eben völlig andere», sagt sie in einem Interview mit dem Magazin «Socrates». Sie sehe aber auch, dass der Unterschied etwas kleiner geworden sei. «Mir ist wichtig, dass Mädchen die gleichen Chancen bekommen wie die Jungs.»

Hegerberg kämpft seit Jahren für Gleichberechtigung. «Ich habe lange versucht, in Norwegen etwas zu bewegen, merkte aber, dass ich in diesem System und diesem Verband keine Chance habe. Ich hatte keine Stimme», erzählt sie in einem Interview mit «ESPN». 2017 hat die damals 22-Jährige nach 66 Länderspielen ihren Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Aus Frust. Sie fühlte sich unfair behandelt und so kam es zum heftigen Streit mit dem norwegischen Verband.

Mittlerweile zahlen die Norweger als einer der wenigen Verbände ihren Spielerinnen die gleichen Prämien wie den männlichen Nationalspielern. Hegerberg genügt das erstrittene Entgegenkommen nicht. «Ich habe mich noch nie als eine Frau gesehen, die Fussball spielt, sondern als Fussballer», sagt die vierfache Champions-League-Siegerin. Grundsätzlich sei es jedoch noch ein weiter Weg, bis man wirklich von Gleichberechtigung sprechen könne. «Aber reden sollte man jeden Tag darüber, denn das Thema ist wichtig», wird sie zitiert.

In Lyon, wo sie seit 2014 spielt, trifft die 23-jährige Stürmerin ein anderes Umfeld an: Sie erhält die Anerkennung, die sie verdient. «Wir erhalten viel Respekt und haben die gleichen Bedingungen, die gleichen Trainingsplätze. Wir essen in derselben Kantine und nehmen wie die Männer am Klubleben teil, können vom Fussball leben und auf höchstem Niveau spielen.»

Die Offensivspielerin gewann im vergangenen Dezember den erstmals an eine Frau vergebenen Ballon d’Or als weltbeste Spielerin. Bei der Verleihung hatte Moderator Martin Solveig für einen Eklat gesorgt. Der bekannte DJ fragte Hegerberg auf der Bühne, ob sie «twerken» wolle – also tief in der Hocke mit dem Po wackeln. Damit löste er empörte Reaktionen aus. 

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