Die Schweiz zieht, ohne ein Gegentor zu kassieren, als Gruppensieger ins Achtelfinale ein. Von der Einstellung her fällt keine durch, in der Offensive gibt es aber noch viel Luft nach oben. Die Spielerinnen in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
- 6 - Sackstark
- 5 - Gut
- 4 - Genügend
- 3 - Schwach
- 2 - Sehr schwach
- 1 - Unterirdisch
Torhüterin
Gaëlle Thalmann
Beim Pfostenschuss in der 23. Minute wäre die 37-Jährige machtlos gewesen, zwei Minuten später greift sie nach einer Ecke ins Leere und muss sich bei den Mitspielerinnen bedanken, dass die ihren Fehlgriff ausbügeln. Clever, wie sie kurz darauf einen leichten Kontakt nutzt, um sich auf den Boden zu legen und kurz pflegen zu lassen, so kann die Nati in der grössten Druckphase der Neuseeländerinnen durchatmen. Eine Glanzparade wie gegen Norwegen braucht es nicht, um die Null zu halten.
Aussenverteidigerin rechts
Eseosa Aigbogun
Der italienische Topklub AS Rom hat Aigbogun nicht umsonst verpflichtet, die 30-Jährige ist ein sicherer Wert und setzt vereinzelt auch Nadelstiche in der Offensive. In der 36. Minute wird es nach einer Flanke Aigboguns gefährlich. Stark auch, wie sie die gegnerischen Spielerinnen aggressiv anläuft, so dass die sich kaum entfalten können.
Innenverteidigerin
Noelle Maritz
Die 27-Jährige wird aufgrund der verletzungsbedingten Absenz von Luana Bühler erneut als Innenverteidigerin eingesetzt, dabei ist sie eigentlich auf der Position der Aussenverteidigerin zuhause. Doch mit all ihrer Erfahrung macht die Arsenal-Spielerin auch dort eine gute Falle. Insgesamt ein unspektakulärer Auftritt, aber keinesfalls ein schlechter. Wie sagt sie selbst so schön: «Manchmal muss man einen dreckigen Punkt mitnehmen.»
Innenverteidigerin
Julia Stierli
Die 26-Jährige gewinnt von Spiel zu Spiel an Sicherheit. Sie kann in Kopfballduellen dagegenhalten, läuft den einen oder anderen Ball gut ab und ist im Aufbauspiel ruhiger als noch bei ihren letzten Auftritten. Vor dem Pfostenschuss der Neuseeländerinnen stimmt die Abstimmung in der Viererkette nicht ganz, Stierli ist Teil davon. Ihr missglückter Befreiungsschlag, er gerät zu kurz, lässt den Puls kurz in die Höhe schiessen. Dennoch ziehen wir vor den Leistungen der grossgewachsenen FCZ-Verteidigerin, sie ist 1,82 Meter gross, den Hut.
Aussenverteidigerin links
Nadine Riesen
FCZ-Verteidigerin Nadine Riesen ist eine der Gewinnerinnen dieses Turniers: Im Startspiel noch auf der Bank, steht sie gegen Norwegen und gegen Neuseeland in der Startelf und macht einen super Job. In der eigenen Platzhälfte gibt es an ihr kein Vorbeikommen, entweder läuft sie den Ball ab oder klärt mit einem Tackling. In der zweiten Halbzeit schaltet sie sich auch das eine oder andere Mal in die Offensive mit ein und holt zwei Eckbälle heraus, ganz besonders im Frauenfussball stets eine gute Chance auf ein Tor. Abgesehen von der einen Szene vor dem Pfostenschuss der Neuseeländerinnen ohne Fehl und Tadel.
Mittelfeldspielerin rechts
Coumba Sow
Sow ist die Cousine von Nati-Spieler Djibril Sow, von der Spielweise her könnte sie auch seine Zwillingsschwester sein. Sie ist eine Spielerin, die sich voll und ganz in den Dienst der Mannschaft stellt, Kilometer abspult wie kaum eine andere und sie ist stark in den Zweikämpfen. In der 36. Minute ist sie die Adressatin der Hereingabe von Aigbogun, wird beim Abschluss aber noch entscheidend gestört. Die Tatsache, dass sie in die Box vorstösst, spricht aber für sie. In der 54. Minute schickt sie Piubel mit einem perfekt getimten Schnittstellenpass auf die Reise, doch die FCZ-Angreiferin vertändelt die Grosschance. Sows Schuss in der 90. Minute bringt keine Gefahr.
Mittelfeldspielerin zentral
Lia Wälti
Wälti ist Hirn und Herz der Schweizer Nati. Irgendwann hört man auf mitzuzählen, wie viele Bälle sie erobert, sei es im Zweikampf oder weil sie den Passweg antizipiert und so den Ball abfängt. Die 30-jährige Kapitänin, die ihr Geld bei Arsenal verdient, besticht auch mit ihrer Spielintelligenz und Ruhe am Ball. Einzig in der 23. Minute unterläuft ihr ein Stockfehler, da verliert sie den Ball im Zentrum, doch Augenblicke später bügelt sie den Fehler gleich selbst wieder aus. Ein Wundermittel gegen die Schweizer Torimpotenz hat aber auch Wälti nicht im Gepäck, in über 100 Länderspielen hat sie lediglich 5 Tore erzielt.
Mittelfeldspielerin links
Géraldine Reuteler
Reuteler arbeitet gut nach hinten und hat Glück, dass in der 27. Minute die Pfeife stumm bleibt, nachdem ihr der Ball im eigenen Sechzehner an die Hand springt. Es wäre auch ein ultraharter Entscheid gewesen, in diesem Fall auf Penalty zu entscheiden, doch in Sachen Handelfmeter herrscht ja im internationalen Fussball kompletter Wildwuchs. In der Offensive enttäuscht die 24-jährige Spielerin vom Spitzenklub Eintracht Frankfurt. In der 8. und 59. Minute lässt sie bei Kontern die nötige Präzision vermissen, zwei potenzielle Top-Chancen enden mit Ballverlusten. Richtig stark dagegen, wie sie in der 66. Minute den Ball im Mittelfeld erobert und Piubel lanciert, die das 1:0 erzielen müsste. In der 71. Minute wird sie ausgewechselt.
Flügelspielerin rechts
Seraina Piubel
In der 14. Minute eilt sie zurück und stört eine Neuseeländerin noch entscheidend beim Abschluss, eine wichtige Aktion. Ihr Hauptjob als Offensivspielerin ist aber nicht das Verhindern, sondern das Kreieren von Torchancen. Das tut sie zwar mehrmals, doch die FCZ-Spielerin lässt die auf diesem Niveau nötige Kaltschnäuzigkeit vermissen. In der 54. muss sie in den Abschluss gehen, vertändelt stattdessen den Ball, in der 66. sprintet sie los und schiesst den Ball aus kurzer Distanz knapp am Tor vorbei, man könnte schon fast von einer Hundertprozentigen sprechen, die sie hier liegenlässt. Dazwischen setzt sie einmal Bachmann in Szene, ein anderes Mal erkämpft sie sich einen Ball und ermöglicht so einen Schweizer Konter. Der Wille ist da, der Einsatz top, einzig im letzten Drittel kann sie ihr Potenzial nicht annähernd ausschöpfen.
Mittelstürmerin
Ana-Maria Crnogorcevic
Die Rekordnationalspielerin läuft gegen Neuseeland zum 150. Mal für die Nati auf. Dass sie auch Rekordtorschützin ist, davon merkt man auch im dritten Spiel nichts, kommt sie doch nicht einmal gefährlich vors Tor. In der 65. Minute erobert sie sich den Ball, zieht los in Richtung des gegnerischen Sechzehners, lässt sich dann aber noch vor dem möglichen Abschluss den Ball wegspitzeln. Auch lässt sie das eine oder andere Mal die Präzision beim letzten Pass vermissen, doch sie hat durchaus auch gute Aktionen. Vor allem kämpferisch und läuferisch, zeigt sie erneut eine Top-Leistung und bei Standardsituationen der Neuseeländerinnen ist sie Gold wert, klärt sie doch immer wieder mit dem Kopf. In der vierten Minute der Nachspielzeit wird sie komplett ausgepumpt ausgewechselt.
Flügelspielerin links
Ramona Bachmann
Die 32-jährige Stürmerin von Paris Saint-Germain verichtet gegen Neuseeland ebenfalls wertvolle Defensivarbeit, Glanzmomente in der Offensive bleiben für einmal aus. In der 3. Minute wird ihr Schuss geblockt, in der 48. verpasst sie den richtigen Moment, um abzuziehen. Ähnliches Bild in der 55. Minute, erneut wartet man vergebens darauf, dass sie einfach mal abzieht. Von Bachmann erwartet man in der Offensive mehr Durchschlagskraft, weil sie schon x-fach bewiesen hat, dass sie es draufhat. Dafür arbeitet sie an dieser WM besonders auffopferungsvoll nach hinten.
Eingewechselte Spielerinnen
Ab 71. Minute für Géraldine Reuteler
Alisha Lehmann
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 85. Minute für Seraina Piubel
Viola Calligaris
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 85. Minute für Ramona Bachmann
Sandrine Mauron
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Ab 94. Minute für Ana-Maria Crnogorcevic
Meriame Terchoun
Zu kurzer Einsatz für eine Benotung.
Telegramm
Schweiz – Neuseeland 0:0
Dunedin Stadium, Dunedin. – 25'947 Zuschauer. – SR Penso (USA).
Schweiz: Thalmann; Aigbogun, Stierli, Maritz, Riesen; Sow, Wälti, Reuteler (71. Lehmann); Piubel (85. Calligaris), Crnogorcevic (94. Terchoun), Bachmann (85. Mauron).
Neuseeland: Esson; Bott, Stott (62. Bunge), Bowen, Riley (46. Chance); Longo (62. Hassett), Percival (71. Jale), Steinmetz, Chance; Hand, Wilkinson (82. Rennie).
Bemerkungen: Schweiz ohne Bühler (verletzt). Neuseeland komplett. 24. Pfostenschuss Hand. Keine Verwarnungen.