Am Tag danach diskutieren Kommentatoren-Legende Beni Thurnheer, Ex-Keeper Pascal Zuberbühler und Nati-Spielerin Meriame Terchoun über den historischen Erfolg der Fussball-Nati im EM-Achtelfinal gegen Frankreich.
Das sagt Beni Thurnheer
«Unfassbar, dieser Verlauf. Als Rodriguez den Penalty verschoss, hoffte ich, dass dies nicht der Wendepunkt sein wird. Doch dann kam es genau so. 1:1, 1:2, 1:3 – ich gebe zu, ich habe danach nicht mehr ganz genau hingeschaut. Ich habe die Spülmaschine eingeräumt. Das grosse Frankreich war gegen die kleine Schweiz im Aufwind. Es schien, als wäre das 1:4 näher als das Comeback.»
«Ich glaube, die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer stand immer hinter der Nati. Es gibt eine öffentliche Meinung und es gibt die veröffentlichte Meinung, das sind nicht dieselben Dinge. Seiten und Bildschirme müssen gefüllt werden. Einer ist immer der Schuldige. Ich glaube im Übrigen auch nicht, dass die Schweiz gegen Italien zu wenig gekämpft hat. Das lag am Spiel der Italiener, die waren einfach besser. Man darf nicht vergessen, gegen Spanien spielt nicht nur dieselbe Mannschaft, die Frankreich geschlagen hat, sondern auch die Mannschaft, die gegen Italien verloren hat. Der Grat ist schmal.»
«Die Schweiz ist das Land vom Morgarten. Das heisst, wir sind immer gut, wenn wir aus dem Hinterhalt zuschlagen können.»
«Schlimm war auch das Offside-Tor von Gavranovic. Nicht schon wieder! Und dann die Szene ganz am Ende, als Sommer nach dem parierten Elfer nicht gleich jubelt ... ein VAR-Horror-Moment für mich. Stand er bei der Schussabgabe gar ein Stück vor der Linie? Gibt es nochmals einen Penalty? In diesem Moment hätten die Emotionen gleich nochmals gekillt werden können. Ein klares Plädoyer gegen den VAR.»
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«Die Schweiz ist das Land vom Morgarten. Das heisst, wir sind immer gut, wenn wir aus dem Hinterhalt zuschlagen können. Man hat mich belächelt, als ich gesagt habe, wir hätten gegen Frankreich die besseren Chancen als gegen Dänemark. Gegen die Dänen hätten alle gesagt: ‹Die werden wir schlagen. Aber gegen Frankreich haben wir keine Chance.› Ich bin skeptisch, wenn jetzt plötzlich alle meinen, Spanien sei verwundbar. Wir haben jetzt schon das Gefühl, wir seien gleich gut, aber wir sollten demütig bleiben. Das Schlimmste wäre ja, wir würden gegen Spanien 5:0 verlieren. Die Meinungsumschwünge sind brutal. Im dümmsten Fall reden wir nach dem Viertelfinal wieder von Frisuren und Lamborghinis. Aber Xhaka hat gesagt: ‹Ich habe gepackt bis zum Final.› Das Schöne ist, dass man jetzt nicht sagt, das Ziel sei erreicht. Auch Petkovic blieb ruhig und das ist anders als früher.»
Das sagt Meriame Terchoun
«Ich habe das Spiel zu Hause mit der Familie geschaut. Wir haben alle Emotionen erlebt. Wir waren euphorisch, dann enttäuscht und aggressiv. Am Ende war es nur noch pure Freude nach diesem Auf und Ab. Ich musste mich danach erholen, bis ich schlafen konnte. Endlich haben wir Schweizer Fans hupen hören, letztes Mal waren es die Italiener.»
«Manchmal hat man das Gefühl, man sei in Trance, wenn man auf dem Platz steht. Wir hatten die Chance beim Penalty, dann hat es ‹geräbbelt›. Wir wissen, wie stark die Franzosen sind. Da musst du im Kopf bereit sein. Man muss sämtliche Kräfte körperlich und mental auf den Platz bringen. Das hat das Team gemacht und wir haben nicht damit gerechnet. Es war umso schöner, dass es geklappt hat.»
«Vargas ist noch so jung! Das ist dann also nicht ohne, da hinzustehen und den Elfer zu schiessen.»
«Jeder einzelne Spieler war voll dabei. Ob auf und neben dem Platz. Das hat mir am besten gefallen an diesem Team gestern.»
«Vargas ist noch so jung! Das ist dann also nicht ohne, da hinzustehen und den Elfer zu schiessen. Und die Szene mit Sommer, als er am Ende nicht sicher war, ob der gehaltene Elfer nicht gewertet wird. Als er endlich los spurtete, war der Bann gebrochen.»
«Xhaka war ein Top-Captain. Das kennen wir von ihm, wir wollen es halt eben auch immer sehen. Aber Chapeau.»
Das sagt Pascal Zuberbühler
«Fantastisch. Was für ein Sieg. Was für eine Leistung. Was für eine Dramatik. Dieser Sieg geht in die Geschichte ein. Gewaltig. Ich bin immer noch hin und weg von dieser Performance.»
«Der Penalty war sehr gut gehalten von Lloris. Es ist ungerecht, wenn Rodriguez kritisiert wird. Der Elfer war nicht schlecht geschossen. Entscheidend war, wie die Nati zurückgekommen ist. Ich bin ehrlich. Ich habe nicht mehr daran geglaubt und dachte, jetzt folgt das 1:4 und 1:5. Was dann folgte, war einfach ganz grosse Klasse von jedem Einzelnen.»
«Ich bin brutal zuversichtlich.»
«Ich habe immer nur auf Yanns Fuss geschaut und ich wusste, das geht auf, noch bevor er jubelte. Ich habe sofort zurückgespult und war mir sicher, dass der Penalty korrekt war.»
«Jetzt ist die grosse Herausforderung, die Spieler wieder zu kontrollieren. Die sind jetzt begehrt ohne Ende. Aber am Freitag geht es weiter und alle wissen: Die Türen stehen sehr weit offen.»
«Gegen Spanien müssen wir uns nicht verstecken. Am Tag X zählen einfach die zwei Stunden, wo du besser sein musst. Vielleicht brauchst du am Ende wieder ein Penaltyschiessen. Und dann stehen wir im Halbfinal. Ich bin brutal zuversichtlich.»