Die Schweizer Nati wirft im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei alles in die Waagschale und schiesst sich den Frust auf dem Weg zum 3:1-Sieg von der Seele. Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
In der 62. Minute muss der frischgebackene Papa doch noch hinter sich greifen, beim Distanzschuss von Kahveci ist er ohne jegliche Abwehrchance. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits vier starke Paraden gezeigt, die erste davon in der 4. Minute beim Stand von 0:0. Sommer zeigt keine Schwächen und hat grossen Anteil daran, dass die Schweiz nie ernsthaft ins Zittern gerät.
Verteidiger
Innenverteidiger (rechts)
Nico Elvedi
Defensiv sattelfest. Kommt nur ins Schwitzen, wenn er sich mit zwei Gegenspielern gleichzeitig konfrontiert sieht. Im Spielaufbau solid, aber im Verein oft auffälliger als in der Nati.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Akanji zeigt, dass er gegnerische Pässe lesen kann und so ist er oft den entscheidenden Schritt schneller als seine Gegenspieler. Im Spielaufbau zudem etwas mutiger als Elvedi, seine Zuspiele ins Mittelfeld sind von hoher Qualität.
Innenverteidiger (links)
Ricardo Rodriguez
Vor dem Gegentor wird er, nicht zum ersten Mal in diesem Spiel, etwas gar einfach ausgetanzt. Positiv ist, wie er im Spiel nach vorne mit Zuber harmoniert.
Mittelfeldspieler
Rechter Aussenläufer
Silvan Widmer
Widmer wirkt im positiven Sinn «giftig» und nimmt jeden Zweikampf an. Er läuft die Linie hoch und runter, bleibt aber in der Offensive unauffällig. Sollte die Schweiz den Sprung ins Achtelfinale schaffen, davon gehen wir aus, so dürfte er erneut den Vorzug vor Mbabu erhalten.
Zentraler Mittelfeldspieler
Remo Freuler
Freuler gewinnt viele seiner Zweikämpfe und lanciert den einen oder anderen Angriff sehenswert. Mehr als einmal unterbindet er einen Konter schon im Ansatz. Vorbildlich auch, wie schnell er umschaltet, wenn in der Defensive Not am Mann ist. Stark, wie er sich in der 65. Minute im gegnerischen Sechzehner durchsetzt und den Ball scharf zur Mitte passt. Embolo wird leider noch entscheidend gestört.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Kämpferisch weiss Xhaka zu überzeugen, er hält ordentlich die Eisen rein und ist sich für Tacklings nicht zu schade. In der 77. Minute donnert er einen Freistoss, den er zuvor selbst herausgeholt hat, an den Pfosten. Dass er Sekunden später Gelb sieht, fast schon lachhaft. Denn eigentlich wird er penaltyreif gefoult. Doch der VAR schaut da wohl gerade bei der Partie Italien gegen Wales zu.
Linker Aussenläufer
Steven Zuber
Zuber darf erstmals an dieser EM von Beginn an ran und er zeigt eine Topleistung. Er drückt unermüdlich aufs Gaspedal, reisst mit seinen Laufwegen Löcher auf und vor allem darf er sich drei Assists gutschreiben lassen. Sein Pass auf Shaqiri vor dem 3:1 ist schlichtweg Weltklasse. Natürlich gelingt auch ihm nicht alles, im Abschluss hat er noch Luft nach oben. Aber er hat alles rausgehauen, was in ihm steckt. In einem allfälligen Achtelfinal wird kein Weg an ihm vorbeiführen. Kurz vor Schluss wird er ausgewechselt.
Angreifer
Stürmer (links)
Haris Seferovic
Was für ein Tor! In der 6. Minute dreht er sich um seine eigene Achse und schiesst den Ball zwischen den Beinen des Gegenspielers ins weite Eck. 20 Minuten später lanciert er Shaqiri mit einem brillanten Pass in die Tiefe. Pech hat er in der 60. Minute, da lässt er mehrere Gegenspieler stehen und schiebt den Ball ins weite Eck, der Goalie verhindert den Einschlag im Netz mit einer Glanztat. Seferovic ist aber nicht nur in der Offensive auffällig, er arbeitet auch stark nach hinten. In der 75. Minute wird er ausgewechselt.
Hängende Spitze
Xherdan Shaqiri
Shaqiri blüht so richtig auf und trifft einmal mehr in einem wichtigen Spiel, ja, er trifft sogar doppelt. In der 26. Minute zirkelt er den Ball mit seinem «schwachen» rechten Fuss ins Lattenkreuz und in der 68. Minute verwandelt er nach Vorarbeit von Zuber eiskalt – und so einfach ist dieser Ball nicht zu verwerten, denn er springt noch ungünstig auf. Er hätte noch zwei weitere Treffer erzielen können, doch in der 28. Minute reagiert der Goalie stark und in der 57. trifft er den Ball nicht optimal. Er streut aber auch immer wieder starke Pässe ein und so muss man festhalten, das war eine richtig starke Vorstellung. Ein grosses Manko gibt es aber, das gegen einen stärkeren Gegner zum Problem werden könnte: Verteidigen tut Shaqiri mit angezogener Handbremse, kein Meter zu viel läuft er da. In der 75. Minute wird er ausgewechselt.
Stürmer (rechts)
Breel Embolo
Embolo hat durchaus gute Aktionen, aber er hatte auch schon deutlich mehr Einfluss aufs Spiel, so etwa gegen Wales. In der 52. Minute zwingt er den starken türkischen Schlussmann zu einer Top-Parade. In der 85. Minute macht er Mehmedi Platz.
Eingewechselte Spieler
Ab 75. Minute für Shaqiri
Ruben Vargas
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 75. Minute für Seferovic
Mario Gavranovic
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 85. Minute für Embolo
Admir Mehmedi
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 85. Minute für Zuber
Loris Benito
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 92. Minute für Widmer
Kevin Mbabu
Zu kurz für eine Benotung.
🇨🇭
Nati-Coach
Vladimir Petkovic
Hätte er den Wunsch vieler Fans und so manch eines Experten befolgt, Shaqiri und Seferovic hätten nicht gespielt, auch Freuler hätten viele geopfert und überhaupt, Petkovic macht eigentlich sowieso immer alles falsch. Nun dürfte man ihn auch mal dafür loben, dass er an Seferovic und Shaqiri festgehalten und dass er mit Zuber den Mann des Spiels ins Team rotiert hat. Er muss nun aber dringend noch ein Rezept finden, dass die gegnerischen Teams nicht immer aus 20 Metern mehr oder weniger unbedrängt zum Abschluss kommen. Da scheint die Mannschaft bisweilen etwas desorientiert. Unser Vorschlag: Lassen wir Pektovic einfach machen.
Telegramm
Olympiastadion, Baku. - 17'138 Zuschauer. - SR Vincic (SLO). - Tore: 6. Seferovic (Zuber) 1:0. 26. Shaqiri (Zuber) 2:0. 62. Kahveci (Calhanoglu) 2:1. 68. Shaqiri (Zuber) 3:1.
Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez; Widmer (92. Mbabu), Freuler, Xhaka, Zuber (85. Benito); Shaqiri (75. Vargas); Embolo (85. Mehmedi), Seferovic (75. Gavranovic).
Türkei: Cakir; Celik, Demiral, Söyüncü, Müldür; Ayhan (64. Yokuslu); Ünder (80. Karaman), Tufan (64. Yazici), Kahveci (64. Kökcü), Calhanoglu (86. Toköz); Yilmaz.
Bemerkungen: 77. Pfostenschuss Xhaka. Verwarnungen: 70. Calhanoglu (Foul). 75. Celik (Foul). 76. Söyüncü (Foul). 78. Xhaka (Reklamieren).