Portugal und Schweden haben es trotz guter Ausgangslage verpasst, sich direkt für die WM 2022 zu qualifizieren. Nun muss man den schwierigen Weg über die Playoffs gehen. Es könnte das traurige Ende für zwei Altstars werden.
Niedergeschlagen und mit gesenktem Blick sass Cristiano Ronaldo auf dem Rasen des Estadio da Luz in Lissabon. Seine Mitspieler mussten dem portugiesischen Stürmerstar, der die Tränen der Enttäuschung nicht verbergen konnte, wieder auf die Beine helfen. Sekunden zuvor hatte der Europameister von 2016 am Sonntagabend durch eine 1:2-Niederlage gegen Serbien das sichere WM-Ticket für das Turnier 2022 in Katar aus der Hand gegeben.
Nachdem Renato Sanches die Führung erzielt hatte (2.), drehten Dusan Tadic (33.) und Aleksandar Mitrovic (93.) die Partie zugunsten der Serben, die Portugal noch abfingen. Ronaldo und Co. müssen nun den Umweg über die Playoffs nehmen, um doch noch nach Katar reisen zu dürfen. Letztmals ein grosses Turnier verpasst hat die stolze Fußballnation 1998.
Ronaldo: «Keine Ausreden»
Der Sieg der Gäste war dabei nicht gestohlen. «Was für ein grauenhaftes Spiel von uns. Wir waren nicht einmal zehn Minuten lang besser», hielt Bernardo Silva – noch einer der Besten seines Teams – fest. «Ich möchte mich beim portugiesischen Volk entschuldigen», so der City-Star in «abola».
Ronaldo gab sich auf Instagram optimistisch, dass es am Ende doch für eine Teilnahme in Katar reicht. «Der Fussball hat uns immer wieder gezeigt, dass es manchmal die schwierigsten Wege sind, die zu den besten Resultaten führen. Das gestrige Ergebnis war hart, aber nicht genug, um uns unterzukriegen», schrieb er.
«Das Ziel, bei der WM 2022 dabei zu sein, ist immer noch da und wir wissen, was wir tun müssen, um dorthin zu gelangen. Keine Ausreden. Portugal auf dem Weg nach Katar».
Sein Trainer Fernando Santos verteidigte sich gegen die Kritik, seinen hochkarätigen Spieler jeweils keinen Auslauf zu gewähren : «Wir haben immer offensiv gespielt – es ist eine Lüge, dass wir konservativ spielen.»
Der 67-Jährige zeigte sich beim Sender «RTP3» ebenfalls optimistisch: «Ich bin mir aber sicher, dass wir dabei sein werden. Das habe ich in der Kabine gespürt. Wir haben gegen Serbien nicht auf Unentschieden gespielt. Die Spieler haben es versucht, ich habe es versucht, aber es hat nicht gereicht. Wir hatten zu grosse Schwierigkeiten.»
Schwierig wird nun auch der Umweg über die Playoffs. Nur drei von zwölf Teams werden am Ende durchkommen. Ronaldo hat dabei sicher genügend Erfahrung. Mit 184 Länderspielen ist er Europas Rekord-Nationalspieler. 115 Tore hat der 36-Jährige erzielt. Für den Man-Utd-Profi wäre eine Qualifikation für Katar gleichbedeutend mit der fünften WM-Teilnahme nach 2006, 2010, 2014 und 2018. Bisher hat Ronaldo bei jedem WM-Endturnier mindestens ein Tor erzielt. Doch vielleicht endet nun seine einmalige Länderspiel-Karriere nicht bei einer WM, sondern in einem trostlosen Playoff-Turnier.
Ibrahimovic mit Tätlichkeit
Ebenfalls zittern muss ein weiterer extrovertierter Torjäger. Zlatan Ibrahimovic verpasste mit Schweden die direkte Qualifikation. In Sevilla war nicht er, sondern Alvaro Morata der gefeierte Held.
Bei der zurückliegenden EM hatte der Angreifer der spanischen Nationalmannschaft nach vielen vergebenen Chancen noch viel Häme erdulden müssen, doch spätestens mit seinem Tor zum 1:0-Sieg gegen Schweden dürfte Morata die Herzen der spanischen Fans wieder zurückerobert haben.
«Wir haben einen Fehler beim Tor gemacht, als Spanien aus einem Abpraller ein Tor erzielen machen konnte. Ansonsten war es insgesamt eine gute Leistung, wir hatten gute Chancen – bessere Chancen als Spanien», meinte Zlatan Ibrahimovic, der in der 73. Minute als Joker reinkam.
In den Schlussminuten leistete sich Ibrahimovic noch eine Tätlichkeit. Für die Szene bekam er zwar nur die gelbe Karte, fehlt damit aber seinem Team im Halbfinal. Gut möglich, dass seine Aktion aus purem Frust entsprang.
Der Milan-Stürmer wollte unbedingt noch einmal mit seinem Nationalteam an einem grossen Turnier teilnehmen. Der 40-Jährige trat 2016 zurück, gab aber im März dieses Jahr sein vielumjubeltes Comeback. Inzwischen hat er 120 Länderspiele auf dem Buckel (62 Tore). Gut möglich, dass nur noch ein oder gar kein Einsatz für die Tre Kronor dazukommen. Für einen Mann seines Kalibers wäre ein anderes Ende vorgesehen.