In der Teleclub-Sondersendung zur Corona-Krise geben YB-CEO Wanja Greuel, FCSG-Präsident Matthias Hüppi und Hockey-WM CEO Gian Gilli Einblick in die aktuelle Lage in der Sportwelt. Für alle drei ist klar, dass der Sport jetzt sicher nicht an erster Stelle steht.
Auch die Sportwelt befindet sich zurzeit aufgrund des Coronavirus im Stillstand. Alle Spiele der europäischen Fussballligen inklusive der EURO 2020 sind verschoben, der Trainingsbetrieb eingestellt und auch die Hockey-WM steht kurz vor einer Absage. Wie geht es weiter?
«Man muss alles in einen Gesamtkontext der ganzen Welt setzen. Es ist wichtig, dass wir uns jetzt selber nicht zu wichtig nehmen. Man muss jetzt füreinander da sein, bei den Mitmenschen, bei den Nachbarn», meint YB-CEO Wanja Greuel. «Der Sport kommt im Moment nicht an erster Stelle und der Klub und der Fussball schon gar nicht. Im Moment ist das nicht der oberste Punkt auf der Tagesordnung.»
«Wir mussten noch keine Spiele absagen»
Es sind klare Worte, denen sich Matthias Hüppi und Gian Gilli sofort anschliessen. Und trotzdem stellt sich die Frage, wie es irgendwann weitergeht. «Im Moment ist es so, dass die Spiele verschoben sind. Wir mussten noch keine Spiele absagen», so Greuel weiter.
In dieser Situation helfe der Entscheid der UEFA, die EURO 2020 um ein Jahr zu verschieben. So habe man im Sommer einen Monat mehr Zeit, um die Saison zu Ende zu spielen.
«Das war der einzig richtige Entscheid», meinen Greuel und Hüppi, die sich bewusst sind, dass die Saison vielleicht auch im Sommer nicht zu Ende gespielt werden kann. «Vielleicht müsste man sich ein neues Format für die nächste Saison überlegen. Das ist alles möglich. Aber es wäre alles einfacher, als die aktuelle Saison abzubrechen.»
Hüppi sieht das genauso: «Unter Umständen müssen wir in einem enormen Takt spielen. Man darf ja nicht aufgeben. Wir müssen alles versuchen, einfach bis zu dem Punkt, an dem es noch möglich ist.»
Zum jetztigen Zeitpunkt steht auf jeden Fall alles still. In St. Gallen und Bern wurden alle Spieler mit einem individuellen Trainingsprogramm nach Hause geschickt. «Der Betrieb kommt nicht zum Erliegen, aber es steht schon sehr, sehr viel still», so Greuel, der den Kontakt mit den Spielern nun auf andere Art und Weise aufrechterhalten will.
Für die Profis könnte sich in den nächsten Wochen auch einiges ändern. «Eventuell müssen die Spieler bereit sein, ausserordentliche Verträge einzugehen», erklärt Greuel. Denn wie sollen die Profis bezahlt werden, wenn die Klubs keine Einnahmen mehr generieren?
Hockey-WM kurz vor Absage
Während im Fussball momentan der Spielplan lediglich auf Eis liegt, wurde im Hockey bereits die ganze Saison abgeblasen. Nun steht auch die Hockey-WM, die dieses Jahr in der Schweiz hätte stattfinden sollen, vor dem Aus. Durch die neuen Erlässe des Bundesrats ist eine Durchführung des Turniers eigentlich ausgeschlossen. «Trotzdem kann man nicht einfach sofort alles absagen», wehrt sich Gian Gilli.
«Wir bauen diese WM seit fast vier Jahren auf. Wir haben unzählige Verträge – das ist ein ganz komplexes Konstrukt. Wir haben eine Verantwortung, sauber abzuklären, was denn eine Absage überhaupt für eine Bedeutung hätte. Auch auf der rechtlichen Ebene», so Gilli. «Ich verstehe, wenn man fordert: ‹Sagt endlich ab!› Es stimmt, die Rahmenbedingungen für die WM sind nicht mehr gegeben. Aber man muss es sauber abklären und es ist nur fair den Partnern gegenüber, sie nicht mit einem Scherbenhaufen zurückzulassen.»
Auch die Vorbereitung und Anreise der Mannschaften könne gar nicht mehr gewährleistet werden, erklärt Gilli. «Ich denke, in den nächsten Tagen wird der Entscheid gefällt.» Es besteht aber die Hoffnung, den Event ein Jahr später austragen zu dürfen. Das hinge aber von der Solidarität der anderen Verbände ab, die in den kommenden Jahren die Rechte zur Austragung der WM halten. «Wir sind sechs Wochen vor der Veranstaltung. Alles ist parat. Wenn wir das 1:1 übernehmen können, dann wäre das optimal.»