Gemäss einer Auswertung setzte Nati-Coach Murat Yakin im vergangenen Jahr vor allem auf routinierte Kräfte. Eine Verjüngungskur ist derzeit nicht in Sicht.
In der neusten Untersuchung haben die Forscher des CIES-Fussball-Observatoriums in Neuenburg die Altersstruktur der Nationalteams aus aller Welt unter die Lupe genommen. Dabei wurden die Partien zwischen dem 15. Februar 2022 und dem 15. März 2023 analysiert.
Bei den Mitgliedsverbänden der UEFA setzte die Türkei am meisten auf die Jugend: Im Durchschnitt waren die eingesetzten Spieler 25,07 Jahre alt. Am anderen Ende der Skala befindet sich Belgien. Dort waren die Spieler im Durchschnitt 29,4 Jahre alt.
Gemäss der Statistik setzt auch Nati-Coach Yakin gerne auf Routine. Seine Spieler waren im besagten Zeitraum 28,27 Jahre alt. Damit belegt die Schweiz Rang 7. Von den Top-Teams war neben den roten Teufeln nur Kroatien mit noch älteren Profis am Start. Die anderen grossen Nationen der 53 europäischen Verbände waren teilweise deutlich jünger:
Portugal: 28,18 Jahre alt
Deutschland: 27,45
Holland: 27,40
Frankreich: 26,93
Spanien: 26,57
Italien: 26,48
England: 26,33
Die Nati hatte einerseits vor allem viele Ü30-Spieler (38,7 Prozent der Spieler), andererseits wenige Profis unter 21 Jahren auf dem Feld. Gemäss Statistik hätten nur 1,5 Prozent der eingesetzten Spieler ein Problem gehabt, in den USA an ein alkoholisches Getränk zu kommen.
Leichte Trendwende absehbar
Auch im Nati-Aufgebot für die beiden ersten Spiele der EM-Kampagne befindet sich kein Spieler im Kader, der jünger als 21-jährig ist. Luzerns Ardon Jashari, knackige 20 Jahre jung, verstärkt heuer die U21-Auswahl.
Immerhin ist der Altersdurchschnitt mit 27,04 schon deutlich tiefer als zuletzt. Eine grosse Verjüngungskur ist trotzdem nicht zu erwarten, obwohl mit Haris Seferovic und Steven Zuber (beide 31) zwei langjährige Teamstützen nicht im Aufgebot stehen. Lieber soll ein eingespieltes Team den gewünschten Erfolg bringen. Talentierte Nachwuchskräfte sucht die Schweiz derzeit sowieso vergebens. Deshalb erstaunt es nicht, dass mit Servettes Jérémy Frick (30) und GCs Dominik Schmid (25) zwei gestandene Super-League-Profis Nati-Luft schnuppern dürfen.
Heikle Gratwanderung
Die Zukunft des Schweizer Fussballs sah definitiv schon rosiger aus. Arrivierte Stars wie Sommer (34), Xhaka (30), Shaqiri (31) oder Rodriguez (30) werden nicht jünger, junge Hoffnungsträger wie Okafor (22) oder Rieder (21) bleiben die Ausnahme. Nichtsdestotrotz sind noch viele Rohdiamanten da, welche schon bald den Durchbruch bei den Grossen schaffen können. Aus der U21 gehören neben Jashari etwa Spieler wie Becir Omeragic, Kastriot Imeri, Julian von Moos, Darian Males oder Dan Ndoye zum Kandidatenkreis.
Allzu lange darf Yakin die Talente nicht hinhalten, vor allem bei Doppelbürgern besteht natürlich die Gefahr, dass sich die Spieler noch für einen Nationenwechsel entscheiden. Zuletzt signalisierte etwa der serbische Verband sein Interesse an Basels Offensivspieler Darian Males.
Immerhin kann sich auch die Schweiz im Kampf um die besten Jungen in der jüngeren Vergangenheit häufig durchsetzen. So entschied sich etwa kürzlich Luganos Uran Bislimi, der auch schon für die kosovarische Landesauswahl auflief, nun für eine allfällige Karriere im SFV-Dress.
Das Nati-Aufgebot
- Jérémy Frick (30)
- Jonas Omlin (27)
- Yann Sommer (34)
- Manuel Akanji (27)
- Eray Cömert (25)
- Nico Elvedi (26)
- Michael Lang (32)
- Riccardo Rodriguez (30)
- Dominik Schmid (25)
- Silvan Widmer (30)
- Cédric Zesiger (24)
- Edimilson Fernandes (26)
- Remo Freuler (30)
- Noah Okafor (22)
- Fabian Rieder (21)
- Djibril Sow (26)
- Renato Steffen (31)
- Granit Xhaka (30)
- Denis Zakaria (26)
- Zeki Amdouni (22)
- Breel Embolo (26)
- Christian Fassnacht (29)
- Cedric Itten (26)
- Ruben Vargas (24)