Es passiert beim EM-Quali-Spiel in Georgien: Nati-Verteidiger Fabian Schär (27), zuvor kurzzeitig bewusstlos, will unbedingt aufs Feld zurück. Der Nati-Doc hindert ihn nicht daran. Eine Fehldiagnose mit Folgen.
Beim EM-Qualifikationsspiel zwischen der Schweiz und Georgien Ende März prallte Fabian Schär bei einem Kopfballduell mit seinem Gegenspieler zusammen und sackte zu Boden. Der Verteidiger war kurz bewusstlos, ein Georgier holte Schär sogar die Zunge aus dem Rachen. Kurz darauf kommen die Schweizer Mediziner ihm auf dem Platz zu Hilfe. Die Ärzte lassen Schär wenig später wieder zurück aufs Spielfeld, weil der 27-Jährige unbedingt weitermachen will.
Schär steht später mit seinen beiden Pässen gar am Ursprung des 2:0-Auswärtssieges der Nati. Allerdings hätte der Newcastle-Legionär aus medizinischer Sicht nicht mehr wieder spielen dürfen – bei einer weiteren ähnlichen Aktion hätten ihm wohl ein Hirnödem oder andere schwere gesundheitliche Schäden gedroht. Einen Tag später mag Schär sich «an gar nichts erinnern». Für das zweite EM-Qualifikationsspiel gegen Dänemark (3:3) bekommt er vom Arzt dann richtigerweise ein Spielverbot.
Diese Episode hat nun Konsequenzen. Der Nati-Arzt Damian Meili hat sein Amt zur Verfügung gestellt und gehört nicht mehr dem medizinischen Staff an, wie «Blick» berichtet.
«Im Nachhinein ist man immer schlauer. Wenn man die TV-Bilder sieht, dann ist klar, dass man ihn rausnehmen muss», so der Mediziner, welcher sieben Jahre für den SFV tätig war. Er werde zukünftig vermehrt in seiner Hausarzt-Praxis arbeiten. «Der Rücktritt war eine gute Entscheidung von mir, die ich nicht bereue», so Meili.
Der Abgang dürfte dem Schweizer Fussballverband wohl nicht ungelegen kommen. Schliesslich meldeten sich nach Schärs Unfall viele Experten, die einen fahrlässigen Umgang mit Gehirnerschütterungen brandmarkten. So seien konkret mehrere Warnsignale nicht berücksichtigt worden. Die FIFA schreibt bei einem Verdacht auf eine Gehirnerschütterung ein standardisiertes Verfahren vor, um eine zuverlässige Diagnose zu erhalten. Das Verfahren nimmt aber mindestens zehn Minuten in Anspruch, was im Fussball unter dem massiven Zeitdruck oft nicht korrekt gehandhabt wird.
Die Nati wird nun medizinisch von Dr. Pierre-Etienne Fournier betreut. Der Westschweizer war lange für die Nachwuchskader des Schweizerischen Fussballverbands tätig, ehe er vor drei Jahren zum Ärzteteam der A-Nati stiess. Die Schweiz trifft in dieser Woche in der EM-Qualifikation auf Irland (Donnerstag in Dublin) und Gibraltar (Sonntag in Sion).