Der Machtkampf beim FC Basel zwischen Bernhard Burgener und David Degen ist regelrecht eskaliert. Degen, der sich am Montag selbst zum neuen Klubbesitzer erklärt hat, nimmt nun ausführlich Stellung.
Am Montag hätte in Basel entschieden werden sollen, wie es mit dem FCB weitergeht. Ob David Degen der neue Mehrheitsaktionär wird, oder die Anteile von Bernhard Burgener an die von ihm gegründete Firma Basel Dream & Vision AG übertragen werden. Unmittelbar vor der Sitzung hat der Verwaltungsrat aber eine superprovisorische Verfügung vom Zivilgericht Basel-Stadt erhalten – auf Gesuch von Degen. Der Minderheitsaktionär, der ein Vorkaufsrecht auf Burgeners Anteile besitzt, wollte und konnte damit verhindern, dass der Klub in neue Hände gerät.
In einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen erklärt Degen nun sein Vorgehen. «Ich habe mein Vorkaufsrecht für die 901’600 Aktien an der FC Basel Holding AG von Bernhard Burgener ausgeübt. Die Aktienübertragung an mich hat Burgener am Montag vereitelt, obwohl er mir diese hätte gewähren müssen. Ich habe einen Anspruch auf die Aktien. Wir hatten im Vorfeld zahlreiche deutliche Anzeichen, dass sich Burgener an der Verwaltungsratssitzung nicht an die Verträge zu halten gedenkt. Und genau so war es dann», so Degen. «Ohne Gutheissung der superprovisorischen Massnahmen durch das Zivilgericht wäre der FC Basel heute in fremden Händen.»
Burgener sei es immer nur darum gegangen, die Aktien an die Basel Dream & Vision AG zu übertragen. «Etwas anderes hatte er nie vor. Er hatte nie die Absicht, mein Vorkaufsrecht zu respektieren», sagt Degen. Er sei auch sehr enttäuscht, dass die anderen Verwaltungsräte Karl Odermatt und Peter von Büren «bei diesem üblen Spiel» mitgemacht haben. Anderseits verstehe er ihr Verhalten auch, da sie auf der Lohnliste von Bernhard Burgener stehen und damit nicht unabhängig sind.
Degen selbst sorgte am Montagnachmittag aber für Verwirrung, als er vorschnell behauptete, die Aktienmehrheit an der FC Basel Holding AG zu übernehmen. «Ich habe mich nicht zum Sieger erklärt», will der 38-Jährige richtigstellen. «Wenn man die Mitteilung richtig liest, dann steht dort nicht, dass ich der neue Besitzer bin. Sondern nur, dass mir die Aktien mit Zustimmung des Verwaltungsrats übertragen werden müssen.»
«Ich bin voll ins Risiko gegangen»
Nun wird ein Rechtsstreit folgen und letztlich wohl ein Gericht entscheiden müssen, wer künftig beim FCB das Sagen hat. Degen sieht seine Chancen aber gut. Ein unabhängiger Professor habe alle Verträge und Dokumente gesehen und ein Gutachten erstellt. «Er kommt zum Schluss, dass das Vorkaufsrecht gültig ist und dass Burgener die Aktien an mich übertragen muss. Das Zivilgericht hat die Übertragung an eine Drittpartei daher mit gutem Grund verboten», erklärt der frühere Nati-Spieler, der sich im Klaren darüber ist, dass der Fall letztlich womöglich bis vors Bundesgericht geht. Degen: «Wir müssen den FCB retten, und dafür werde ich kämpfen.»
Viele, auch Burgener selbst, hätten nicht geglaubt, dass er das Kaufangebot der Basel Dream & Vision AG matchen könne, sagt Degen. Die 16,4 Millionen Franken habe er aus seinem eigenen Geld «zusammengekratzt». «Ich bin für den Kaufpreis voll ins Risiko gegangen. All In nennt man das.» Das finanzielle Risiko stuft er selbst als sehr hoch ein: «Auf einer Skala von 1 bis 10 ist es bei 10.»
Der ehemalige FCB-Profi (über 200 Spiele) macht so auch keinen Hehl daraus, dass die Summe «in keinem gesunden Verhältnis zu meinen finanziellen Möglichkeiten» stehe. Er sei daher offen, nach der Übernahme der Aktienmehrheit einen Teil der Aktien an Basler zu verkaufen. «Ich kann mir auch vorstellen, die Fans zu beteiligen.»
Degen verdeutlicht ausserdem, dass er nicht vorhabe, als Präsident zu kandidieren. Er wolle auch nicht CEO sein und auch nicht Sportchef. «Ich will als Verwaltungsrat für den Sport verantwortlich sein. Ich möchte einen Sportchef oder einen Chefscout herausfordern.»
«Man will mich diskreditieren»
Und was sagt Degen zu den veröffentlichten Dokumenten und E-Mails, durch die er in den letzten Tagen in ein schlechtes Licht gerückt ist? «Meine Kommunikation war nicht gut. Das kam falsch rüber, ich habe es falsch oder vielmehr viel zu unpräzise gesagt», meint Degen zur GC-Geschichte. Die «Aargauer Zeitung» hat ein Dokument veröffentlicht, das belegt, dass Degen 2019 vorhatte, bei den Grasshoppers einzusteigen. Zuvor dementierte dies Degen vehement. «Mir wurde eine Falle gestellt, und ich bin reingerasselt», sagt er nun. «Man will mich diskreditieren.»
An den Gerüchten, er habe die britischen Investoren von Centricus selbst ins Boot holen wollen, sei nichts dran. «Burgener wollte, dass ich mir im Frühling 2020 Centricus anhöre. Da habe ich gesagt, dass das für den FCB und damit auch für mich so nicht stimmt.» Dass er Centricus-Vermittler Walter De Gregorio gesagt habe, er solle den Deal mit ihm machen und nicht mit Burgener, stimme nicht. «Es ist doch offensichtlich, was hier läuft.»
Die Burgener-Seite wolle ihn in Verruf bringen, glaubt Degen. Und doch hält er eine gemeinsame Lösung noch für möglich. «Das Tischtuch zwischen Bernhard und mir ist von meiner Seite aus nicht zerschnitten. Wenn wir das zusammen in der richtigen Kombination und mit klar abgesteckten Regeln noch mal alles neu anfassen würden: Wieso nicht?»