In der Stunde seines grössten Erfolgs denkt der Nati-Shootingstar an seinen einstigen Wil-Trainer Ciriaco Sforza und hat Tränen in den Augen. «Ciri hat mir die Freude am Fussball zurückgegeben», sagt Kwadwo Duah. Unser erster Torschütze, den kaum einer kennt.
Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen
- Schon seine Nomination in den EM-Kader ist eine Überraschung, seine Nomination in die Startelf umso mehr. Und dann schiesst Kwadwo auch noch das erste Tor.
- Bei YB gelang ihm einst der Durchbruch nicht. Duah, der als 5-Jähriger mit seinen Eltern nach Bern kam, wurde viermal ausgeliehen.
- Bei Wil gelingt ihm dann der Durchbruch. Als blue Sport Duah – unser Nati-Star, der aus dem Nichts kam – auf seinen damaligen Wil-Trainer Ciriaco Sforza anspricht, kommen ihm sogar die Tränen.
Schon seine Nominierung ins 26-köpfige EM-Kader war eine Überraschung. Dann steht er zum Auftakt gegen Ungarn sogleich in der Startformation – verdrängt grosse Namen wie Shaqiri, Amdouni oder Okafor auf die Bank. «Als ich die Hymne gehört habe, ging mein Herz auf», sagt er. Und kurze Zeit später schiesst er sich in die Herzen aller Schweizer und Schweizerinnen. Denn der Yakin-Poker geht auf, Duah trifft in der 12. Minute zum 1:0. «Das alles ist ein Traum», sagt Duah nach Schlusspfiff, «und das Tor war die Krönung.»
Das Tor wurde erst wegen vermeintlichen Abseits aberkannt. Erst nachdem sich der VAR meldet, zählt der Treffer. Duahs Gefühle? Ein Auf und Ab. «Dann ist alles explodiert», nennt er den Moment, als der Treffer gegeben wird.
Kwadwo Duah dürfte nach Spielschluss der am meisten gegoogelte Namen in der Schweiz gewesen sein. Denn obwohl bereits 27-jährig, ist er der unbekannteste Spieler im Nati-Kader. Vor einem Jahr wechselte er vom FC St.Gallen über den 1. FC Nürnberg zu Ludogorets Razgrad nach Bulgarien. «Weil ich europäisch spielen wollte», sagt er zu blue Sport.
Rakete Duah kommt auf 36 Stundenkilometer
Kwadwo Duah ist fünfjährig, als er mit seinen Eltern vom Londoner Stadtteil Tottenham in die Schweiz nach Bern-Bethlehem umzieht. Papi Alexander jobbt als Kellner, Mami Augustina arbeitet als Raumpflegerin. Klein Kwadwo kickt. Erst bei AS Italia, dann beim FC Bethlehem, ab zehn im YB-Nachwuchs. Mit 16 spielt er bereits in der U21. Der Durchbruch bei YB will aber nicht gelingen. In Bern bleibt er ohne Chance, ohne Zukunft.
Obwohl Duah pfeilschnell ist («ich komme wahrscheinlich auf 36 Kilometer pro Stunde», sagt er einst zu Blick), geht’s mit der Karriere kaum vorwärts. Als er im Sommer 2019 in der Challenge League beim FC Wil anheuert, ist dies nach Xamax, Servette und Winterthur bereits der vierte Leih-Klub für den damals 22-Jährigen.
Der FC Wil und Trainer Ciriaco Sforza sind sein Glück. Als blue Sport Duah nach seinem EM-Debüt auf Sforza und Wil anspricht, kommt er ins Schwärmen. «Ich hatte eine sehr schwierige Phase bei YB. Ciri hat mir die Freude am Fussball zurückgegeben. Er ist eine sehr wichtige Person für mich und meine Karriere.»
Sforza: «Ich habe mich riesig für ihn gefreut!»
Duah wird plötzlich emotional und hat Tränen in den Augen: «Ciri hat wirklich einen sehr, sehr grossen Anteil an meinem Spiel.»
Sforza ist bei der Duah-Show in Köln live dabei. Der neue Trainer des FC Schaffhausen und Experte von blue Sport sagt: «Ich habe mich riesig für ihn gefreut. Er ist ein feiner Typ. Damals beim FC Wil haben mir viele von seiner Verpflichtung abgeraten. Aber ich wusste, dass er grosse Qualitäten hat. Es ist schön, dass er die Chance gekriegt hat, sich auf dieser Bühne zu zeigen.»