«Wir müssen noch intern reden» Nati-Direktor Tami verzichtet auf klares Bekenntnis zu Yakin

Tobias Benz

22.11.2023

Pierluigi Tami lässt sich nach der Rumänien-Pleite kein Bekenntnis bezüglich Trainerfrage entlocken.
Pierluigi Tami lässt sich nach der Rumänien-Pleite kein Bekenntnis bezüglich Trainerfrage entlocken.
Bild: KEYSTONE

Die Abwärtsspirale bei der Schweizer Nati geht weiter. Nach dem 0:1 gegen Rumänien verpasst das Team von Murat Yakin den Gruppensieg und wird am 2. Dezember in Hamburg aus dem vierten Topf in die EM-Gruppenphase gelost. Die Luft für den Nati-Trainer wird immer dünner.

Tobias Benz

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nati-Direktor Pierluigi Tami will die Entscheidung in der Trainerfrage bei einem Treffen im Dezember fällen.
  • Klar ist: Die Nati fährt mit Murat Yakin zur Auslosung am 2. Dezember in Hamburg. Was danach für Entscheidungen kommen, lässt Tami offen.
  • In Bezug auf die Abwehrleistungen der Schweizer Mannschaft sind sich Tami und Yakin nicht ganz einig. Während sich der Nati-Direktor eine stabilere Defensive wünscht, sieht der Trainer die Probleme eher in der Offensive.
  • Auch Manuel Akanji und Xherdan Shaqiri sind nach der Niederlage enttäuscht. Der Schweizer Abwehrchef hofft nun auf Glück bei der Auslosung.

«Wir sind enttäuscht über diese Niederlage. Über zehn Spiele ist die Bilanz mit vier Siegen, fünf Unentschieden und einer Niederlage nicht schön. Wir waren Favorit auf den Gruppensieg und müssen das sicher tief analysieren», so die klaren Worte von Pierluigi Tami nach der Partie in Bukarest gegenüber SRF.

Auf Murat Yakins Zukunft angesprochen, werden die Antworten aber undurchsichtig. «Ich entscheide nicht alleine», erklärt der Nati-Direktor. «Es ist eine Diskussion mit dem Präsidenten und mit dem Zentralvorstand», so Tami und verweist auf die Gespräche mit dem Nati-Coach im Dezember.

Klar ist: «Wir gehen am 2. Dezember mit Murat nach Deutschland für die Auslosung und werden dann ein Datum für die Analyse finden. Ich möchte zuerst mit Murat meine Meinung teilen. Er kennt schon ein paar Sachen, aber wir müssen noch direkt intern reden», sagt Tami, der vom Nati-Trainer Antworten verlangt.

«Ich erwarte auch von Murat eine Bewertung dieser Qualifikation. Schlussendlich ist das Hauptziel erreicht. Darüber bin ich glücklich und erleichtert. Aber wir hätten die Qualifikation auch verpassen können. Und es gab Momente, da hatte ich grosse Zweifel.»

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Huggel: «Wieso lässt man sich so viel Zeit?»

Ein klares Bekenntnis zum Trainer hört sich anders an, findet SRF-Experte Benjamin Huggel. «Wieso mit ihm zur Auslosung fahren, wenn man erst nachher entscheidet, ob er überhaupt bei der EM Trainer ist? Wieso lässt man sich so viel Zeit? Man hätte das ja schon analysieren können. Jede Woche, die man verliert, hat der neue Trainer weniger Zeit, sich einzuarbeiten», erklärt der 41-fache Nati-Spieler im SRF-Studio. Entweder müsse man ein Zeichen des Vertrauens setzen und mit Yakin verlängern, oder vor der EM eine andere Lösung finden, meint Huggel.

Ist Yakin noch der richtige Trainer für die Schweizer Nationalmannschaft?
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Bild: KEYSTONE

Unterschiedliche Meinungen bezüglich Defensive

Gegen eine weitere Zusammenarbeit spricht möglicherweise die unterschiedliche Analyse der beiden, was die Leistung des Teams auf dem Platz angeht. Während Tami «tiefe Analysen» im Defensivspiel fordert und durchaus auch die Abwehrspieler ins Visier nimmt («Nach den ersten beiden Spielen ohne Gegentor haben wir gegen alle Gegner ein Tor kassiert»), sieht Yakin in diesem Bereich eigentlich keine grossen Probleme. «Wenn hinten mal einer reinfällt, ist das okay, aber offensiv müssen wir einfach präziser, konsequenter und kaltblütiger sein. Das ist sicher in den letzten Spielen nicht optimal gewesen», sagt der Trainer.

Im Grossen und Ganzen ist Yakin aber genauso enttäuscht: «Wenn man die gesamte Qualifikation betrachtet, dann ist klar, dass wir enttäuscht sind. Wir sind unserer Favoritenrolle nicht ganz gerecht geworden. Wir haben den Gruppensieg nicht geschafft. Da müssen wir selbstkritisch sein, das richtig analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.»

Akanji: «Weiss gar nicht mehr, was ich sagen soll»

Ähnlich hört es sich bei den Spielern an. Ein grimmig dreinblickender Xherdan Shaqiri hält nach dem Spiel fest: «Es ist schwierig zu sagen, was genau fehlt. Wir spielen nicht so effizient nach vorne. Das ist nicht die schönste Qualifikation.» Trotzdem will der 32-Jährige positiv bleiben. «Das Allerwichtigste, die Qualifikation, haben wir erreicht. Das ist das Positive an dieser Kampagne. Ich hoffe und bin mir ziemlich sicher, dass wir an der EM anders auftreten.»

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Das fällt Akanji etwas schwerer. «Der Abend sitzt sehr tief. Ich weiss mittlerweile gar nicht mehr, was ich sagen soll. Der Gegner hat eine Chance und macht das Tor. Wir haben fünf Top-Chancen, aber machen kein Tor. So kann man kein Spiel gewinnen», moniert der Schweizer Abwehrchef. «Das ist schon eine Qualitätsfrage. Wenn man diese Chancen bekommt, muss man sie nutzen, sonst gewinnt man das Spiel nicht.»

Manuel Akanji ärgert sich über die Leistung der Nati in der EM-Qualifikation.
Manuel Akanji ärgert sich über die Leistung der Nati in der EM-Qualifikation.
Bild: KEYSTONE

Akanji ärgert sich vor allem über die verpasste Chance, der Qualifikation mit einem Sieg zum Schluss doch noch das optimale Ende zu geben. «Wir hätten diese Gruppe klar gewinnen müssen. Wir hätten das mit einem Sieg heute abschliessen können. Dann wären wir in Topf 2, jetzt sind wir in Topf 4», so der ManCity-Verteidiger. Was das bedeutet, ist dem 28-Jährigen völlig bewusst: «Jetzt brauchen wir Glück bei der Auslosung.»

Die Töpfe bei der EM-Gruppenauslosung am 2. Dezember

  • Topf 1: Deutschland (Gastgeber), Belgien, England, Frankreich, Portugal, Spanien.
  • Topf 2: Albanien, Dänemark, Rumänien, Türkei, Ungarn, Österreich.
  • Topf 3: Kroatien, Niederlande, Schottland, Slowakei, Slowenien, Tschechien.
  • Topf 4: Schweiz, Italien, Serbien, Playoff-Gewinner A, Playoff-Gewinner B, Playoff-Gewinner C.
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