Heute Samstag (18.00 Uhr) kommt es an der EM zum Achtelfinal-Knüller zwischen Italien und der Schweiz. Ein in vielerlei Hinsicht spezielles Duell. Besonders auch für meine Familie.
Seit bald 15 Jahren bin ich mit meiner Frau Alessia zusammen, seit vier Jahren sind wir verheiratet. Streit haben wir eigentlich nie, normalerweise sind wir auch immer einer Meinung.
Aber es gibt eine Ausnahme. Wenn es um Fussball geht. Oder besser gesagt: Wenn Italien gegen die Schweiz spielt. Meine Frau ist Italienerin, ich Schweizer.
Schon als die beiden Nationen in der Quali zur WM 2022 aufeinandertrafen, kam die Frage auf, mit welchem Team unsere Tochter mitfiebern soll. Darf sie jetzt das rote, oder das blaue Trikot anziehen? Eine in unserem Haushalt seltene Diskussion brach aus. Dabei ging es doch nur um ein Fussballspiel.
«Forza Italia»
Letztlich liessen wir das Mädchen entscheiden. Und – wie sollte es auch anders sein – es hallte rasch und laut «Forza Italia» durchs Wohnzimmer. Die Mutter-Tochter-Beziehung hat gesiegt. Natürlich.
Nicht korrekt, befand ich. So konnte ich es auch nicht lassen, mich etwas über die Italiener lustig zu machen, als die Schweiz die Quali-Gruppe als Erster beendete und die Azzurri letztlich die WM sogar verpassten.
Wahrscheinlich war ich einfach etwas gekränkt, dass sich meine Frau durchsetzen konnte, obwohl sie keine Ahnung von Fussball hat. Kürzlich fragte sie mich, während Italiens zweitem Gruppenspiel, ob es ein Penaltyschiessen gebe, sollte es 0:0 bleiben.
Doch meine Frau kann auch anders. Sie fragte mich, ob Zaccagni denn nicht spiele. «Ist der überhaupt dabei?», fragte ich sie – und gleichzeitig auch mich selbst. Was mich aber noch mehr wunderte: Weshalb kennt meine Frau einen Fussballer von Lazio Rom, bei dem ich googlen muss, um seinen Namen korrekt zu schreiben.
Die Antwort ist simpel. «Ich folge seiner Frau auf Instagram. Sie ist in der 36. Woche schwanger.» Schau an, da kann sogar ein selbst ernannter Fussball-Experte noch was lernen.
Der nächste Disput steht an
Insgeheim hoffte ich ja, dass die Schweiz im Achtelfinal auf Kroatien trifft. Um der nächsten müssigen Diskussion aus dem Weg zu gehen, ob die Vierjährige jetzt rot oder blau tragen soll. Doch es kam, wie es kommen musste: Italien machte das Duell mit der Nati dank eines Treffers in der 98. Minute perfekt. Torschütze? Mattia Zaccagni.
Nun ist es also wieder einmal so weit. Die Schweiz nimmt einen nächsten Anlauf, um Italien erstmals seit 1993 wieder zu schlagen. Und ich werde alles geben, damit meine Tochter diesmal «Hopp Schwiiz» statt «Forza Italia» brüllt. Aber sei's drum. Möge die bessere Mannschaft gewinnen. Ist ja nur Fussball.