Frankreichs «blauer Bunker» «Es ist nicht wichtig, schön zu spielen – was zählt, ist der Sieg»

sda

1.7.2024 - 21:54

Für Adrien Rabiot war der Sieg gegen Belgien am Ende einfach nur «logisch» gewesen.
Für Adrien Rabiot war der Sieg gegen Belgien am Ende einfach nur «logisch» gewesen.
Imago

Frankreich hat das Toreschiessen verlernt und steht trotzdem im EM-Viertelfinal – dank zwei Eigentoren, einem Penalty und dem «Blauen Bunker». Didier Deschamps und seine Schützlinge sind zufrieden.

«Wir haben ein grosses Spiel gegen eine grosse Mannschaft gewonnen. Es war knapp, auch wenn wir viel Ballbesitz und Chancen hatten. Wir sollten nicht banalisieren, dass wir im Viertelfinal stehen», sagte Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps nach dem verdienten, aber mühevollen Minisieg des bislang mit Minimalismus auffallenden Turnierfavoriten gegen Belgien.

Der 19. Versuch bringt den Sieg

Wie schon beim 1:0 gegen Österreich im Auftaktmatch brachte ein Eigentor den Franzosen den Sieg. «Ich wollte abschliessen, der Schuss wird abgelenkt und geht ins Tor», sagte der nach einer Stunde eingewechselte Randal Kolo Muani. Mit seiner an sich ungefährlichen Aktion erzwang der Stürmer von Paris Saint-Germain den entscheidenden Ablenker von Jan Vertonghen. «Zuerst hatten wir kein Glück, und ich hatte es dann», ergänzte er treffend.

Frankreich erzwingt das Glück, so kann man es sehen. Schliesslich hielt der «Blaue Bunker» ("L’Équipe") im vierten Spiel zum dritten Mal dicht und gingen die von den Belgiern «chloroformierten» (AFP) Franzosen am Montag in Düsseldorf 20-mal in den Abschluss. Der 19., der auf direktem Weg neben das Gehäuse gegangen wäre, führte zum Tor.

«Es ist nicht wichtig, schön zu spielen. Was zählt, ist der Sieg», meinte Adrien Rabiot nicht zu Unrecht. Der Sieg gegen Belgien sei «logisch», so der im Viertelfinal gelbgesperrte Mittelfeld-Akteur von Juventus Turin. «Wir waren bei unseren Schüssen etwas ungeschickt, aber wir haben bis zum Schluss Druck gemacht.»

Randal Kolo Muani, Frankreichs tragische Figur im verlorenen WM-Final 2022, erlebt eine späte Genugtuung
Randal Kolo Muani, Frankreichs tragische Figur im verlorenen WM-Final 2022, erlebt eine späte Genugtuung
Keystone

Kolo Muanis Wiedergutmachung

Zwar wurde der Treffer folgerichtig als Eigentor gewertet. Für Kolo Muani ist er dennoch eine besondere Genugtuung, eine Wiedergutmachung für Versäumtes. Vor zweieinhalb Jahren war der 25-Jährige im dramatischen WM-Final gegen Argentinien, dem 2:4 im Penaltyschiessen nach einem 3:3 nach 120 Minuten, Frankreichs tragische Figur, indem er spät in der Verlängerung alleine vor Argentiniens Torhüter Emiliano Martinez den Matchball zum Sieg vergab.

Eine Szene, die Kolo Muani bis zu diesem Montag und darüber hinaus nicht loslässt. «Das hätte mein Leben verändern können. Ich werde es nie vergessen, niemals», sagte er unlängst gegenüber «L’Équipe». Kommt hinzu, dass Kolo Muani in Paris ein unbefriedigendes Jahr als Ergänzungsspieler mit wenig Einsatzzeit hinter sich hat. «Es war eine sehr komplizierte Saison, ich hatte noch nie so viele Schwierigkeiten, seit ich spiele», gab er vor der EM zu.

Gleichwohl liess Didier Deschamps Kolo Muani nicht fallen und berief ihn in sein EM-Kader. «Ich mag ihn vielleicht zu sehr, aber ihr liebt ihn nicht genug», hatte der Nationalcoach im November gesagt. Nun bekam «DD» die Bestätigung für sein Vertrauen in «RKM».

sda