Der FC Zürich verliert als Schweizer Meister auch sein viertes Spiel in der Europa League – in Eindhoven gibt's eine 0:5-Klatsche. Die blue Sport Experten Philipp Degen und Markus Neumayr sparen nicht mit Kritik.
Auf das 1:5 letzte Woche zu Hause gegen PSV Eindhoven folgt am Donnerstag für den FC Zürich eine 0:5-Pleite in Holland. Damit verliert der amtierende Schweizer Meister auch das vierte Spiel in der Europa League und hat schon keine Chance mehr aufs Weiterkommen. Um noch Platz 3 zu erreichen und damit in die Conference League einzuziehen, müsste der FCZ die letzten Spiele gegen Bodø/Glimt und Arsenal schon gewinnen.
«Für den Schweizer Fussball war das wieder ein ganz schlechter Abend», sagt blue Sport Experte Philipp Degen über die herbe Klatsche für die Zürcher. «Die zweite Halbzeit fand ich noch schlechter als die erste. Mir fehlt der rote Faden beim FCZ und ich glaube, dass gewisse Spieler auf diesem Niveau überfordert sind.»
Wie in einem Trainingsspiel habe sich der FCZ angestellt, meint Degen, als er den Treffer zum 4:0 analysiert: «Keine Absprache, kein Zweikampf. Fussball ist auch 1 gegen 1, das war aber gar nicht der Fall.» Markus Neumayr sieht es ähnlich: «Mir fehlte in grossen Teilen des Spiels komplett die Gegenwehr. Der Wille und die Bereitschaft, überhaupt den Zweikampf führen zu wollen.»
«Ein desaströses Bild»
Insbesondere in der Situation, in welcher sich der FC Zürich aktuell befindet, sei es das A und O im Fussball, über den Kampf zurück in die Spur zu finden, meint der frühere Mittelfeldspieler, der über 100 Super-League-Spiele absolviert hat.
Neumayr: «Man spürt das Feuer nicht. Wir schauen uns das Spiel an und suchen krampfhaft nach positiven Elementen, aber wir finden sie einfach nicht. Es ist mega tragisch, dass wir als Fans des Schweizer Fussballs sowas nach dem Spiel sagen müssen.»
Schliesslich geht es für die Schweiz auch um wichtige Punkte für die Fünfjahreswertung der UEFA, um im Nationen-Ranking nicht wieder aus den Top 15 zu fallen. «Es ist ein desaströses Bild, dass wir abgeben. Das ist der Schweizer Meister, der uns international vertritt. Für jeden einzelnen Spieler, der auf dem Platz stand, ist das ein Armutszeugnis», so Neumayr.
Verteidigen wie Eishockeyspieler
Philipp Degen schlägt in die gleiche Kerbe: «Für den Schweizer Fussball kann es doch nicht der Anspruch sein, dass wir uns international so präsentieren.» Der Zwillingsbruder von FCB-Boss David Degen nimmt den neuen FCZ-Coach Bo Henriksen dabei noch in Schutz: «Das ist jetzt der dritte Trainer in dieser Saison. Nach einem solchen Auftritt muss sich jeder Spieler auch mal hinterfragen, ob er wirklich alles gibt und mit Herzblut dabei ist.»
Die Zürcher hätten sich im Laufe des Spiels aufgegeben, meint Degen. «Am meisten Sorgen bereitet mir, wie die Abwehr teilweise verteidigt. Wie beim Eishockey, es bisschen die Beine zur Seite strecken ... mir fehlt da komplett die Bereitschaft, den Kampf anzunehmen.»
Der 39-Jährige will aber auch die Vereinsführung nicht von jeglicher Schuld an der aktuellen Misere freisprechen. «Die Kader-Zusammenstellung ist in dieser Saison definitiv nicht so, wie man sich das gewünscht hat und wie das letzte Saison war. Vielleicht konnte man auch die Abgänge nicht so kompensieren, wie man das erwartet hatte.»