Plötzlich im Rampenlicht Wetter, Forrer, Manzato und Co. – die unerwarteten Playoff-Helden

Von Marcel Allemann

23.4.2021

Fand sich als Siegesschütze plötzlich im Rampenlicht wieder: Lakers-Stürmer Sandro Forrer.
Fand sich als Siegesschütze plötzlich im Rampenlicht wieder: Lakers-Stürmer Sandro Forrer.
Bild: Keystone

Man hatte sie überhaupt nicht auf der Rechnung. Aber ausgerechnet sie schreiben in diesen Playoffs die grossen Geschichten. Das sind die unerwarteten Helden:

Von Marcel Allemann

23.4.2021

Gian-Marco Wetter (Rapperswil-Jona Lakers)



Der 20-jährige Junioren-Internationale gehört bei den Lakers zu den Spielern, die um ihren Platz im Line-up und Eiszeit kämpfen müssen. Er wurde diese Saison auch schon mal kurzzeitig zu Partnerteam Thurgau in die Swiss League geschickt und sein Territorium ist bei Rappi zumeist die vierte Linie. Doch nun ist der Appenzeller, der beim SC Rheintal seine ersten Hockey-Gehversuche machte, später zu den Junioren des HC Davos wechselte und vor anderthalb Jahren nach Rapperswil-Jona weiterzog, plötzlich der grosse Held. Mit seinem Tor in der zweiten Verlängerung am späten Mittwochabend gegen Lugano schoss Wetter Rappi in die Halbfinals und damit zum grössten Erfolg der Vereinsgeschichte neben dem Cupsieg 2018. Bei seiner Verpflichtung sagte Lakers-Sportchef Janick Steinmann: «Mit ihm kommt ein bodenständiger junger Mann zu uns, der grosse Ziele hat.» In der Tat – sein nächstes ist die Qualifikation für den Playoff-Final.

Gian-Marco Wetter sorgte für das Saisonende von Goalie Nikas Schlegel und den HC Lugano.
Gian-Marco Wetter sorgte für das Saisonende von Goalie Nikas Schlegel und den HC Lugano.
Bild: Keystone

Sandro Forrer (Rapperswil-Jona Lakers)

Auch Sandro Forrer ist – etwas böse formuliert – bei den Lakers ein Hinterbänkler. Aber wie wichtig diese bei den St. Gallern sind, sah man in den letzten Tagen. Zweimal bekam der Aussenseiter sein Siegestor in der Verlängerung gegen Lugano aus der vierten Linie – in Spiel 5 von Gian-Marco Wetter, in Spiel 3 von Sandro Forrer. Der 23-jährige Thurgauer, der via Winterthur, Zug und Fribourg zu den Lakers fand, schoss in der National League noch nie mehr als zwei Saisontore. Aber er wählte für sein zweites in dieser Spielzeit den perfekten Zeitpunkt. Durch seinen Volltreffer am vergangenen Samstag zogen die Lakers das Momentum in der Serie gegen Lugano definitiv auf ihre Seite. 

Das Tor von Sandro Forrer (Mitte) war der Dosenöffner in Richtung Halbfinal.
Das Tor von Sandro Forrer (Mitte) war der Dosenöffner in Richtung Halbfinal.
Bild: Keystone

Daniel Manzato (Servette)

Der 37-Jährige hat sich seinen Karriere-Herbst als der perfekte Goalie Nummer 2 eingerichtet. Das Ego des früheren Nati-Torhüters (drei WM-Teilnahmen) wurde kleiner, im Zentrum steht für ihn vielmehr seine Loyalität sowie das Wohlbefinden des Teams. Und wenn es ihn mal zwischen den Pfosten braucht, ist er bereit. Und wie. In der Startphase von Viertelfinal-Spiel 4 zwischen Servette und Fribourg verletzte sich Genfs Stammkeeper Gauthier Descloux, der bis zu diesem Zeitpunkt eine überragende Saison spielte. Ein wirklich gravierender Ausfall. Dachte man. Doch Manzato stellte sich ins Tor, spielte seine ganze Routine aus, liess sich weder in Spiel 4 (4:0) noch Spiel 5 bezwingen und half mit, die Genfer souverän in die Playoff-Halbfinals zu bringen. Ein Goalie-Problem hat Servette definitiv keines.

Daniel Manzato ist in den diesjährigen Playoffs noch ohne Gegentor.
Daniel Manzato ist in den diesjährigen Playoffs noch ohne Gegentor.
Bild: Keystone

Livio Stadler (Zug)

Der Druck, der auf den Schultern der Spieler des EV Zug lastete, war am Mittwoch gross, nachdem sie am Montag beim SCB mit 2:6 untergingen. Noch eine Niederlage und erstmals ein Rückstand in der Viertelfinal-Serie gegen die Mutzen und es wäre für den souveränen Gewinner der Regular Season, der endlich den zweiten Meistertitel nach 1998 feiern will, so richtig ungemütlich geworden. Es war dann keiner der zahlreichen EVZ-Stars, der für eine rasche Entwarnung sorgte, sondern einer, der zumeist nicht im Rampenlicht steht. Verteidiger Livio Stadler schoss bereits in der 2. Minute das 1:0 und führte die Zuger auf den richtigen Weg, am Ende siegten sie mit 5:2. Das 23-jährige Zuger Eigengewächs schoss übrigens erst in dieser Saison seine ersten National-League-Tore. Zwei in der Qualifikation und nun traf er erstmals in den Playoffs.

Das wichtigste Tor im wichtigsten Spiel der Saison: EVZ-Verteidiger Livio Stadler (links).
Das wichtigste Tor im wichtigsten Spiel der Saison: EVZ-Verteidiger Livio Stadler (links).
Bild: Keystone

André Heim (Bern)

Mit seinen drei Toren und drei Assists gehört der 23-jährige Center aktuell zu den besten Playoff-Skorern und ist so etwas wie der Spieler der Stunde beim SC Bern. Dabei war das einst hoch gepriesene Talent bis vor ein paar Monaten noch ein Sorgenkind, stagnierte in seiner Entwicklung. Gelegentlich sass er als überzähliger Stürmer sogar auf der Tribüne. Seit aber Anfang Jahr bekannt geworden ist, dass er auf der Suche nach mehr Verantwortung und Eiszeit den SCB zum Saisonende verlassen wird (der neue Arbeitgeber soll Ambri sein), schien der eigene Junior wie von einer Last befreit und sorgte für eine Leistungsexplosion.

Auf die Stagnation folgte bei André Heim eine Leistungsexplosion.
Auf die Stagnation folgte bei André Heim eine Leistungsexplosion.
Bild: Keystone

Raphael Prassl (ZSC Lions)

Dass er Talent hat und etwas kann, war bekannt. Und trotzdem wirkte der 23-jährige Stürmer immer ein wenig unscheinbar. Daher sorgte es auch nicht für grosses Aufsehen, als im Januar bekannt wurde, dass Prassl auf die nächste Saison zum HC Davos wechselt. Inzwischen wird in Zürich diesem Transfer jedoch mit Bestimmtheit hinterher getrauert. Denn das Eigengewächs trumpfte zuletzt gross auf, mit seinen 11 Saisontoren (Qualifikation) war er so erfolgreich wie noch nie und im Playoff kam er in fünf Partien bereits auf sechs Skorerpunkte (3 Tore, 3 Assists).

Raphael Prassl (rechts) hat sich bei den ZSC Lions zu einem Leistungsträger entwickelt.
Raphael Prassl (rechts) hat sich bei den ZSC Lions zu einem Leistungsträger entwickelt.
Bild: Keystone