Sieben Siege in Folge. Rang 4 in der Tabelle, vor Meister Zug. Punktgleich mit dem Tabellenzweiten Fribourg. 9 Zähler Vorsprung auf die ZSC Lions und schon 13 Punkte Reserve auf Platz 7. Die Rapperswil-Jona Lakers eskalieren komplett. Ein Erklärungsversuch.
Nein, es war nicht das allerbeste Spiel der Lakers. Durch die Nati-Pause schien der Rhythmus etwas verloren gegangen zu sein, es gab mehr Fehlpässe als auch schon zu sehen. Und trotzdem war sie wieder da. Diese Überzeugung, diese Entschlossenheit in den Augen der Spieler. Dass man gegen ein absolutes Spitzenteam wie Biel selbst auswärts nicht einfach mal abwarten und nur mitspielen will, sondern gekommen ist, um drei Punkte mitzunehmen.
Und dann ist da diese 59. Minute. Jeremy Wick spielt den Puck zu Sandro Forrer. Und dieser Sandro Forrer, nicht gerade ein Skorer in Reinkultur, drischt den Puck mit der Wucht und Abgebrühtheit eines Goalgetters am verdutzten Biel-Goalie Joren van Pottelberghe vorbei unters Lattenkreuz. Es ist das 2:1, Biel kann nicht mehr reagieren, der siebte Sieg in Folge ist Tatsache. Anstatt sich den Spitzenteams zu beugen (vor der Nati-Pause bezwang Rappi schon Meister Zug auswärts mit 3:0), sind die Lakers nun selbst eines. Völlig überraschend.
Der vermeintliche Umbruch zur Unzeit
Vor der Saison wurde den Lakers nicht allzu viel zugetraut. In seiner Saisonprognose tippte blue Sport die Lakers auf Rang 12, in anderen Medien war zumeist Rang 11 das höchste der Gefühle. Denn mit ihrer sensationellen Halbfinal-Qualifikation schienen die Lakers letzte Saison ihr Maximum ausgereizt zu haben, was eine Bestätigung fast unmöglich macht.
Umso mehr, da der Vertrag mit Trainer Jeff Tomlinson, der in Rapperswil als Aufstiegs-Macher und Cupsieger-Coach eine Kultfigur ist, nicht verlängert wurde. Und auch Schlüsselspieler wie Dominik Egli, Daniel Vukovic und Kevin Clark den Verein verliessen. Geholt wurden stattdessen primär junge Spieler wie Nathan Vouardoux, Iñaki Baragano, David Aebischer und Yannick Brüschweiler, die ausschliesslich Hockey-Insidern ein Begriff waren.
Jungen Talenten Spielzeit und Vertrauen geben, soll zur neuen Strategie der Lakers unter ihrem CEO Markus Bütler und Sportchef Janick Steinmann werden. Weil es aus ihrer Sicht der einzige Weg ist, sich längerfristig in der National League zu etablieren. Wie in früheren Jahren die Bankkonten von alternden Ex-Stars füllen und so auf das grosse Glück hoffen, welches dann zumeist trotzdem ausblieb, wollte man nicht mehr. Auch aus finanziellen Gründen.
Der hohe Poker von Sportchef Steinmann
Als Übungsleiter musste deshalb ein Trainer her, der es mit den Jungen kann, ein ambitionierter Ausbildner. Steinmann entschied sich für den Schweden Stefan Hedlund, den er aus gemeinsamen Zeiten bei der EVZ Academy kannte. Hinter vorgehaltener Hand wurde damals gemunkelt, dass Steinmann einfach einem Kumpel einen Job beschafft habe.
Eine absolute Bösartigkeit, wie wir heute wissen. Sicher, Steinmann hat mit der Ersetzung von Tomlinson und diesem Umbruch hoch gepokert. Und als die ersten vier Saisonspiele alle verloren gingen, dürfte dem Lakers-Sportchef nicht mehr ganz wohl in seiner Haut gewesen sein. Doch dann fingen die Lakers plötzlich an zu gewinnen und inzwischen wollen sie gar nicht mehr aufhören damit.
Unabhängig davon, wo das für die Lakers in dieser Saison endet und ob irgendwann doch noch ein Einbruch kommt, seinen Poker hat Steinmann längst gewonnen. Denn sein Team produzierte seit diesem Herbst so viele schöne Schlagzeilen, generierte ein positives Image und spielt daneben nicht nur ein erfolgreiches, sondern auch ein erfrischendes, attraktives Hockey.
Die Trainings härter als die Matches
Den Lakers mit ihrem Genie Roman Cervenka und den anderen Routiniers wie Captain Andrew Rowe oder Jeremy Wick, aber vor allem auch den vielen willigen Jungen wie Vouardoux, Brüschweiler oder dem Neu-Nationalspieler Nando Eggenberger zuzuschauen, macht derzeit wesentlich mehr Spass als beispielsweise dem EVZ oder dem ZSC. Und von Lugano wollen wir in diesem Zusammenhang gar nicht erst reden.
Richtig greifbar und erklärbar ist dieses Hockey-Wunder der Rapperswil-Jona Lakers trotzdem nicht. Fakt ist, dass in der Rosenstadt knallhart gearbeitet wird und Spieler davon berichten, dass die Matches im Vergleich zu den Trainings fast schon gemütlich seien.
Es ist sicher so, dass nun die Zahnräder ineinander greifen. Die harte Arbeit zahlt sich aus und dann macht diese auch automatisch viel mehr Spass. Auch das Selbstvertrauen der ganzen Equipe ist inzwischen fast schon ins Unermessliche gestiegen – wenn inzwischen selbst ein Forrer schon meint, er sei Cervenka. Das Einzige, was stets geblieben ist, ist die Demut neben dem Eis. Was seinen Teil zum Erfolg ebenfalls beiträgt.
Als Nächstes schickt sich am Freitagabend der SC Bern an, die Siegesserie der Lakers zu stoppen. Es mutet schon ein wenig seltsam an, wenn das kleine Rappi gegen den grossen SCB plötzlich der unbestrittene Favorit ist.