Nach einem verheissungsvollen Auftakt endet die Hockey-Weltmeisterschaft für die Schweiz mit einem enttäuschenden Abschluss durch das Viertelfinal-Out gegen Deutschland. Das sind die Noten der 28 WM-Fahrer.
Goalie
Reto Berra
Sehr stilsicherer und routinierter Auftritt. War da, wenn es ihn wirklich brauchte, etwa in der Startphase des Slowakei-Spiels als seine Vorderleute sehr nervös agierten. Und trotzdem muss der zweifache Silberheld damit umgehen, dass er in den Schlüsselspielen stets hinter Leonardo Genoni anstehen muss.
Goalie
Leonardo Genoni
Ein Flop-Spiel gegen Schweden mit zwei haltbaren Gegentoren und der Auswechslung nach dem 0:4. Doch auf diesen Schock reagierte er so, wie das ein grosser Goalie wie er immer tut: mit einer überzeugenden Antwort. Liess im weiteren Verlauf des Turniers nur noch zwei Treffer zu. Das bittere Aus gegen Deutschland konnte er aber ebenfalls nicht verhindern.
Goalie
Melvin Nyffeler
Kam nach dem 0:4-Rückstand gegen Schweden zu seiner WM-Premiere. Ein grosser Moment für ihn, aber viel zu gewinnen gab es da nicht mehr. Gegen Grossbritannien (6:3) durfte er im Schlussdrittel nochmals ran und konnte dann doch noch einen Sieg mit direkter Beteiligung miterleben. Gut, dass er reinschnuppern durfte, doch ob er eine Alternative zu Berra oder Genoni sein könnte, wurde daraus nicht ersichtlich.
Verteidiger
Santeri Alatalo
Sehr agil und beweglich und ein gelungenes WM-Debüt, auch wenn man sich der gebürtige Finne vor allem im Spiel nach vorne zuerst finden musste. Immerhin gelang ihm gegen Grossbritannien sein erstes WM-Tor.
Verteidiger
Raphael Diaz
Mit Licht, aber gelegentlich auch Schatten. Es gab Momente, in denen er ungewohnt fahrig zu Werke ging. Nahm aber nach der 0:7-Pleite gegen Schweden, wie es sich für einen grossen Captain gehört, das Heft in die Hand und sorgte mit seinem Treffer zum 1:0 gegen die Slowakei dafür, dass die Ruhe sogleich ins Team zurückkehren konnte.
Verteidiger
Lukas Frick
Musste sich zunächst bis zum Russland-Spiel gedulden, ehe er es erstmals ins Team schaffte, war dann aber mit einem gravierenden Verteidigungs-Fehler dafür mitverantwortlich, dass die Partie verloren ging. Das war's dann für ihn. Eine WM zum Vergessen.
Verteidiger
Tobias Geisser
Schon sehr abgebrüht für sein Alter und eine Entdeckung. Wenn auch, im Gegensatz zu den Playoffs, nicht ganz fehlerfrei. Bekam das höhere Level an einer A-WM schon zu spüren. Mit -3 zusammen mit Fabian Heldner die schlechteste Plus-Minus-Bilanz im Team und in der Endphase des Turniers nicht mehr eingesetzt.
Verteidiger
Fabian Heldner
Hat diese Saison grosse Fortschritte gemacht und kann mittlerweile auch auf diesem Niveau ganz gut mithalten und neben seiner Hartnäckigkeit und seiner Physis auch den öffnenden Pass in sein Spiel einbringen. Einzig wenn die gegnerischen Tanzbären den Turbo zünden, stösst er an seine Grenzen und es wird einem als Sympathisant der Schweizer Nati ein wenig unwohl. In der Endphase des Turniers ebenfalls nicht mehr eingesetzt.
Verteidiger
Romain Loeffel
Konnte sich im Verlauf des Turniers steigern und unverzichtbar machen. Doppelpack gegen die Slowakei und ein weiterer Treffer gegen Grossbritannien. Im Viertelfinal gegen Deutschland dann leider nicht mehr so dominant.
Verteidiger
Janis Moser
Unglaublich solid, begeht kaum Fehler, bringt den Puck souverän aus der Gefahrenzone, weiss durch seine Spielintelligenz, wann es besser ist zurückzubleiben und wann in den Angriff mitzugehen. Schloss das Turnier mit einer +5-Bilanz ab. Ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass er mit 20 Jahren der Jüngste im Team war. Zur Maximalnote fehlt ihm einzig noch ein Schuss mehr Mut und Gefährlichkeit im Abschluss. Wenn seine Zukunft nicht in der NHL liegt, dann muss man am Sachverstand der NHL-Manager zweifeln.
Verteidiger
Mirco Müller
Ein ordentlicher Beginn, dann verletzte er sich im Spiel gegen Schweden und musste pausieren. Kehrte im letzten Gruppenspiel gegen Grossbritannien zurück. Kann krachende Checks verteilen und auch sonst ordentlich austeilen. So auffällig und überzeugend wie an seiner letzten WM war er aber nicht.
Verteidiger
Jonas Siegenthaler
Der NHL-Verteidiger brauchte einen Moment um sein Spiel auf das grössere Eisfeld und das Nationalteam zu adaptieren. Danach wurde er immer besser und durch seine Agilität und seine Physis zu einem grossen Gewinn für diese Mannschaft.
Verteidiger
Ramon Untersander
Zwar insgesamt nicht mehr mit der offensiven Ausstrahlung früherer Tage, aber mit seiner Routine enorm zuverlässig und abgebrüht und daher der ideale Verteidiger-Partner für Youngster Janis Moser. Im Viertelfinal gegen Deutschland nicht nur wegen seines Tors zum 1:0 einer der besten Schweizer.
Stürmer
Andres Ambühl
Unfassbar, was er mit seinen 37 Jahren auf diesem Level noch immer leisten kann. Gehörte nicht nur zu den besten, sondern auch zu den konstantesten Schweizern, auch wenn er gegen Ende ein wenig abbaute. Kampf, Hartnäckigkeit, Tempo, Laserpässe (insgesamt fünf Assists), von ihm gibt es die gesamte Palette. Bleibt er gesund, dürfte er 2022 im Alter von 38 Jahren seine 17. WM bestreiten und zum alleinigen Weltrekordhalter werden.
Stürmer
Sven Andrighetto
Der Start ins Turnier war etwas flau, danach steigerte er sich in der Linie mit Timo Meier und Joël Vermin und kam auch zu Toren. Doch anschliessend baute er genauso wieder ab. Insgesamt nicht die WM, die man sich von einer der dominantesten Figuren in der National League erhofft hatte.
Stürmer
Christoph Bertschy
Eine fleissige Arbeitsbiene, die sich zunächst vollumfänglich in den Dienst des Teams stellte, obwohl er den Speed und die Technik für eine weitaus offensivere Rolle hätte. Diese führte er denn in der zweiten Turnierhälfte perfekt aus, er kam insgesamt noch zu drei Toren und vier Assist und hatte wesentlichen Anteil daran, dass die nominelle vierte Linie derart zu überzeugen wusste und zu einer schnittigen Waffe in der Offensive wurde.
Stürmer
Enzo Corvi
Seine technischen Fähigkeiten sind herausragend, ihm zuzuschauen, wie er die Pucks verteilt, ist eine absolute Augenweide. Einer jener raren Spielertypen, die allein schon das Eintrittsgeld wert sind (wenn es denn wieder Zuschauer hat). Die ideale Ergänzung zu Topskorer Gregory Hofmann. Doch gelegentlich dürfte er durchaus eine Spur eigensinniger sein, anstatt immer noch den letzten (perfekten) Pass zu suchen. Und ab und an geht er unnötige defensive Risiken ein.
Stürmer
Fabrice Herzog
Der Nati-Rückkehrer war nach seiner Begnadigung im letzten Sommer ein Gewinn für das WM-Team. Voller Einsatz, knallharte Checks, die dem Gegner so richtig unter die Haut gehen und ein direkter Zug aufs Tor. Tugenden, die jedem Team gut anstehen und jedes Sturm-Duo als zusätzliche Waffe am Flügel gut ergänzen.
Stürmer
Nico Hischier
Keiner stand so oft auf dem Eis wie er (151 Minuten). Denn sein Mitwirken war sowohl in Überzahl wie auch Unterzahl unentbehrlich. Keiner traf in der Gruppenphase so viele kluge Entscheidungen wie er. Keiner schafft es in den ersten sieben Spielen so gut wie er, selbst in der grössten Hektik den Überblick zu behalten. Doch dann kam der WM-Viertelfinal gegen Deutschland und er leistete sich plötzlich ungewohnte Flüchtigkeitsfehler und konnte dem Team nicht wirklich helfen. Wollte er zu viel?
Stürmer
Gregory Hofmann
Der beste Schweizer Stürmer punkto Tore (sechs), Skorerwerten (total acht Punkte) und Tempo. Ist nochmals eine Spur besser und vor allem auch reifer geworden, lässt sich auch nicht mehr einschüchtern, sondern hält dagegen. Pech gegen Deutschland, dass er seine Chancen nicht verwerten konnte und dann zum Schluss auch noch den letzten Penalty verschoss. Das wird ihn schmerzen. Trotzdem: Wenn er nächste Saison nicht in der NHL spielt, dann verstehen einige Hockey-Experten die Welt nicht mehr.
Stürmer
Philipp Kuraschew
Filigraner Techniker mit riesigem Potenzial. Doch nach seiner ersten NHL-Saison hat man sich mehr erhofft, übers ganze Turnier gesehen war zu viel Leerlauf dabei, konnte er zu wenig bewegen. Wie ein Juwel, der noch geschliffen werden muss. Er ist ja auch erst 21.
Stürmer
Timo Meier
Er legte los wie die Feuerwehr, konnte diese Kadenz aber nicht halten. Man sah, dass er keine unbeschwerte NHL-Saison hinter sich hat. Anders als 2018, als er auch grossen Anteil am Silberwunder hatte. Zu einem konstanten Leader dieser Mannschaft, zu einem neuen Nino Niederreiter muss er erst noch reifen, doch diese Zeit muss man ihm auch zugestehen.
Stürmer
Kilian Mottet
Schaffte es lediglich gegen die Slowakei und Grossbritannien ins Team und erhielt nur wenig Eiszeit. Zur Werbung in eigener Sache konnte er diese auch nicht nutzen. Natürlich keine befriedigende erste WM für ihn, trotzdem setzte er seiner Karriere allein schon durch das WM-Aufgebot die Krone auf.
Stürmer
Vincent Praplan
Hatte Probleme, seine Rolle an diesem Turnier zu finden und Spuren zu hinterlassen. Und als man das Gefühl hatte, es werde besser, verletzte er sich und fand auch danach den Weg ins Aufgebot nicht mehr.
Stürmer
Noah Rod
Verpasste den WM-Start verletzungsbedingt und wurde just beim 0:7 gegen Schweden erstmals eingesetzt. So war es für den Servette-Captain anspruchsvoll, ins Team und in die WM zu finden. Letztendlich zu anspruchsvoll. Konnte seine Tugenden zu wenig oft in die Waagschale werfen.
Stürmer
Tristan Scherwey
Übers Ganze gesehen der beste Schweizer und der einzige mit der Maximalnote. Ein Wunder, wenn man bedenkt, wie schwach er beim SCB in die Saison gestartet war. Hielt an der WM seinen Motor permanent am Laufen, stark in den Bandenkämpfen, bereitete nicht weniger als sechs Tore vor (unter anderem auf geniale Art das 2:0 im Viertelfinal gegen Deutschland) und erzielte zudem auch noch das wichtige Tor zum 3:1 beim kapitalen Spiel zum Auftakt gegen Tschechien (5:2). Er hat sein Potenzial nicht nur ausgeschöpft, sondern auch immer wieder noch zusätzlich einen draufgesetzt. Wir ziehen den Hut!
Stürmer
Dario Simion
Konnte seine überragenden Darbietungen aus den Playoffs und der WM-Vorbereitung nicht auf die WM adaptieren, ein Tor blieb ihm bei seiner Premiere ebenfalls verwehrt. Viel Eifer, aber wenn seine Linienpartner Corvi und Hofmann jeweils den Zauberstab auspackten, wirkte er fast ein wenig verloren. Und dann kam auch noch eine Verletzung dazu, die ihn zwischenzeitlich ausser Gefecht setzte.
Stürmer
Joël Vermin
Zunächst überzählig, kämpfte er sich mit einer guten Arbeitsmoral ins Team zurück und bedankte sich für das Vertrauen mit zwei Toren gegen Belarus. Diese überzeugende Kadenz konnte er allerdings leider nicht bis zum Schluss aufrechterhalten.