Die Schweizer erleben an der WM in Riga im Viertelfinal ein Déjà-vu der negativen Art.
Wie vor zwei Jahren gegen Kanada kassieren sie auch gegen Deutschland in der letzten Minute den Ausgleich zum 2:2 und scheiden aus, diesmal im Penaltyschiessen. Gegen die Nordamerikaner hatten 0,4 Sekunden zum Einzug in den Halbfinal gefehlt, diesmal waren es 44 Sekunden. Die Schweizer mussten also eine weitere harte Pille schlucken.
Auf die Frage, was das mit der Mannschaft mache, antwortete Nationaltrainer Patrick Fischer: «Es ist ganz klar eine harte Lektion, wir müssen nun beinahe ein Jahr auf die nächste Chance (die Olympischen Spiele in Peking – Red.) warten. Jedoch zeigten wir über alles gesehen ein gutes Turnier. Ich habe das Gefühl, dass wir im Vergleich zur WM 2019 einen Schritt vorwärts machten. Wir spielten besser und ich hoffe, dass uns dies nächstes Mal auch wieder gelingt.»
Die Niederlage ist umso bitterer, als die Deutschen zwar der erwartet hartnäckige Gegner waren, die Schweizer es jedoch zweimal schafften, das defensive Bollwerk zu knacken und durch Verteidiger Ramon Untersander (16.) und Fabrice Herzog (34.) 2:0 in Führung zu gehen. Danach hatten sie die Partie bis zum 1:2 von Tom Kühnackl (38.), dem ein Fehler von Jonas Siegenthaler vorausgegangen war, in Griff. In der Folge spielten aber praktisch nur noch die Deutschen.
«Ausgleich war extrem bitter»
Zur fehlenden Leichtigkeit im Schweizer Spiel sagte Fischer: «Wir wussten, dass es ein Geknorze wird. Die Deutschen machten die neutrale Zone dicht und nahmen so das Tempo aus unserem Spiel. Dennoch schossen wir das erlösende 1:0, worauf wir etwas besser wurden. Das 1:2 kurz vor dem Ende des zweiten Drittels war dann ein «Killer» für uns. Bis dahin hatte Deutschland fast keine Torchancen. Dieser Treffer gab ihnen Aufwind. Es war sicher nicht unsere beste Partie mit der Scheibe.»
Das Schussverhältnis im letzten Drittel lautete 13:4 zu Gunsten der Deutschen – total 40:22. Das sagt einiges aus. «Es war uns bewusst, dass die Deutschen im letzten Abschnitt alles versuchen werden», führte Captain Raphael Diaz aus. «Vielleicht waren wir das eine oder andere Mal zu passiv, das kann sein. Meiner Meinung nach spielten wir aber auch im letzten Drittel in der Defensive solid. Wir liessen praktisch nur Schüsse von aussen zu, waren aggressiv, brachten die Scheibe gut aus unserer Zone heraus. Der Ausgleich war extrem bitter.»
Gute Chance auf eine weitere Medaille verpasst
Mit der unnötigen dritten Niederlage in Serie in einem K.o.-Spiel gegen Deutschland nach dem 0:1 im WM-Viertelfinal 2010 und dem 1:2 nach Verlängerung im Achtelfinal an den Olympischen Spielen 2018 verpassten die Schweizer eine gute Chance auf eine weitere Medaille – es wäre die zweite in der Amtszeit von Fischer nach Silber 2018 gewesen. Die Spieler machten kein Geheimnis daraus, dass sie den Titel anstreben. Die starke Vorrunde mit fünf Siegen in sieben Partien nährte den Optimismus weiter. «Jeder hatte einen Traum und wollte mehr», sagte Diaz.
Nationalmannschaftsdirektor Lars Weibel ist sich bewusst, «dass wir am letzten Spiel gemessen werden. Insofern sind wir trotz der starken Vorrunde sicher nicht zufrieden. Wir werden aber wieder aufstehen. Ich bin überzeugt, dass die Spieler eine positive Reaktion zeigen werden. Sie wollen so etwas nicht mehr erleben.» Es bleibt zu hoffen, dass den Worten Taten folgen, denn zwei bittere Viertelfinal-Niederlagen sind genug.