Sie waren gekommen, um Weltmeister zu werden. Aber sie müssen nach einer weiteren bitteren Niederlage gegen Rivale Deutschland bereits nach den Viertelfinals abreisen. Eine Analyse zum Schweizer Out.
«Wenn man weiss, was mit diesem Team eigentlich möglich gewesen wäre, dann ist das nicht einfach jetzt», erklärte Nati-Verteidiger Santeri Alatalo nach der 2:3-Niederlage nach Penaltyschiessen gegen Deutschland völlig konsterniert. Und Nati-Trainer Patrick Fischer sagte mit ernster Miene: «Das ist jetzt ein Schock.»
Mit 1:2 nach Verlängerung hatte man 2018 an den Olympischen Spielen in Pyoengchang gegen Deutschland verloren. Am Mittwoch sagte Fischer am Medientermin in Riga, man habe sich damals selber geschlagen und sprach von der schlimmsten Niederlage in seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit als Nationaltrainer.
Die Deutschen haben alles gemacht, die Schweizer nicht
Selber geschlagen haben sie sich auch dieses Mal. Weil sie sich auf einem so guten Weg in Richtung Halbfinals befanden, mit 2:0 führten, die Partie im Griff hatten und dann einfach aufhörten, ihr Spiel zu spielen. «Für diese Passivität habe ich keine Erklärung», meinte ein nachdenklicher Fischer. Und persönlich werten, wollte er dieses neuerliche Scheitern gegen den Nachbarn nicht: «Es spielt jetzt keine Rolle, wie ich diese Niederlage einordne.»
Das Gezeigte auf dem Eis kann man letztlich so einordnen, dass die Deutschen alles dafür gemacht haben, was in ihrer Macht steht, um dieses Spiel zu gewinnen und die Schweizer nicht. Und dieser Punkt muss Fischer bei seiner Analyse dieses WM-Turniers in Lettland zu denken geben. Ebenso, wie dass von seinen nominell besten Spielern ausgerechnet in dieser K.o.-Partie grundsätzlich zu wenig kam.
Die jungen NHL-Stars Nico Hischier, Timo Meier und Philipp Kuraschew konnten das Heft (noch) nicht auf diese Weise in die Hand nehmen, wie das ihre routinierteren und dieses Mal leider abwesenden NHL-Kollegen Roman Josi und Nino Niederreiter in früheren Weltmeisterschaften jeweils zu tun pflegten. Josi und Niederreiter waren jeweils die Patrons, an denen sich die anderen in heiklen Momenten orientieren konnten. Ohne sie schlitterten wir nun etwas orientierungslos in die unnötige Niederlage.
Haften bleibt der letzte Eindruck und der war schlecht
«Es ist bitter. Wie vor zwei Jahren kriegen wir ganz am Schluss noch ein Gegentor, das uns die Halbfinals kostet», haderte Fischer mit dem Schicksal. 2019 in der Slowakei kassierten wir in den Viertelfinals gegen Kanada 0,4 Sekunden vor Schluss den Ausgleich zum 2:2. Und verloren anschliessend in der Verlängerung. Dieses mal gegen Deutschland fiel der Ausgleich erneut in letzter Minute. 44 Sekunden vor Schluss.
Viel mehr Drama geht nicht. Anstatt wie vorgesehen um die Medaillen zu spielen und den ersten Weltmeistertitel anzustreben, ist die Schweizer Nati zur Drama-Queen des Welteishockeys geworden. Darauf hätten wir wirklich gut verzichten können. Und so bleibt ein bitterer Nachgeschmack nach diesem WM-Turnier. Die Gruppenphase war abgesehen vom 0:7-Ausrutscher gegen Schweden wirklich gut. Aber haften bleibt jeweils der letzte Eindruck und dieser war enttäuschend, ärgerlich und schlecht.