Der eine ist der kompletteste Spieler der Liga, der andere eine Tanzmaus. Die Playoff-Halbfinal-Serie Zug – Rapperswil-Jona Lakers lebt auch vom Duell Jan Kovar gegen Roman Cervenka.
Cervenka ist 35-jährig, stammt aus Prag. Kovar ist 31 und in der südböhmischen Kleinstadt Pisek, 100 Kilometer südlich von Prag, aufgewachsen. Sie gehören zu den grossen Attraktionen in den aktuellen Playoff-Halbfinals und liefern sich ein prickelndes tschechisches Duell. Runde 1 ging klar an Kovar. Mit 6:1 gewann sein EV Zug gegen Cervenkas Rapperswil-Jona Lakers. Kovar gelang dabei das Tor zum 5:1, Cervenka bereitete immerhin das Ehrentor des Aussenseiters vor. Und strebt nun am Dienstagabend Revanche an.
Obwohl sie nie beim gleichen Club gespielt haben, kennen sie sich sehr gut. Denn Kovar bestritt 264 Länderspiele für Tschechien, Cervenka gar 288. Gemeinsam bestritten sie vier WM-Turniere (2014, 2015, 2016, 2017) und die Olympischen Spiele in Pyeongchang 2018. Ein Medaillengewinn blieb Kovar dabei versagt, Cervenka hingegen wurde 2010 Weltmeister und holte 2011 WM-Bronze.
Meister in Tschechien und der KHL
Im Gegensatz zu Kovar schaffte es Cervenka auch in die NHL. In der Saison 2012/13 bestritt er 39 Spiele (9 Tore, 8 Assists) für die Calgary Flames, kehrte danach aber aus Übersee zurück und setzte seine Karriere in der KHL bei SKA St. Petersburg fort. Kovar versuchte 2018 bei den New York Islanders in der NHL Fuss zu fassen, scheiterte aber und kehrte noch im selben Jahr nach Tschechien zurück. Beide wurden im Lauf ihrer Karriere Tschechischer Meister (Cervenka mit Slavia Prag, Kovar mit Pilsen) und gewannen in der KHL den Gagarin-Cup (Cervenka mit St. Petersburg, Kovar gar zweimal mit Magnitogorsk). Gelingt nun einem von ihnen der persönliche Titel-Hattrick mit dem Gewinn der Meisterschaft in der Schweiz?
Cervenka mischt seit 2016 unsere National League auf. Zunächst tat er dies während zwei Jahren bei Fribourg, ehe er zu den ZSC Lions wechselte. Dieser Transfer stand indes unter einem unglücklichen Stern. Der Titelverteidiger spielte eine miserable Saison, verpasste die Playoffs und Cervenka erlebte wegen einer Lungenembolie, welche kurzzeitig die Fortsetzung seiner Karriere infrage stellte, auch persönlich ein Horror-Jahr. Seit 2019 ist der Schokoladen-Liebhaber nun die grosse Attraktion in Rapperswil-Jona, hat unlängst seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert und dabei verkündet, dass er sich gut vorstellen könne, für immer in der Schweiz zu bleiben.
Die Ausstiegsklausel für die KHL
Kovar hatte zur Schweiz schon länger einen speziellen Bezug. 2010 bestritt er in Olten gegen die damals von Sean Simpson gecoachte Nati im Rahmen der WM-Vorbereitung als 13. Stürmer sein erstes Länderspiel. Das Debüt ging mit 1:4 verloren, Dario Bürgler gelang ein Doppelpack und Kovars aktueller EVZ-Teamkollege Leonardo Genoni stand ab Spielhälfte im Schweizer Tor. Seit 2019 ist der zweifache Familienvater der Leitwolf in Zug, sein Vertrag läuft ebenfalls bis 2023, Kovar besitzt allerdings eine Austiegsklausel für die KHL. «Ich kann nicht zu hundert Prozent sagen, dass ich bleiben werde», sagte er kürzlich gegenüber «zentralplus.ch», er verspüre jedoch kein grosses Bedürfnis, nach Russland zu wechseln.
Cervenka und Kovar. Was unterscheidet die beiden Ausnahmekönner in ihrer Spielanlage? Cervenka ist eher der Mann für die ganz speziellen, technisch herausragenden Aktionen. Eine richtige Tanzmaus eben. Im Vergleich dazu ist Kovar der komplettere Spieler, ein Mann ohne Schwächen. Dies sehen auch auch die Coaches und Spieler so und wählten den Ligatopskorer der Regular Season 2020/21 in einer Umfrage von «Tamedia» auch zum besten Spieler der Saison.
Platz im Final hat es nur für einen der beiden Super-Tschechen. Vieles spricht derzeit für Kovar und den EV Zug. Aber Cervenka ist eben einer dieser Spielertypen, der mit seiner individuellen Klasse und einigen überragenden Aktionen jederzeit den Unterschied ausmachen kann.