Checks gegen den Kopf Das hässliche Gesicht des HC Davos

Von Marcel Allemann

1.4.2022

Rapperswils Jeremy Wick knöpft sich den Davoser Magnus Nygren vor, nach dessen üblen Check gegen Sandro Forrer (am Boden).
Rapperswils Jeremy Wick knöpft sich den Davoser Magnus Nygren vor, nach dessen üblen Check gegen Sandro Forrer (am Boden).
Bild. Keystone

Der HC Davos ist nach dem ersten Sieg zurück in der Viertelfinal-Serie gegen Rappi. Aber auf eine unschöne Weise. Eine Analyse.

Von Marcel Allemann

Die Liga hat HCD-Verteidiger Magnus Nygren am Freitag vorsorglich für ein Spiel gesperrt und ein Verfahren gegen ihn eröffnet. Alles andere wäre auch ein Skandal gewesen. Sollte der Schwede im Lauf dieser Viertelfinalserie – selbst wenn sie über sieben Partien gehen sollte – nochmals aufs Eis zurückkehren, dann wäre das sehr überraschend. Nygren droht eine Sperre von mehreren Spielen.

Wie er am Donnerstagabend Rappis Sandro Forrer niederstreckte, wie er ihm bei seinem Check, den Ellbogen ins Gesicht rammte, das war ein Foul der übleren Sorte. Das Opfer hatte keine Chance und fand sich danach im Spital von Davos wieder. Es muss eine Kopfverletzung befürchtet werden, die von Nygren, der auf dem Eis mit einem Restausschluss bestraft wurde, vorsätzlich in Kauf genommen wurde.

Ist das Zufall oder steckt etwas dahinter?

Angriffe gegen den Kopf und die daraus oft resultierenden Hirnerschütterungen sind ein grosses Problem im Eishockey. Entsprechend wichtig ist es, dass die Schiedsrichter und die Verbandsjustiz solche Vergehen rigoros ahnden.

Viertelfinals: Stand in den Serien (Best-of 7)

  • EV ZUG vs. HC Lugano 4:0 (2:1, 6:2, 6:3, 5:3)
  • HC Fribourg-Gottéron vs. Lausanne HC 3:1 (2:0, 4:5, 3:2, 4:1)
  • SC Rapperswil Jona-Lakers vs. HC Davos 3:1 (4:3, 4:1, 4:0, 0:2)
  • ZSC Lions vs. EHC Biel 2:3 (4:5, 3:4, 1:0, 1:0, 1:3)

Es fällt auf, dass sich der HC Davos in der Viertelfinalserie gegen die Rapperswil-Jona Lakers innert kürzester Zeit drei Angriffe auf den Kopf von Gegenspielern zuschulden kommen liess. Vor Nygren fiel in Spiel 3 am Dienstag Jannik Canova bei seinem allerersten Einsatz (!) mit einer Kopf-Attacke gegen Rappis Topskorer Gian-Marco Wetter negativ auf. Auch er wurde gesperrt.

Und kaum hatten sich nach dem Nygren-Aussetzer die Gemüter wieder ein wenig beruhigt, da verlor Sven Jung die Contenance und parkierte seinen Ellbogen im Gesicht von Lakers-Stürmer Zack Mitchell. Der Kanadier trug davon eine blutige Wunde davon, Jung aber kam mit einer Zweiminuten-Strafe mehr als nur glimpflich davon. Der frühere Spitzenschiedsrichter Tobias Wehrli befand auf MySports, dass auch Jungs Aktion, wie jene von Nygren, mit 5 Minuten plus Spieldauer hätte bestraft werden müssen.

Drei Angriffe innert Kürze gegen den Kopf. Kann das Zufall sein oder steckt da etwas dahinter? Sind die Davoser durch die Rücklage in der Serie und das drohende Saisonende derart aufgeheizt? Fakt ist, dass sie derzeit ein hässliches Gesicht zeigen. Dabei hätten die Bündner das gar nicht nötig, verfügen sie doch eigentlich über enorm viel spielerische Qualitäten.

Ein Angriff der nicht zu Nygren passt

Und dass einer wie Magnus Nygren derart den Kopf verliert, mutet seltsam an. Denn er ist ein sehr charismatischer und feinfühliger Hockeyprofi. So hat er sich Anfang Jahr beispielsweise kritisch darüber geäussert, dass die Spieler in Europa an den Olympischen Spielen in Peking nach der Absage der NHL nun die Lückenbüsser im Zuge der Pandemie sein müssen.

Magnus Nygren ist eigentlich nicht für eine brutale Spielweise bekannt.
Magnus Nygren ist eigentlich nicht für eine brutale Spielweise bekannt.
Bild: Keystone

«Niemand scheint sich darum zu kümmern, wie wir hier die Dinge sehen. Niemand will nach China gehen, unter Quarantäne gestellt werden und vor leeren Rängen ein Olympia-Turnier spielen, nur damit es gespielt ist», sagte der schwedische Nationalspieler der Zeitung Expressen. Und erhielt dann auch prompt kein Olympia-Aufgebot.

Doch zurück zur Viertelfinalserie zwischen den Lakers und dem HCD. Am Donnerstag war festzustellen, dass sich Rappi durch die Davoser Gangart schon etwas einschüchtern liess. So gesehen wurden die Bündner für ihre Knüppel-aus-dem-Sack-Taktik sogar noch belohnt.

Gefordert sind nun hinsichtlich Spiel 5 am Samstag vor allem die Schiedsrichter, die in Spiel 4 nicht immer die glücklichste Falle gemacht haben. Sie müssen nun mit einer klaren Linie gegen grobe Vergehen dafür sorgen, dass es in dieser Serie nun nicht komplett eskaliert.