Roman Bürki spielte von 2015 bis 2022 bei Borussia Dortmund. Der Torhüter blickt mit blue Sport voraus auf das Halbfinal-Rückspiel zwischen Paris Saint-Germain und dem BVB.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Sieben Jahre hütete Roman Bürki zwischen 2015 und 2022 das Tor von Borussia Dortmund. Der Schweizer spielte dabei unter anderem im Champions-League-Achtelfinale gegen PSG.
- Auf die Pariser trifft Dortmund auch heute im Halbfinal-Rückspiel der Champions League.
- Bürki verrät im Interview mit blue Sport, mit welchen Superstars von damals er noch Kontakt hat, was Dortmund gegen PSG tun muss und was er von Torhüter Gregor Kobel hält.
Roman Bürki, Sie machten in sieben Jahren 233 Spiele für Borussia Dortmund. Fiebern Sie heute auch aus Amerika noch mit?
Roman Bürki: Natürlich, wir schauen immer alle zusammen in St. Louis. Wenn die Champions League um 21 Uhr startet, ist es bei uns nachmittags um zwei, wir schauen gemeinsam im Trainingscenter fern. Und ich bin nicht der einzige Dortmund-Fan in unserem Klub.
Inwiefern?
Wir haben jetzt einen neuen dazu gewonnen, den Materialwart. Er ist ein riesiger Manchester-United-Fan, wir sahen uns gemeinsam das Vorbereitungsspiel Manchester United gegen Dortmund in Las Vegas an. Ich stellte ihm ein paar Spieler vor – seither ist auch er grosser BVB-Fan.
Was erwarten Sie für ein Rückspiel zwischen Paris SG und Dortmund?
Es wird ein sehr schwieriges Spiel für den BVB, die Qualität von PSG ist enorm. Der falsche Plan wäre es auch meiner Sicht, sich nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel auszuruhen und defensiv zu sein.
Di 07.05. 19:55 - 00:00 ∙ blue Sport Live ∙ Paris Saint-Germain - Borussia Dortmund
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Sie kennen die Situation: Sie standen selbst 2020 im Achtelfinale der Champions League mit dem BVB gegen den gleichen Gegner im Tor. Zuhause gewann Dortmund 2:1, nach einem 0:2 auswärts schied man in Paris aus. Ihre Erinnerungen an damals?
Wir hatten im Hinspiel ein super Ergebnis mit Erling Haaland, der zwei Tore schoss und uns so in eine gute Ausgangslage brachte. Aber wie gesagt, auswärts in Paris, das ist dann schwierig. Paris Saint-Germain hat immer viele Spieler, die einzeln die Partie entscheiden können. Dazu war noch Covid, es war eine spezielle Situation. Im Hinspiel spielten wir vor Publikum, das Auswärtsspiel wurde ohne Fans ausgetragen.
Erling Haaland, der zwei Tore im Hinspiel schoss, jubelte mit einem Meditationsjubel. Die ganze PSG-Mannschaft imitierte es nach dem Rückspiel. War es falsch, den Gegner zu verhöhnen?
So wie ich Erling kenne, hat er das nicht so gemeint, wollte niemanden verhöhnen. Er hat nicht gegen den Gegner gejubelt, sondern hat es einfach aus Freude gemacht. Und ja, ab und zu gibt es auch Spieler, die sich einen Jubel überlegen und dann diesen auch machen auf dem Spielfeld.
Zu wem haben Sie heute noch Kontakt aus Ihrer BVB-Zeit?
Mit Manuel Akanji auf jeden Fall, manchmal treffen wir uns auch zum Online-Gaming. Mit Erling Haaland über Instagram und mit Jude Bellingham auch noch ab und zu. Es ist ja krass, was bei ihm und Real Madrid läuft, wie er das macht.
Marco Reus, Ihr langjähriger Mitspieler, wird Dortmund verlassen. Wäre er einer für Ihr Team?
Ich muss ehrlich sagen: Ich probiere alles. Ich schicke ihm immer wieder Nachrichten, wir sind immer in Kontakt. Aber wir sind auch kein Klub, der extrem viel Geld in die Hand nimmt, wir sind in der Gehaltswertung ganz unten. Ich weiss nicht, wie es in Zukunft aussehen wird. Geld spielt nun mal eine grosse Rolle im Fussball. Ich habe Marco auch gesagt, dass ich ihm gleich die Captainbinde geben würde. Ich versuche, ihm das Ganze schmackhaft zu machen. Aber wir sind natürlich nicht die einzige Mannschaft, die Interesse an einem Spieler wie ihm hat.
Mit Trainer Edin Terzic, der Sie als Stammgoalie abgesetzt hat, haben Sie wohl eher weniger Kontakt.
Nein, ich habe mal eine Nachricht bekommen nach meiner ersten Saison in Amerika. Und dann traf ich ja alle in Las Vegas. Es war schön, sie wieder zu sehen. Aber sonst habe ich keinen Kontakt mehr.
Damals, im Jahr 2022, waren Sie plötzlich drei Schweizer Torhüter im Training des BVB. Gregor Kobel, Marwin Hitz und Sie. Eine spezielle Situation.
Ja, am Anfang sicher. Wir kennen uns ja aus der Nationalmannschaft. Aber bei uns gab es nie böses Blut. Es hatte keiner die Verantwortung, dass der andere nicht spielt. Es waren die Entscheidungen des Trainers. Wir haben uns unterstützt. Ich hatte auch einen guten Kontakt zu Gregor, mit Marwin sowieso, mit dem ich schon länger zusammengearbeitet habe. Daher war es für mich persönlich kein Problem.
Wie sehen Sie die Entwicklung von Gregor Kobel?
Extrem positiv. Am Anfang ist klar: Wenn man neu zu Dortmund kommt, ist alles ein bisschen anders. Man will es zwar nicht richtig wahrhaben, man denkt, das ist ja gleich wie jedes andere Spiel, aber im Unterbewusstsein ist es schon noch mal etwas anderes. Wenn man zu Hause vor so einer Kulisse spielt, vielleicht ab und zu mal weniger zu tun hat als im vorherigen Klub. Man muss seinen Spielstil anpassen. Aber er hat schnell gelernt. Er macht es oft überragend und ist mitverantwortlich, dass Dortmund im Halbfinal der Champions League steht.
Wo steht er im Ranking der Top-Goalies in Europa?
Hundertprozentig in den Top 10. Aber ich glaube, er ist näher an den Top 5 als bei Platz 10. Er ist auch noch sehr jung und wie gesagt, seine Sachen macht er überragend.
In der Nati beisst er sich wie einst Sie die Zähne am ebenfalls sehr starken Yann Sommer aus.
Ja, das ist der Fall und ich weiss, wie das ist. Du trainierst extrem hart, probierst im Klub alles zu geben und ich glaube, man kann an Gregor auch nichts aussetzen, wie er sich in der Nati verhält. Ich bin überzeugt, dass es nicht mehr lange geht, bis er die Nase vorne hat. Aber eben, das sind Dinge, die der Goalie nicht gross beeinflussen kann. Das ist auch eine Frage des Trainers, wie er das Ganze sieht.
Murat Yakin hat sich relativ früh festgelegt, dass er Sommer an der EM die Nummer 1 ist.
Das fand ich nicht ganz fair, es so früh zu machen. Ich verstehe vielleicht, dass man es aus der Trainersicht so sieht, dass man dort schon eine Diskussion weniger hat in der Vorbereitung auf das Turnier. Aus Spielersicht finde ich das nicht ganz fair, weil Gregor überragend spielt. Das soll nicht die Leistungen von Yann schmälern, aber einen gewissen Druck oder einen gewissen Zweikampf etwas offen zu behalten, das wäre aus meiner Sicht richtig gewesen. Aber es ist die Entscheidung des Trainers, so früh zu kommunizieren. Aus meiner Sicht hätte man das Duell noch ein wenig laufen lassen können.
Was ist Ihr Tipp für das Spiel?
Die Ausgangslage ist gut für Dortmund und ich denke, dass der BVB weiterkommt: ein 2:1-Sieg auswärts.