Aarau-Coach zeigt sein Zuhause Hecht-Fan, Familienmensch und eine grosse Liebe – das ist Trainer-Talent Brunello Iacopetta

Linus Hämmerli und Ronja Zeller

26.7.2024

Aarau-Coach Brunello Iacopetta zeigt sein Zuhause

Aarau-Coach Brunello Iacopetta zeigt sein Zuhause

Brunello Iacopetta (39) hängte seine Fussballschuhe früh an den Nagel. Er wollte Trainer werden. Begonnen bei den Junioren seines Jugendklubs, trainiert er heute den FC Aarau. Wer ist das Trainer-Talent überhaupt? blue Sport war bei ihm zuhause.

26.07.2024

Brunello Iacopetta (39) hängte seine Fussballschuhe früh an den Nagel. Er wollte Trainer werden. Begonnen bei den Junioren seines Jugendklubs, trainiert er heute die Profis des FC Aarau. Wer ist das Trainer-Talent überhaupt? blue Sport war bei ihm Zuhause. 

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L. Hämmerli, R. Zeller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Brunello Iacopetta ist seit Juli 2024 Trainer beim FC Aarau. Die Geschichte und die Ambitionen des Vereins hätten ihn von einem Wechsel überzeugt.
  • Mit 15 Jahren wurde Iacopetta von seinem Trainer beim FC Frauenfeld entdeckt. Mit den Worten «Du hast unglaubliche Fähigkeiten», hat die Trainer-Karriere von Iacopetta begonnen.
  • Fussball ist fester Bestandteil des Thurgauers. Zeit zum Durchatmen hat er wenig. Wenn doch, dann tut er das mit seiner Familie, mit Joggen oder der Musik von Hecht in den Ohren. Im Gespräch mit blue Sport zeigt sich Iacopetta ganz persönlich.

Brunello Iacopetta ist der jüngste Trainer in der Challenge League. Der 39-Jährige steht seit dieser Saison beim FC Aarau an der Seitenlinie. Zuvor hielt er beim FC Wil die Zügel in den Händen. Schon bei seinem zweiten Pflichtspiel als neuer Aarau-Coach kehrt Iacopetta an seine alte Wirkungsstätte zurück. Mit blue Sport spricht der Thurgauer über den Wechsel in die Aargauer Kantonshauptstadt, über Trainer-Idole und sich als Mensch.

blue Sport: Brunello Iacopetta, was bedeutet Fussball für Sie?

Brunello Iacopetta: Seit ich klein bin, hat Fussball einen riesigen Stellenwert bei mir. Ich bin neben dem Fussballplatz aufgewachsen und war praktisch jeden Tag dort anzutreffen. So hat die ganze Leidenschaft angefangen. Bis heute ist es nicht mehr wegzudenken von mir.

Auf welcher Position haben Sie am liebsten gespielt?

Heute sagt man, wenn man anfängt, sollte man überall spielen. Zu meiner Junioren-Zeit war es so, dass man sich auf eine Position fixierte. Mein jetziger Schwager war damals Goalie und so ist es dazu gekommen, dass ich mich auf diese Postion fukussiert habe.

Sie waren also als Spieler während ihrer gesamten aktiven Zeit Goalie?

Ja, das darf man eigentlich nicht sagen, aber es ist wirklich so. Ich war Goalie, habe aber relativ früh aufgehört mit Fussball. Das Trainersein begeisterte mich mehr. Ich musste mich dann irgendwann entscheiden. Fussball oder Trainer. Es ging einfach nicht mehr auf. Ich stand sieben Tage auf dem Fussballplatz. Dann habe ich mich für die Aufgabe als Trainer entschieden.

Der heutige YB-Goalie Marvin Keller spielte 21 Pflichtspiele beim FC Wil unter dem einstigen Goalie Iacopette. Vom Torhüter-sein wisse Icaoppetta aber heute nicht mehr viel.
Der heutige YB-Goalie Marvin Keller spielte 21 Pflichtspiele beim FC Wil unter dem einstigen Goalie Iacopette. Vom Torhüter-sein wisse Icaoppetta aber heute nicht mehr viel.
KEYSTONE

Wie ist das Zustande gekommen?

Das Ganze hat relativ früh angefangen, im Alter von 15 Jahren. Ein Trainer von mir hat mir gesagt: «Ich sehe, du hast unglaubliche Fähigkeiten, kannst du vorstellen, Trainer zu sein?» Ich war Feuer und Flammer für diese Idee. Ich traineirte zuerst die E-Junioren beim FC Frauenfeld. Mich hat es sofort gepackt, mit Menschen zu arbeiten, kleine Jungs begleiten zu dürfen, sie weiterzuentwickeln und zu helfen. Und so hat sich das immer mehr und mehr entwickelt.

Was waren denn die «unglaublichen Fähigkeiten» von Brunello Iacopetta?

Das müsste man meinen ehemaligen Trainer fragen. Trotzdem war sicherlich der Umgang mit den Menschen da, wie ich die Jungs motivieren und begleiten konnte. Das sind sicherlich die ersten Fähigkeiten, die ich hatte. Schritt um Schritt hat sich natürlich auch der Trainer Brunello in verschiedenen Facetten entwickelt.

Gab es einen Aha-Moment in deiner Karriere, wo Sie realisiert haben, dass mehr als nur die Juniorenstufe drin liegt?

Einen solchen Punkt hat es nie gegeben. Es ist ja mehr eine Entwicklung. In jedem Schritt kam immer wieder Neues dazu. Schlussendlich war jeder Schritt ein bisschen ein solcher Aha-Moment.

Ein Schritt ist vor wenigen Wochen passiert. Sie unterschrieben beim FC Aarau. Warum der Entscheid für den FCA?

Es ist viel durch meinen Kopf gegangen, als der FC Aarau erstmals sein Interesse zeigte. Ich habe dann alle Punkte aufgeschrieben, die für einen Wechsel entscheidend sein könnten. In meinen Augen war der FC Aarau ein möglicher nächster Schritt. Vieles hat gepasst. Der Klub, die Geschichte, die Ambitionen des Vereins.

Brunello Iacopetta ist seit Sommer 2024 Trainer beim FC Aarau.
Brunello Iacopetta ist seit Sommer 2024 Trainer beim FC Aarau.
KEYSTONE

Wie waren nun die ersten Wochen als neuer Aarau-Trainer?

Die ersten Wochen waren sehr intensiv. Spieler und die Menschen um den Verein kennenlernen, meine Ideen reinbringen. Alles braucht extrem viel Zeit. Schritt um Schritt kommen wir immer näher zu dem, was ich mir vorstelle.

Jetzt kommt im zweiten Pflichtspiel schon zu einer Rückkehr zu Ihrer vorherigen Wirkungsstätte. Der FC Wil empfängt ihr Aarau. Wie fühlt es sich an nach Wil zurückzukehren?

Es sind zwei Facetten. Es geht in erster Linie um drei Punkte. Andererseits hatte ich eine gute Zeit beim FC Wil. Ich freue mich, all die Menschen dort wieder zu sehen. Ich freue mich auf das Ambiente, ohne Diskussion. Aber schlussendlich geht es um die drei Punkte.

Haben Sie ein grosses Trainer-Idol?

Mehr als einen. Ich verfolge sehr viele Trainerpersönlichkeiten. Einige, die ich kennengelernt habe und solche, die ich aus der Ferne verfolge. Ich versuche von jedem das mitzunehmen. Ich habe erst grade das Buch von Heidenheim-Trainer Frank Schmidt gelesen. Das passt relativ gut zu meinen Vorstellungen. Ich durfte über das Buch jemanden verfolgen, der mich inspiriert. Genauso versuche ich es auf dem Platz oder durch das Schauen von Pressekonferenzen zu machen.

Heidenheim-Trainer Frank Schmidt ist eine Inspirationsfigur für Iacopetta.
Heidenheim-Trainer Frank Schmidt ist eine Inspirationsfigur für Iacopetta.
IMAGO/Langer

Wenn Sie einen Verein nach Wahl trainieren könnten, welcher wäre das? Der FC Aarau ausgeschlossen, natürlich.

Vom Herzen her oder vom Spielstil her?

Vom Herzen her.

Inter Mailand, ganz klar. Ich bin grosser Inter-Fan. Das wissen alle, die mich kennen. Aber es gibt natürlich ganz viele spannende Vereine. Das darf man auch nicht vergessen.

Nun sprechen wir noch ein bisschen über Sie als Mensch. Wo atmen Sie durch?

Als Trainer habe ich nicht so viel Zeit, um runterzufahren. Das Autofahren hilft mir extrem. Ich höre Musik und Podcasts. Zudem bin ich ein Familienmensch. Meine Familie bedeutet mir alles. Wenn man nach Hause kommt, muss man funktionieren und für die Kinder da sein. Das ist etwas, was ich sehr gerne mache. Ich lese und jogge auch unglaublich gerne. Köpfhörer rein und einfach los.

Musik also eine Konstante in Ihrem Leben. Welche Musik läuft denn auf den Kopfhörern?

Das verrückte ist: Ich bekomme das nicht einmal so genau mit, welche Musik läuft. Aber klar, ich höre aufgrund meiner Herkunft sehr gerne italienische Musik. Und Hecht höre ich auch sehr gerne.

Was zeichnet Sie als Mensch aus?

Es zeichnet mich aus, familiär zu sein. Ich bin ein Mensch, der versucht, es allen zurechtzumachen. Mir ist das wichtig, dass alles stimmt – egal ob zuhause oder im Fussball. Ich versuche, die Situationen so zu gestalten, dass sich jeder wohlfühlen kann. Auf dem Platz bin ich aber auch sehr fordernd und habe grosse Ansprüche. Aber immer mit dem Ziel, den Menschen weiterzubringen.