Gespaltene Bayern-Kabine Welche Spieler hinter Nagelsmann standen – und welche nicht

jar

27.3.2023

Julian Nagelsmann (rechts) muss Bayern München trotz starkem Punkteschnitt verlassen.
Julian Nagelsmann (rechts) muss Bayern München trotz starkem Punkteschnitt verlassen.
imago

Julian Nagelsmanns Entlassung als Bayern-Coach schlägt hohe Wellen. Laut Klubführung war einzig die sportliche Leistung ausschlaggebend für den Trainerwechsel. Es scheint aber offensichtlich, dass mehr dahinter steckt. 

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27.3.2023

Ein Punkteschnitt von 2,38 in dieser Saison. In allen Wettbewerben noch voll mit dabei und mit guten Titelchancen. PSG in der Champions League eliminiert, ohne ein Gegentor zu erhalten. Acht von acht Spielen in der Königsklasse gewonnen (gegen PSG, Inter Mailand, Barcelona und Pilsen) und dabei nur zwei Gegentore kassiert. Bei diesen Fakten sportliche Gründe für eine Trainerentlassung zu finden, muss man erst einmal schaffen.

Julian Nagelsmanns Entlassung sei aber «keine Panikreaktion» gewesen, beteuerte Bayern-Vorstandsboss Oliver Kahn am Samstag. Sportvorstand Hasan Salihamidzic erläuterte: «Wir haben einen der besten Kader in Europa. Und trotzdem ist die Leistungskontinuität der Mannschaft nicht wirklich besser geworden. Wir können in der Rückrunde mit den Resultaten und den häufig gezeigten Leistungen nicht zufrieden sein.»

Laut Medienberichten ist das aber nur die halbe Wahrheit. Einige Stars hätten sich gegen den Trainer gestellt, oder seien zumindest unzufrieden gewesen. Laut dem «Kicker» sei das allen voran der zurzeit verletzte Captain Manuel Neuer gewesen. Für das Fachmagazin «keine Überraschung», nachdem Nagelsmann den Machtkampf im Verein für sich entschied und Goalietrainer Toni Tapalovic, der als Neuer-Vertrauter gilt, vor wenigen Wochen gehen musste.

Lange Liste der Nagelsmann-«Gegner»

Auf Neuers sozialen Kanälen sucht man auch vergeblich nach einem Danke-Post für Nagelsmann. Bei Tapalovics Entlassung war das noch ganz anders. «Lieber Toni, heute endet eine Ära beim FC Bayern München. (...) Nicht zuletzt hast du auch mich und mein Torwartspiel geprägt und auf ein neues Level gehoben. Ich werde dich vermissen!», schrieb Neuer im Januar auf Instagram. Ein «Danke» an Nagelsmann? Fehlanzeige.

Auch Thomas Müller war «kein Nagelsmann-Fan», schreibt der «Kicker». Müller bedankte sich immerhin am Sonntagabend – kurz und knapp und mit reichlich Verspätung – in seiner Instagram-Story beim Trainer und wünschte ihm alles Gute.

Einem Bericht der «Bild»-Zeitung zufolge war die Liste der Nagelsmann-«Gegner» bei den Bayern aber noch viel länger. Demnach sollen neben Neuer (und Müller, der laut «Bild» aber neutral war) auch Sven Ulreich, Serge Gnabry und Leroy Sané contra Nagelsmann gewesen sein. Etwas überraschend stehen auch Jamal Musiala, João Cancelo und Sadio Mané auf dieser Liste.

Kimmich und Goretzka enttäuscht über Nagelsmann-Aus

Grosse Befürworter des jungen Trainers waren beispielsweise Joshua Kimmich und Leon Goretzka. Das wird bei den Reaktionen der beiden Mittelfeldspieler auf das Nagelsmann-Aus auch deutlich. «Am Ende des Tages ist so das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz. Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung zu leben», sagte Kimmich am Samstag nach dem 2:0-Sieg der Deutschen gegen Peru. Goretzka sprach von einem «Schock», es sei «extrem in diesem Geschäft, wie schnell so was gehen kann».

Matthijs de Ligt, Benjamin Pavard und Dayot Upamecano seien laut «Bild» ebenfalls Befürworter von Nagelsmann gewesen. Kein Wunder – die Verteidiger waren unter dem 35-Jährigen im Gegensatz zu Spielern wie Gnabry, Sané oder Müller mehr oder weniger gesetzt. 

Mit der Ankunft von Thomas Tuchel startet der Konkurrenzkampf im Münchner Starensemble nun wieder bei Null. Und der neue Coach muss ein Rezept finden, um die Spieler wieder auf einen Nenner zu bringen. Viel Zeit bleibt Tuchel nicht – am Samstag kommt es in München zum Spitzenkampf gegen Borussia Dortmund.

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