Wenn es in München brennt, dann kann Marcel Reif den Brand zwar nicht löschen, aber mit grosser Wahrscheinlichkeit kennt er die Brandursache. Wie beurteilt der Bayern-Kenner die Lage an der Säbener Strasse?
«Überrascht war ich, aber entsetzt oder völlig überrumpelt war ich nicht», sagt Marcel Reif zum Trainer-Beben in München. «Denn es gab in den letzten Wochen, seit die Bundesliga nach der WM wieder angefangen hat, immer ein Geraune.» In dieser Zeit ist der Vorsprung der Bayern auf den aktuellen Leader Dortmund dahingeschmolzen, zudem gab es einige Nebenschauplätze.
Und doch stellen sich viele Beobachter die Frage: Kann man einen Trainer, der rund 25 Millionen Euro Ablöse kostete und mit dem man eine Ära prägen wollte, einfach so entlassen? Zumal er mit seinem Team im Achtelfinal der Champions League gerade Mitfavorit PSG ausschaltete und noch immer alle Chancen aufs Triple hat?
Reif stört sich vor allem über die Art und Weise, wie das Ganze gerade abläuft, schliesslich habe man Nagelsmann noch vor wenigen Tagen den Rücken gestärkt. «Deswegen wirkt das jetzt alles ein bisschen übers Knie gebrochen. Aber das ist keine Panik-Entscheidung, die haben das seit einigen Wochen bereits intern diskutiert», ist sich Reif sicher.
Dass sich die Bayern mit einer Niederlage und dem damit verbundenen Abrutschen auf Platz zwei in die Länderspielpause verabschiedet haben, hat Nagelsmann sicher nicht in die Karten gespielt. Zumal es am 1. April gleich zum Spitzenkampf gegen Dortmund kommt, der im Titelrennen wegweisenden Charakter hat. War die Pleite in Leverkusen einfach die eine zu viel? «Ja», meint Reif, «die Art und Weise, wie sie da gespielt haben – das ist nicht Bayern-like».
Thomas Tuchel steht in den Startlöchern
Wo es Verlierer gibt, da gibt es auch Gewinner. Dieser heisst im aktuellen Fall Thomas Tuchel, der auf Julian Nagelsmann folgt. Aber passt Tuchel überhaupt zu den Bayern? «Also sie wollten ihn schon immer mal haben», aber bisher habe es einfach nie geklappt. «Dass er die Champions League gewinnen kann, hat er ja mit Chelsea gezeigt. Dass er ein schwieriger Typ ist, einer der geradlinig ist, das wissen sie», stellt Reif klar und schiebt mit einem dicken Grinsen im Gesicht nach: «Ob er der Richtige ist, das sage ich dir dann, wenn sie das Triple geholt haben oder nicht.» Denn das sei der Anspruch der Bayern.