Zürcher Contact TracingKeine Verkleinerung aber andere Aufgaben
SDA
27.7.2021 - 11:48
Weniger Corona-Fälle, weniger Angestellte im Contact Tracing. In Zürich übernehmen die Mitarbeitenden aber auch andere Arbeiten, etwa Callcenter-Aufgaben und Flughafenkontrollen. Das Kalkül: Bei stark steigenden Fallzahlen ist die Organisation schnell wieder einsatzfähig.
27.07.2021, 11:48
28.07.2021, 11:49
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Mitte Juli, als die Fallzahlen bereits wieder nach oben gingen, teilte der Kanton Aargau mit, dass er die Zahl der Mitarbeitenden im Contact Tracing deutlich reduziert. Von den bisher 140 Mitarbeitenden soll künftig noch ein Kernteam von rund 40 bis 80 Tracern übrig bleiben.
Selbst wenn die Zahl der Fälle wieder steige, brauche es nicht mehr so viele Mitarbeitende, so der Kanton. Ein Teil von ihnen soll aber in anderen Bereichen der Verwaltung angestellt werden, um sie bei Bedarf – also bei stark steigenden Zahlen – abrufen zu können.
Auch im Kanton Zürich waren die Contact Tracer in den vergangenen Monaten angesichts tiefer Fallzahlen nicht ausgelastet. Im Gegensatz zum Kanton Aargau, der die Mitarbeitenden direkt anstellte, sind die Zürcher Tracer aber nicht alle Kantonsangestellte.
Sie gehören entweder zum Personal der Sicherheitskontrollen der Flughafenpolizei oder sie sind, im Fall des Tracing-Centers in Pfäffikon, vom privaten Anbieter JDMT angestellt.
Sicherheitskontrollen der Passagiere
An beiden Standorten nehmen die Tracerinnen und Tracer bei tiefen Corona-Zahlen auch andere Aufgaben wahr, hiess es bei der Gesundheitsdirektion auf Anfrage. Am Flughafen ist die «andere» Aufgabe die Sicherheitskontrolle der Passagiere.
«Wir profitieren davon, dass unser Personalbedarf gegenseitig antizyklisch ist», heisst es bei der Gesundheitsdirektion weiter. Das heisst, der Flughafen benötigt mehr Kontrollpersonal am Wochenende und weniger unter der Woche. Bei den Tracern verhält es sich genau umgekehrt. Sie haben unter der Woche mehr zu tun.
In Pfäffikon übernahm JDMT in Zeiten von tiefen Fallzahlen auch Aufträge für Unternehmen. Die Contact Tracer sind also auch «normale» Callcenter-Mitarbeitende und werden – wie ihre Kolleginnen und Kollegen am Flughafen – auch dann nicht entlassen, wenn es nur wenige Corona-Fälle nachzuverfolgen gibt.
Im Gegenzug müssen sie bei stark steigenden Fallzahlen auch nicht wieder Hals über Kopf rekrutiert und ausgebildet werden wie im vergangenen Herbst, als die Fallzahlen steil nach oben gingen.
Beim Standort Pfäffikon ist dieses Konzept auch finanziell von Vorteil: JDMT verrechnet dem Kanton nur jene Stunden, die auch tatsächlich für das Contact Tracing verwendet werden.
Menschliche Komponente beibehalten
Momentan sind im Kanton Zürich insgesamt 25 bis 50 Personen pro Tag als Contact Tracer im Einsatz. Am Flughafen sind es 15 bis 25, bei JDMT in Pfäffikon zwischen 10 und 25. Je nach Fallzahlen werden die Mitarbeitenden von ihren anderen Aufgaben abgezogen.
Die Gesundheitsdirektion ist überzeugt, mit der flexiblen Organisation für die kommenden Monate gerüstet zu sein. Es sei möglich, auch bei hohen täglichen Fallzahlen effektiv Contact Tracing zu betreiben. Gleichzeitig setzt der Kanton weiter auf Digitalisierung und Automation.
Wichtig sei dabei aber, einen Anteil persönlicher Gespräche beizubehalten. Gerade die menschliche Komponente sei für die betroffenen Personen in dieser schwierigen Situation wichtig.