Spitalpolitik Versuche zur Schadensbegrenzung nach der Trennung vom Spitäler-CEO

ka, sda

12.12.2024 - 14:04

Das sich im Umbau befindende St. Galler Kantonsspital kommt auch nach dem Stellenabbau nicht zur Ruhe. Nun gibt es einen überraschenden Wechsel in der Führung.  (Archivbild)
Das sich im Umbau befindende St. Galler Kantonsspital kommt auch nach dem Stellenabbau nicht zur Ruhe. Nun gibt es einen überraschenden Wechsel in der Führung. (Archivbild)
Keystone

In Interviews im «St. Galler Tagblatt» und mit dem Regionaljournal Ostschweiz haben der Gesundheitschef, der Präsident des Verwaltungsrats sowie eine Kritikerin Stellung bezogen. Zu den Gründen für den überraschenden Abgang des künftigen CEO aller St. Galler Spitäler gibt es weiterhin keine Hintergründe – aber immerhin eine Hypothese.

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Am 4. Dezember hatte der Verwaltungsrat der Spitalverbunde die Trennung von designierten CEO aller St. Galler Spitäler, Stefan Lichtensteiger, bekanntgegeben. Nach dem für die Öffentlichkeit überraschenden Abgang einen Monat vor dem Start der neuen Spitalorganisation gab es viele Fragen zu den Gründen – und viel Kritik an der Kommunikation.

In einem Gespräch mit dem Regionaljournal Ostschweiz vom Mittwochabend erklärte Stefan Kuhn, Verwaltungsratspräsident der Spitalverbunde, die Trennung vom künftigen CEO sei «keine abrupte Sache» gewesen.

Es habe im Verlauf des Jahres bei der Zusammenarbeit mit Lichtensteiger «Themen gegeben». Im Verwaltungsrat sei darüber an mehreren Sitzungen diskutiert worden. Im November kam dann das Gremium zum Schluss, dass «wir getrennte Wege gehen».

Fehler in der Kommunikation

Bei der Bekanntgabe des Entscheids räumte Kuhn Fehler ein. Zur Auswahl seien zwei Strategien für die Information der Öffentlichkeit vorgelegen. Man habe sich gegen die offensivere Variante entschieden. Es sei auch der Wunsch von Lichtensteiger gewesen «möglichst wenig zu sagen». Im Nachhinein wäre es besser gewesen, hinzustehen, auch wenn er nicht viel hätte sagen können, so Kuhn.

In Vorstössen aus dem Kantonsrat war nach der Verantwortung der Regierung gefragt worden. Gegenüber dem Regionaljournal Ostschweiz erklärte Gesundheitschef Bruno Damann (Mitte), er sei über die Probleme zwischen dem CEO und dem Verwaltungsrat immer informiert gewesen. Bei Fragen nach den Hintergründen der Trennung verwies Kuhn auf eine Vereinbarung mit Lichtensteiger.

Rücktritt des VR-Präsidenten gefordert

Mehr Informationen – wenn auch nur als Hypothese – lassen sich in einem Interview im St. Galler Tagblatt finden. Auskunft gab dort die ehemalige St. Galler Chefärztin Christa Meyenberger. Sie ist Mitverfasserin eines offenen Briefes, in dem unter anderem stand, es sei «der Falsche» entlassen worden.

Das erste Budget 2025 der Geschäftsleitung habe der Verwaltungsrat abgewiesen, so Meyenberger. «In einer weiteren Runde kamen weitere Sparvorgaben obendrauf.» Ihre Hypothese: «Vermutlich vertrat Herr Lichtensteiger die Meinung, die Sparziele seien im geforderten Tempo nicht zu erreichen.» Er habe grossen Rückhalt bei den Mitarbeitenden genossen und sich für sie eingesetzt.

Wer einen Entscheid, wie die Trennung vom CEO fälle, «muss vor die Leute hinstehen», hält Meyenberger fest. Aus ihrer Sicht müsste der Präsident des Verwaltungsrats zurücktreten. «Wenn man ein Unternehmen so führt, dass der Vertrauensverlust enorm ist, muss die verantwortliche Person die Konsequenzen ziehen.»