Grosser Rat GR Graubünden macht den Kindergarten als letzter Kanton obligatorisch

uj, sda

4.12.2024 - 04:31

Wie in allen anderen Schweizer Kantonen soll auch in Graubünden der Kindergarten obligatorisch werden. Bereits 98 Prozent der Kinder besuchen ihn bereits jetzt. (Archivbild)
Wie in allen anderen Schweizer Kantonen soll auch in Graubünden der Kindergarten obligatorisch werden. Bereits 98 Prozent der Kinder besuchen ihn bereits jetzt. (Archivbild)
Keystone

Graubünden führt als letzter Kanton das Kindergartenobligatorium ein. Das beschloss der Bündner Grosse Rat am Mittwoch. Es ist der bisher wichtigste Entscheid in der laufenden Parlamentsdebatte zur Teilrevision des Volksschulgesetzes. Traktandiert sind deutliche Lohnerhöhungen für Lehrpersonen.

Das 120-köpfige Kantonsparlament beschloss am Mittwochvormittag den obligatorischen, zweijährigen Kindergartenbesuch mit grosser Mehrheit gegen Widerstand vor allem aus den Reihen der SVP. Für das Obligatorium stimmten 94 Kantonsrätinnen und -räte, dagegen waren 22.

Die Kritiker des Kindergartenobligatoriums verwiesen auf den Umstand, dass mittlerweile 98 Prozent der Bündner Kinder den Kindergarten besuchten. Es sei unverhältnismässig, wegen 2 Prozent oder knapp 70 Kindern jährlich ein gesetzliches Obligatorium einzuführen, das für einzelne Gemeinden beträchtliche finanzielle Konsequenzen hätte. Anderen Kritikern ging es um den Entscheidungsfreiraum für Eltern und Gemeinden, der verloren gehe.

Befürworter des obligatorischen Kindergartenbesuches verwiesen darauf, dass diese zwei Prozent der Kinder oft aus fremdsprachigen Familien stammten. «Gerade diese Kinder brauchen die Hilfe des Kindergartens», sagte Gaby Ulber (Mitte). Fremdsprachen würden im Kindergartenalter am schnellsten erlernt. «Geben wir den Kindern eine Chance», warb sie mit Erfolg für das Obligatorium.

«Wichtigste Anpassung zu Gunsten der Kinder»

Andere Kinder würden aus ideologischen, weltanschaulichen oder staatskritischen Gründen von ihren Eltern zu Hause behalten, hiess es im Rat. «Diese Entscheide gegen den Kindergartenbesuch werden ohne Rücksicht auf die Kinder gefällt», sagte dazu Christian Kasper (FDP), Mehrheitssprecher der vorberatenden Kommission.

«Der Kindergarten ist aber wichtig für die Kinder und für ihre Integration», sagte der Freisinnige Parlamentarier. «Das Obligatorium ist die wichtigste Anpassung der Teilrevision zu Gunsten der Kinder.»

Falls die Teilrevision des Volksschulgesetzes als ganzes im Parlament am Donnerstag durchkommt, wird der Kindergarten schon ab dem kommenden Schuljahr 2025/26 auch in Graubünden obligatorisch.

Höhere Löhne für Lehrpersonen

Die Beratung der Teilrevision lief im Grossen Rat am Nachmittag weiter. Neu sieht das Schulgesetz zusätzlich zum bisherigen integrativen und separativen Unterricht auch den teilintegrativen Unterricht vor. Schülerinnen und Schüler mit Unterstützungsbedarf werden dann etwa integrativ in regulären Schulklassen unterrichtet, besuchen aber in einzelnen Fächern Kleinklassen.

Weitere traktandierte Kernpunkte der Teilrevision sind Anstellungsbedingungen und Löhne der Kindergarten- und Lehrpersonen. Was den Kindergarten angeht, ist Graubünden im interkantonalen Vergleich im Hintertreffen. 61'620 Franken im Jahr verdient eine Kindergartenlehrperson im ersten Jahr. Das sind ganze 20 Prozent weniger als der zweittiefste Einstiegslohn, der im Kanton Schwyz ausgerichtet wird. Nun sollen die Löhne an die der Primarlehrpersonen angeglichen werden.

Geht es nach der Regierung, sollen Kindergartenlehrpersonen ab kommendem August 78'000 Franken Einstiegslohn erhalten. Auch die Löhne der Primarlehrpersonen sollen auf dieses Niveau angehoben werden. Sie bekamen bisher 72'000 Franken im ersten Jahr.

Das Parlament wird den Entscheid dazu am Donnerstag treffen und die Teilrevision angesichts der grundsätzlich zustimmenden Diskussion dann wohl auch verabschieden.

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