Schädlinge Laubholzbockkäfer treibt in Zell LU auch im Schutzwald sein Unwesen

kad, sda

4.4.2023 - 10:50

Hunderte Bäume sind dem Lauholzbockkäfer in Zell LU bereits zum Opfer gefallen. (Archivbild)
Hunderte Bäume sind dem Lauholzbockkäfer in Zell LU bereits zum Opfer gefallen. (Archivbild)
Keystone

Der gefrässige Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB), der im vergangenen August in der Luzerner Hinterländer Gemeinde Zell entdeckt wurde, treibt dort schon länger sein Unwesen. Dass der Käfer auch den Schutzwald befallen hat, bedeutet zusätzlichen Aufwand.

Der Erstbefall in Zell liege bereits mindestens sieben Jahre zurück. Zu diesem Schluss kam die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nach neusten Erkenntnissen, wie die Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald am Dienstag mitteilte.

In den ersten drei Monaten nach der Entdeckung des ALB wurden in Zell rund 200 Bäume gefällt, rund 70 waren vom Käfer befallen, bei den anderen handelte es sich um eine vorsorgliche Massnahme.

Um dem Schädling die Nahrungsgrundlage zu entziehen, wurden seit Ende Januar weitere 900 Bäume und Sträucher gefällt. Dieses Vorgehen sei für die lokale Bevölkerung «sehr schwierig» gewesen, heisst es in der Mitteilung.

Doch auch bei den präventiv gefällten Bäumen seien wiederum zwei Befälle bestätigt worden, die ohne die Massnahme wohl unentdeckt geblieben wären. Damit konnte der ALB bei insgesamt 76 Bäumen nachgewiesen werden.

Käfer im Schutzwald

Der Käfer bevorzuge in Zell Ahorn und Weiden. Er könnte aber auch auf andere Laubholzarten wie Esche, Birken oder Rosskastanie ausweichen. Anfang Oktober 2022 und Mitte März 2023 wurde zudem oberhalb der Luthern im Schutzwald je ein ALB-Befall entdeckt. Auch dort müsse der Käfer getilgt werden, allerdings sei ein differenziertes Vorgehen nötig, um die Schutzfunktion des Waldes nicht zu gefährden.

So wurden Haselsträucher und Weiden bodennah abgeschnitten. Sie erhalten damit die Schutzfunktion, bieten dem ALB aber keine Gelegenheit mehr, sich einzunisten. Einzelne Wirtsbäume wurden gefällt und thermisch verwertet. Anderen Bäumen wurde die Krone gestutzt, um die Kontrolle zu erleichtern.

Im Mai werden zudem neue Wege angelegt, um das Gebiet zur Kontrolle besser begehen zu können. Schliesslich wird das Wasser im Hang direkt in den Bach geleitet, um Rutschungen zu verhindern.

Flugzeit beginnt

Der Laubholzbockkäfer gilt als einer der gefährlichsten Laubholzschädlinge weltweit, betroffen Laubhölzer sterben innert weniger Jahre ab. Der ALB ist melde- und bekämpfungspflichtig. Die Kosten für die Bekämpfung tragen der Kanton Luzern zu 60 Prozent und der Bund zu 40 Prozent.

Mit der wärmeren Jahreszeit dürften die auffälligen Käfer mit den weissen Punkten wieder vermehrt sichtbar werden. Während sie in der kälteren Jahreszeit als Larven im Holz der befallenen Bäume verharren, fliegen sie nun aus. Suchteams mit Spürhunden und Baumpflegespezialistinnen und -spezialisten haben das Monitoring wieder aufgenommen und sind vor Ort unterwegs.

Der Befall in Zell ist der fünfte, den die Behörden in der Schweiz feststellten. Ein erster Befall in der Schweiz datiert von 2011 bis 2017 in Brünisried FR. Die anderen erfolgten in Winterthur (2012 bis 2016), Marly FR (2014 bis 2019) und Berikon AG (2015 bis 2019).

Seit 2019 galt die Schweiz bis zum neuen Fall in Zell 2022 als befallsfrei. Eingeschleppt wurden die Käfer mit Verpackungsholz wie Paletten zuerst von China in die USA und später nach Europa.

kad, sda