Im Kiesbaugebiet Äbnetwald bei Cham-Oberwil ZG sind Mauerreste gefunden worden. Diese liefern Erkenntnisse über die Römer in der voralpinen Schweiz.
Die Mauerreste gehören zu einem Gebäudekomplex mit verschiedenen Räumen, wie Karin Artho, Leiterin des Amts für Denkmalpflege und Archäologie bei der Begehung der Grabungsstätte am Dienstag sagte. Derzeit seien Spezialistinnen und Spezialisten des Amts für Denkmalpflege und Archäologie dabei, die Mauern freizulegen.
Das Steingebäude würde sich auf mutmasslich 500 Quadratmetern erstrecken, sagte David Jecker, Mitarbeiter des Amts für Denkmalpflege und Archäologie. Auffällig sei, dass die Mauern nur wenige Zentimeter unter der Erde vergraben lagen. «Es ist eindrücklich, das diese im Laufe der Zeit nicht zerstört wurden.»
Bei den Mauern fanden die Fachpersonen auch Fragmente von Wandverputz. Teile davon waren rot und schwarz bemalen. Dies lasse darauf schliessen, dass die Wände mit einem farbigen Wandmuster ausgestattet waren.
Olivenöl bis nach Cham geliefert
Neben den Mauern fanden die Fachpersonen Alltagsgegenstände wie Reibschüsseln, Mahlsteine sowie exklusivere Objekte aus der Römerzeit. Darunter Teile von Glasgefässen, römischen Tafelgeschirrs sogenanntes «Terra Sigillatas» sowie Amphoren. Bei letzteren handelt es sich um Krüge mit zwei Henkeln, in denen unter anderem Wein, Olivenöl und Fischsauce vom Mittelmeerraum bis zum Äbnetwald gelangten.
Weiter wurden grosse Mengen an Eisennägeln gefunden. Diese könnten für Holzkonstruktionen an den Mauerfundamenten verwendet worden sein. Ebenfalls wurde ein Goldfragment freigelegt, das womöglich zu der Fassung eines Schmuckstücks gehörte.
Erster Fund seit 100 Jahren
Die Steinmauern im Äbneterwald sind der erste Fund römischer Steingebäude im Kanton Zug seit 100 Jahren. Bauten mit ähnlicher Dimension seien zuletzt in Cham-Heiligkreuz ausgegraben worden, wie Gishan Schaeren, Leiter der Abteilung Ur- und frühgeschichtliche Archäologie einordnete.
«Im Moment rätseln wir noch, wofür dieser Gebäudekomplex gebaut wurde», sagte Kathrin Rüedi, ebenfalls vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie. Es könnte eine Villa gewesen sein, eine Herberge oder ein Tempelgebäude. Dieser Frage könnte bei weiteren Untersuchungen auf den Grund gegangen werden.
Am Tag der offenen Grabung am 2. September wird die Grabungsstelle zwischen 10 und 16 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet sein.