Aufregung in AlexandriaGeheim-Tunnel soll in Kleopatras legendäres Grab führen
Von Philipp Dahm
14.11.2022
Der Weg in Kleopatras Grab?
Kathleen Martinez, Jahrgang 1966, kommt aus der Dominikanischen Republik und ist eigentlich Anwältin. Die Archäologie und insbesondere die ägyptische Herrscherin Kleopatra sind ihre Leidenschaft. Martínez verortet ...
Bild: KEYSTONE
... das Grab Kleopatras und ihres Gatten Marcus Antonius, mit dem sie zwölf Jahre liiert war und drei Kinder hatte, im Tempel Taposiris Magna bei Alexandria. Etablierte Forscher belächeln ihre These.
Bild: KEYSTONE
2002 reist Martinez erstmals nach Ägypten und es gelingt ihr, vor Ort forschen zu dürfen. Bis 2009 entdeckt sie unterirdische Tunnel und Hunderte von Objekten.
Bild: KEYSTONE
Die Archäologen finden zwar Leichen und Mumien in den Katakomben, aber keine Spur von Kleopatra selbst.
Bild: KEYSTONE
Nun gibt es eine neue Spur: Martinez und ihr Team haben einen neuen Gang freigelegt. Das Tunnelsystem ...
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
... liegt 13 Meter unter der Erde. Die Gänge sind zwei Meter hoch und 1,3 Kilometer lang.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Sie führen Richtung Meer, sind nach diversen Erdbeben im Zeitraum zwischen den Jahren 320 und 1303 aber teilweise eingestürzt. Die Forscher hoffen, dass sie bei Kleopatras letzter Ruhestätte enden.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Kleopatra lebte von 60 bis 30 vor Christus. Mit 18 wurde sie Königin und war mit Julius Cäsar zusammen. Nach dessen Ermordung wurde sie die Frau von Marcus Antonius.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Abbild der Gottheit Isis: Kleopatras Regentschaft als letzte Königin Ägyptens endet nach Antonius' Niederlage gegen Kaiser Augustus, der das Land zur römischen Provinz macht.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Das Paar begeht im Jahr 30 vor Christus Selbstmord. Kathleen Martinez hat viele Objekte aus dieser Zeit wieder ans Tageslicht gebracht.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Der Weg in Kleopatras Grab?
Kathleen Martinez, Jahrgang 1966, kommt aus der Dominikanischen Republik und ist eigentlich Anwältin. Die Archäologie und insbesondere die ägyptische Herrscherin Kleopatra sind ihre Leidenschaft. Martínez verortet ...
Bild: KEYSTONE
... das Grab Kleopatras und ihres Gatten Marcus Antonius, mit dem sie zwölf Jahre liiert war und drei Kinder hatte, im Tempel Taposiris Magna bei Alexandria. Etablierte Forscher belächeln ihre These.
Bild: KEYSTONE
2002 reist Martinez erstmals nach Ägypten und es gelingt ihr, vor Ort forschen zu dürfen. Bis 2009 entdeckt sie unterirdische Tunnel und Hunderte von Objekten.
Bild: KEYSTONE
Die Archäologen finden zwar Leichen und Mumien in den Katakomben, aber keine Spur von Kleopatra selbst.
Bild: KEYSTONE
Nun gibt es eine neue Spur: Martinez und ihr Team haben einen neuen Gang freigelegt. Das Tunnelsystem ...
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
... liegt 13 Meter unter der Erde. Die Gänge sind zwei Meter hoch und 1,3 Kilometer lang.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Sie führen Richtung Meer, sind nach diversen Erdbeben im Zeitraum zwischen den Jahren 320 und 1303 aber teilweise eingestürzt. Die Forscher hoffen, dass sie bei Kleopatras letzter Ruhestätte enden.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Kleopatra lebte von 60 bis 30 vor Christus. Mit 18 wurde sie Königin und war mit Julius Cäsar zusammen. Nach dessen Ermordung wurde sie die Frau von Marcus Antonius.
Bild: Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten
Abbild der Gottheit Isis: Kleopatras Regentschaft als letzte Königin Ägyptens endet nach Antonius' Niederlage gegen Kaiser Augustus, der das Land zur römischen Provinz macht.
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Das Paar begeht im Jahr 30 vor Christus Selbstmord. Kathleen Martinez hat viele Objekte aus dieser Zeit wieder ans Tageslicht gebracht.
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Eine Frau aus der Dominikanischen Republik stellt eine steile These zum Grab von Kleopatra auf. Die etablierten Forscher belächeln Kathleen Martinez, doch die lässt sich nicht beirren. Nun scheint sie auf der Ziellinie.
Von Philipp Dahm
14.11.2022, 00:00
14.11.2022, 09:22
Philipp Dahm
Kathleen Martinez Berry ist eine Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Das zeigt schon die Vita der Wissenschaftlerin aus der Dominikanischen Republik. Die Tochter eines Jus-Professors und einer Franko-Britin wächst in einem Haushalt mit einer grossen Bibliothek auf. Schon früh interessiert sich die Dame mit Jahrgang 1966 für Ägypten und Herrscherin Kleopatra.
Ihre Eltern überreden das Wunderkind, trotz ihrer Passion in die Fussstapfen des Vaters zu treten. So nach dem Motto: Es lohnt sich nicht, Archäologin zu werden, weil man damit eh keinen seriösen Job bekommt, der einen ernährt. Martinez studiert Jus in Santo Domingo und Englisch an der Brown University in Rhode Island, USA. Mit 19 schliesst sie bereits ab.
20 Jahre arbeitet sie als Juristin, gründet ihre eigene Kanzlei, nimmt eine fünfjährige Auszeit in Madrid und kehrt anschliessend in die Dominikanische Republik zurück. So hätte ihre Karriere weitergehen können, hätte sie nicht 1990 einen Disput mit ihrem Vater gehabt.
Der lästert, als Kathleen Shakespeares «Antonius und Cleopatra» aus der Bibliothek holt. Die Königin sei bloss eine Intrigantin und kaum eine Fussnote in der Geschichte. Die Tochter beschliesst, den Vater zu widerlegen. Sie weiss, dass vor allem römische Quellen Kleopatra beschreiben – und die damalige Weltmacht war kein Freund Ägyptens.
Keine Grabungserlaubnis – Martinez «ging trotzdem»
Martinez sucht – und findet – andere Quellen: Ägyptische Autoren zeichnen ein ganz anderes Licht der Herrscherin. Wer mit 18 Königin werde, müsse eine «besondere Frau» sein. Martinez interessiert sich «Tag für Tag mehr für diese Frau», zitiert sie die University of Pennsylvania. «Sie sprach neun Sprachen und hat über Medizin und Recht geschrieben.»
Die Lateinamerikanerin setzt ihre Arbeit als Anwältin fort, forscht in der Freizeit aber weiter zu ihrem Lieblingsthema. Auch sie treibt die Frage um, wo das Grab liegt. Und sie bemerkt, dass andere Wissenschaftler etwas übersehen haben: «Kleopatras Gruft wurde nie gefunden, weil sie nicht in einer Gruft begraben ist. Sie und Marcus Antonius waren in einem Tempel von Isis und Osiris bestattet.» Denn das Paar sah sich als Wiedergeburt der Götter.
2002 reist Martinez nach Ägypten, obwohl ihre Anträge, nicht-öffentliche Tempel zu besuchen, unbeantwortet bleibt. «Ich ging trotzdem», sagt sie. Erst hat sie Probleme mit den Behörden, doch dann bekommt sie einen Termin bei einem Beamten und sogar die Erlaubnis, nachzuforschen. Beim letzten Tempel klingelt es: «In dem Moment, als ich eintrat, wusste ich es.»
«Ich bin keine berühmte Archäologin»
Es handelt sich um den Taposiris-Magna-Tempel, der und 50 Kilometer von Alexandria entfernt ist. Doch Martinez plagen auch Zweifel: «Ich bin Bürgerin der Dominikanischen Republik. Ich bin keine berühmte Archäologin. Hinter mit steht keine grosse Universität wie Harvard», erinnert sich. Doch sie wäscht ihre Tränen beiseite – und macht weiter.
Das Problem: Es gibt 2000 Anträge auf die Untersuchung von 150 Orten. Martinez schafft es dennoch, eine Erlaubnis zu ergattern – allerdings bekommt sie bloss zwei Monate Zeit. Ihre Familie bezeichnet sie als Träumerin und warnt sie, weiterzumachen. Doch die eigenwillige Tochter investiert ihr eigenes Vermögen und kehrt 2004 nach Ägypten zurück.
Die Ausgrabung fördert sechs Gräber zutage, 40 Münzen mit dem Herrscherpaar darauf und eine Alabaster-Büste von Kleopatra. 2005 reist sie wieder nach Ägypten – nun als Kulturbotschafterin ihres Heimatlandes. Statt wie geplant zwei Monate bleibt sie diesmal mehrere Jahre. Ihr Team findet in Taposiris Magna über tausend Objekte, von denen 200 bedeutend sind, staunt 2011 der «National Geographic».
Katakomben, Gräber und Mumien
Marinez siedelt um, bezieht eine kleine Wohnung in Kairo und lässt ihr altes Leben hinter sich. Die Forscherin setzt Radargeräte ein, entdeckt unterirdische Kammern und Gräber in einem Tunnelsystem, das 20 Meter unter der Erde liegt. 800 Leichname und 14 Mumien werden entdeckt: 2018 widmet das Museum von Kairo ihr eine eigene Ausstellung unter dem Motto «10 Jahre dominikanische Archäologie in Ägypten».
Doch müsste Martinez nicht langsam Kleopatras letzte Ruhestätte in Taposiris Magna gefunden haben, wenn sie dort ist? Von wegen: «Das Reinigen und Ausgraben des gesamten Komplexes wird grob geschätzt 40 Jahre dauern», erklärt die Forscherin 2016. «Ich bin also noch eine Weile beschäftigt.»
Doch immer noch bekommt die Frau jede Menge Gegenwind. Ihre These, dass Kleopatra nahe des Tempels beerdigt ist, wird noch 2019 von führenden Ägyptologen bezweifelt. Doch Martinez lässt sich nicht beirren. Sie steht zu ihrer These. Und nun stellt sich heraus, dass sie offenbar im Recht gewesen ist: Wie das Staatsministerium für Altertümer-Angelegenheiten am 3. November auf Facebook mitteilt, wurde ein aufregender Fund gemacht.
«Wichtigste Entdeckung des Jahrhunderts»
Es geht um einen neuen Tunnel, der 13 Meter unter der Erde liegt – und zur letzten Ruhestätte Kleopatras führen könnte, wie die Archäologen glauben. Der Tunnel ist demnach «ein Wunder der Ingenieurskunst», 1,3 Kilometer lang, zwei Meter hoch und liegt zum Teil unter Wasser, was diversen Erdbeben geschuldet sein soll, die die Region nach Kleopatras Tod im Jahr 30 vor Christus erschüttert hatten.
«Die Ausgrabungen haben ein riesiges religiöses Zentrum mit drei heiligen Stätten, einem heiligen See, über 1500 Objekten, Büsten, Statuen, goldenen Stücken und eine grosse Sammlung von Münzen freigelegt», erklärt Martinez CNN. «Die interessanteste Entdeckung ist ein Komplex von Tunneln, die zum Mittelmeer und versunkenen Strukturen führt.»
Nun beginne für sie ein neues Kapitel: Unterwasser-Archäologie. Sollte dabei wirklich Kleopatras Grab gefunden werden, wäre das die «wichtigste Entdeckung des Jahrhunderts», glaubt Martinez – auch wenn andere Ägyptolog*innen immer noch bezweifeln, dass die Königin wirklich in der Tempelanlage ihre letzte Ruhe gefunden hat.
Dabei hat es Kathleen Martinez schon so vielen gezeigt. Seit 1990 hat sie sich ihrer Passion gewidmet und ungewöhnliche Wege beschritten. Sie hat an ihre Idee geglaubt und sich vom wissenschaftlichem Establishment nie abbringen lassen.