Heftige Erdbebenserie Bricht der Vulkan unter Europas grösstem Gletscher bald aus?

twfl

16.1.2025 - 23:13

Eine Vulkanologin warnt: Der Vulkan Bárdarbunga am grössten Gletscher Europas wird eines Tages ausbrechen. 
Eine Vulkanologin warnt: Der Vulkan Bárdarbunga am grössten Gletscher Europas wird eines Tages ausbrechen. 
Archivbild: sda/U.S. Geological Survey/AP/dpa

Unter dem Bárdarbunga in Island brodelt es. Eine Vulkanologin geht davon aus, dass der Vulkan unter dem grössten Gletscher Europas «letztendlich» ausbrechen wird.

DPA, twfl

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  • Experten erwarten einen Ausbruch des Vulkans Bárdarbunga unter dem Gletscher Vatnajökull in Island.
  • Laut einer Vulkanologin wird es «letztendlich eine Eruption geben».
  • Der Zeitpunkt des Ausbruchs lässt sich nicht voraussagen, möglicherweise könnte es Jahre dauern.
  • Je nach Art der Eruption könnten die Folgen katastrophal sein. 

Nach einer heftigen Erdbebenserie wird auf Island mit einem möglichen Vulkanausbruch am grössten Gletscher Europas gerechnet. Magma häufe sich rund zehn Kilometer unterhalb des Vulkans Bárdarbunga im Nordwesten des Gletschers Vatnajökull an, sagte die für Vulkane und Erdbeben zuständige Abteilungsleiterin der isländischen Wetterbehörde, Kristín Jónsdóttir, der Deutschen Presse-Agentur. 

In den vergangenen Monaten habe die Aktivität zugenommen und man habe grössere Erdbeben in der Region erlebt, weil sich unterirdisch Druck aufbaue. «Und das kann nur zu einem führen: Letztendlich wird es eine Eruption geben», so  die Expertin. Es sei jedoch äusserst schwierig, den Zeitpunkt dafür vorauszusagen – möglicherweise könne es sogar noch Jahre dauern, bis es so weit sei. Auch könne es ganz unterschiedliche Arten von Ausbrüchen geben. Käme es zu einer Eruption unter dem Gletscher, würde dies zu katastrophalen Fluten führen, warnte Jónsdóttir.

Vatnajökull - grösster Gletscher Europas

Der Vatnajökull gilt als grösster Gletscher Europas ausserhalb der Polargebiete. Rund um das riesige Vulkansystem Bárdarbunga, das von dem Eiskoloss teils bedeckt wird und teils nicht, war es am Dienstag zum heftigsten Erdbebenschwarm seit zehn Jahren gekommen – damals hatte es im Anschluss einen monatelangen Ausbruch gegeben. Innerhalb weniger Stunden wurden nun schätzungsweise 130 Erdbeben verzeichnet, darunter 17 mit einer Stärke von 3,0 und höher und eines der Stärke 5,1. 

Die isländische Zivilschutzbehörde rief daraufhin die Unsicherheitsstufe aus, was bedeutet, dass sie die Lage und ihre mögliche Bedrohung für Mensch, Umwelt und Infrastruktur genau beobachtet. Seitdem hat sich die Erde zunächst wieder beruhigt.

Erinnerungen an Eyjafjallajökull-Ausbruch 2010

Die Vulkangefahr an einem isländischen Gletscher erinnert unweigerlich an den Ausbruch am Eyjafjallajökull, der 2010 mit einer kilometerhohen Aschewolke tagelang den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hatte. Wie damals handle es sich auch im aktuellen Fall um einen von einem Gletscher bedeckten Vulkan, doch derjenige damals sei deutlich kleiner als der Bárdarbunga gewesen, sagt Vulkanologin Jónsdóttir. 

Bei einer Eruption innerhalb des Gletschergebietes könne man mit einer ähnlichen Situation wie damals rechnen, sagt sie – einschliesslich Aschewolke mit möglichen Folgen für den Flugverkehr. Alles hänge jedoch davon ab, wie kräftig der Ausbruch sei, wie lange er andauere und wohin der Wind wehe. Zugleich habe man damals aus dem Eyjafjallajökull gelernt, wodurch die Auswirkungen auf den Luftverkehr diesmal vermutlich geringer ausfallen würden.

Nächste Eruption nahe Reykjavik steht an

Die Lage am Bárdarbunga ist deutlich anders als auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich der Hauptstadt Reykjavik, wo es seit 2021 immer wieder zu sogenannten Spalteneruptionen kommt. Dabei bildet sich jeweils ein meist kilometerlanger Erdriss, aus dem in der Folge glühend heisse Lava sprudelt. 

Trotz der Regelmässigkeit dieser Naturschauspiele weist Jónsdóttir darauf hin, dass die Bedrohung durch solche Ausbrüche immer wieder real sei – und der nächste bereits bevorstehe. «Wir erwarten die nächste Eruption Anfang Februar oder schon Ende Januar, also sehr bald», sagt sie. Ihre Folgen seien jedoch weitgehend lokal begrenzt, während der Bárdarbunga eine viel grössere Region betreffen könnte.