Ukrainer hingegen zeigen Respekt «Einige Russen halten Nordkoreaner für Untermenschen»

Philipp Dahm

17.1.2025

Selenskyj bietet Austausch nordkoreanischer Soldaten an

Selenskyj bietet Austausch nordkoreanischer Soldaten an

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bietet dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un an, nordkoreanische Soldaten freizulassen, falls Kim im Gegenzug die Freilassung ukrainischer Kriegsgefangener in Russland erreichen könne.

16.01.2025

Sprach- und Anpassungsprobleme sorgen offenbar für Reibereien zwischen Russen und Nordkoreanern. Moskaus Soldaten haben angeblich keine hohe Meinung von ihren asiatischen Kameraden – die Ukrainer dagegen schon.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine Quelle sagt einem südkoreanischen Portal, dass einige Russen nordkoreanische Soldaten für «Untermenschen» halten.
  • «Ideologische Instabilität»: Einige Nordkoreaner bauen angeblich mental ab, was Pjöngjang in Alarmbereitschaft versetzt.
  • Ukrainische Soldaten berichten, dass sich die Nordkoreaner eher selbst töten, als sich festnehmen zu lassen.
  • Die Asiaten werden von Ukrainern als gut ausgebildet, furchtlos und motiviert beschrieben.
  • In Kursk sind die Russen dank der Schützenhilfe aus Pjöngjang auf dem Vormarsch.

Eigentlich sollen die nordkoreanischen Soldaten der russischen Armee helfen, doch die Kooperation auf dem Feld ist offenbar komplizierter als gedacht. «Berichte von der Front zeigen, dass einige russische Soldaten ihre nordkoreanischen Kollegen im Grunde für Untermenschen halten», sagt eine Quelle dem Onlineportal «Daily NK».

Dieser Umstand wird demnach von der sich verschlechternden Verfassung der Männer befeuert, die Pjöngjang entsandt hat: «Seit Ende Dezember sind die Behörden [in Nordkorea] von Berichten alarmiert, nach denen die Soldaten im Feld Zeichen von extremer Todesangst, kulturellen Anpassungsschwierigkeiten und Zeichen von ideologischer Instabilität zeigen.»

Das stehe im Kontrast zu jener Zeit, als die Asiaten gerade auf dem europäischen Schlachtfeld angekommen waren: Sie hätten mental stark abgebaut, weiss die Quelle von «Daily NK»: «Während die Verluste steigen, kämpfen die Soldaten im Feld mit psychologischem Stress und Problemen, sich anzupassen.»

Die verunsicherten Asiaten würden dann auf selbstbewusste Mitglieder der russischen Armee treffen, die wenig von der Unterstützung zu halten scheinen. «Die Behörden glauben, das liege an der sichtlich geschlagenen Haltung der Nordkoreaner und ihrer Unfähigkeit, die Gräben bei der Kommunikation zu überwinden.»

«Sie haben alles, was ein guter Infanterist braucht»

Um die Moral aufrechtzuerhalten, will Pjöngjang angeblich mehr hochrangige Offiziere schicken, die die Mannschaften bei der Stange halten sollen. Bemerkenswert ist, dass die Ukrainer ein ganz anderes Bild der Asiaten zeichnen, als es einige Russen tun: Demnach sind die Nordkoreaner gut ausgebildet, furchtlos und motiviert.

«Wenn sie gesehen haben, dass ihre Gefangennahme bevorsteht, haben sie sich selbst in die Luft gejagt», erklärt Oberstleutnant Jaroslaw Chepurnji «Politico». «Sie sind jung, motiviert, physisch fit, tapfer und gut im Umgang mit Handfeuerwaffen. Sie sind auch diszipliniert. Sie haben alles, was ein guter Infanterist braucht.»

Ins selbe Horn stösst Jurij Bondar von der 80. Luftangriffsbrigade. «Der Feind ergibt sich nicht», schreibt der Ukrainer auf Facebook. «Sie eliminieren sich selbst nach dem gleichen Schema: eine Granate an den Kopf und los. Diejenigen, die auf dem Schlachtfeld bleiben, werden mit brennbarer Flüssigkeit übergossen und verbrannt.»

Wagner-Söldner im Vergleich wie «Kinder»

Die Nordkoreaner dürften nicht unterschätzt werden, meint Bondar. «Ein Kommandeur sagte, verglichen mit den Soldaten aus Nordkorea seien die Wagner-Söldner im Jahr 2022 bloss Kinder gewesen. Und ich glaube ihm.» Von den beiden bisher einzigen gefangenen Nordkoreanern will übrigens einer in der Ukraine bleiben, der andere aber zurück in die Heimat.

Südkoreas Geheimdienst schätzt, dass in der Ukraine bisher rund 300 Nordkoreaner gefallen und 2700 verletzt worden sind. Einige sollen aber im Kampf mit Russen in Kursk ihr Leben verloren haben, als es wegen der Sprachprobleme einen Fall von Friendly Fire gab, wie Reporting from Ukraine berichtet.

In der Regel haben die Asiaten aber den ukrainischen Gegner im Visier: «Die Lage hat sich deutlich verschlechtert, seit die Nordkoreaner angekommen sind», sagt ein Unteroffizier der «New York Times». «Sie machen mit Masse Druck auf unsere Front, finden Schwachpunkte und brechen durch sie durch.» Ein Wachtmeister ergänzt: «Wir halten, zerstören, zerstören und zerstören – so viel, dass es schwer ist, es zu verstehen.»