Auf dem Vormarsch Corona-Variante JN.1 könnte ungewohnte Symptome auslösen

red.

7.1.2024

Das Coronavirus mutiert weiterhin – und könnte in «eine neue Ära» eingetreten sein, warnen Expert*innen. (Symbolbild)
Das Coronavirus mutiert weiterhin – und könnte in «eine neue Ära» eingetreten sein, warnen Expert*innen. (Symbolbild)
Sebastian Gollnow/dpa

Die Corona-Variante JN.1 ist nach Ansicht mancher Forscher*innen auf bestem Weg, sich weltweit durchzusetzen. Der «Pirola»-Abkömmling steht unter Beobachtung – und könnte Ängste oder Schlafprobleme auslösen.

red.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Corona-Variante JN.1 hat sich in den USA innert kurzer Zeit zur dominanten Virusvariante entwickelt.
  • JN.1 stammt von der «Pirola» genannten Variante BA.2.86 ab, und könnte das Immunsystem besonders gut austricksen. 
  • Jetzt gibt es Meldungen aus Grossbritannien, wonach die Subvariante ungewohnte Symptome auslösen könnte.
  • Die gute Nachricht: Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass JN.1 häufiger zu schweren Krankheitsverläufen führt.

Das Coronavirus hat im vergangenen Herbst einen neuen Mutationsschritt gemacht. Die Variante JN.1 ist ein Abkömmling der «Pirola»-Variante BA.2.86. In den USA hat sich die neueste Subvariante innert kurzer Zeit zum dominanten Typ entwickelt und macht laut der Gesundheitsbehörde CDC bereits 62 Prozent aller Fälle aus. Gemäss der US-Behörde soll die neueste Variante auch das Infektionsgeschehen weltweit dominieren.

JN.1 unterscheidet sich nur in einem Punkt von der ursprüngliche «Pirola»-Variante: einer zusätzlichen Mutation am sogenannten Spike-Protein. Der Entdecker von JN.1, Infektiologe Thomas Russo von der Universität in Buffalo im US-Bundesstaat New York, betrachtet dies mit Sorge: Der neue Virustyp sei besonders «hinterlistig» und könnte das Immunsystem noch besser überlisten, warnte der Forscher bereits im November.

Die gute Nachricht: Anzeichen dafür, dass JN.1 auch mehr schwere Erkrankungen auslöst, gibt es bisher nicht. Auch Thomas Russo teilt diese Ansicht. Aus Grossbritannien gibt es nun aber Meldungen über womöglich ungewöhnliche Symptome, die durch die neue Variante ausgelöst werden könnten.

Löst JN.1 andere Symptome aus?

In einer Umfrage unter kürzlich mit dem Coronavirus infizierten Patient*innen in England und Schottland nannten jeweils rund 10,5 Prozent der Befragten Ängste und Schlafprobleme als Symptome. Diese Umfrageergebnisse gab das britische Office for National Statistics bekannt.

Die Verantwortlichen relativierten aber zugleich: Es sei nicht erwiesen, dass die Symptome zwangsläufig mit der Corona-Infektion zusammenhängen, zitiert die «Frankfurter Rundschau». Andere Berichten zufolge könnte JN.1 vermehrt Darminfekte verursachen.

Schon Pirola kann vermehrt zu eher untypischen Symptomen wie Durchfall, Augenentzündungen und Hautausschlag oder juckenden Fingern führen. 

Die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte JN.1 im Dezember zu einer eigenen Variante, die es zu überwachen gelte (variant of interest). Davor war JN.1 noch mit der Pirola-Variante zusammengefasst worden.

JN.1 könnte neue Linie von Varianten begründen

Auch wenn die neue Variante nach aktuellem Kenntnisstand nicht gefährlicher ist: Manche Forscher*innen gehen davon aus, dass JN.1 die Zukunft des Coronavirus bestimmen wird.

Ryan Gregory, Biologie-Professor an der Universität von Guelph in Kanada, sagte beispielsweise dem «Fortune»-Magazin, mit JN.1 habe das Virus «eine neue Ära» eingeläutet. Die Variante sei «auf dem besten Weg, zu jener Linie zu werden, von der die meisten Varianten in absehbarer Zukunft abstammen werden».

Maria Van Kerkhove, Epidemiologin und bei der WHO als Expertin für das Coronavirus zuständig, stimmt zu – aber nicht vorbehaltlos. «Die nächsten Unterlinien könnten von JN.1 abgeleitet werden», sagt sie zu «Fortune». «Aber wir könnten auch etwas ganz anderes sehen. Wir könnten wieder so etwas wie ein Omikron sehen.»

Das ist die aktuelle Corona-Impfempfehlung

  • Das BAG und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) empfehlen die Covid-19-Impfung im Herbst/Winter für besonders gefährdete Personen. Die Kosten dafür werden von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen.
  • Zu besonders gefährdeten Personen zählen: Personen ab 65 Jahren, Personen ab 16 Jahren mit einer chronischen Krankheit, Personen ab 16 Jahren mit Trisomie 21. Schwangere können nach individueller Abklärung eine Impfung erhalten.
  • Allen weiteren Personen wird keine Covid-19-Impfung empfohlen. Eine Impfung auf Wunsch ist aber gegen Bezahlung möglich.
  • Der ideale Zeitpunkt für die Covid-19-Impfung liegt zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember, allerdings mindestens sechs Monate nach der letzten Impfung oder Infektion.
  • Empfohlen wird die Impfung mit einem an die aktuelle Virusvariante XBB.1.5 angepassten mRNA-Impfstoff oder dem Proteinimpfstoff von Novavax. Es ist nur ein Piks notwendig.
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