Lebensstil-StudieWer alles richtig macht, lebt mehr als 20 Jahre länger
DPA/uri
26.7.2023 - 06:30
Wer gesund lebt, wird älter: Diese Einsicht ist nicht neu. Eine gross angelegte Studie hat nun aber herausgefunden, wie sich verschiedene Lebensgewohnheiten konkret auswirken.
26.07.2023, 06:30
26.07.2023, 09:04
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Eine gross angelegte US-Studie hat evaluiert, wie sich ein gesunder Lebensstil auf das Alter auswirkt.
Wer demnach acht positive Gewohnheiten pflegt, lebt im Schnitt bis zu 23,7 Jahre länger.
Wer bereits die drei wichtigsten Faktoren beachtet, mindert sein Sterberisiko zwischen 30 bis 45 Prozent.
Mit einem gesunden Lebensstil können 40-jährige Männer im Durchschnitt 23,7 Jahre länger leben als mit einem sehr schädlichen. Bei Frauen beträgt dieser Unterschied 22,6 Jahre. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse einer Langzeituntersuchung von ehemaligen Angehörigen des amerikanischen Militärs, die ein Forschungsteam auf der internationalen Konferenz «Nutrition 2023» in Boston präsentierte. Eine weitere Studie konnte zeigen, wie wichtig Informationen über Krebsrisikofaktoren sind.
Das Team um Xuan-Mai Nguyen von der University of Illinois hatte Daten von über 700'000 US-Veteranen im Alter von 40 bis 99 Jahren analysiert. Als gesunden Lebensstil definierte es acht Gewohnheiten: körperlich aktiv zu sein, nicht zu rauchen, gut mit Stress umgehen zu können, sich gut zu ernähren, nicht unmässig Alkohol zu trinken, gut und regelmässig zu schlafen, positive soziale Beziehungen zu pflegen und nicht von Opioid-Schmerzmitteln abhängig zu sein.
«Wir waren wirklich überrascht, wie viel man mit der Einführung von einem, zwei, drei oder allen acht Lebensstilfaktoren gewinnen konnte», wird Nguyen in einer Mitteilung der American Society for Nutrition zitiert.
Eine Lebensstil-Änderung im höheren Alter hilft noch
Als grösste Risikofaktoren stellten sich eine geringe körperliche Aktivität, die Abhängigkeit von Opioid-Schmerzmitteln und Rauchen heraus. Diese Faktoren waren mit einem erhöhten Sterberisiko von jeweils um 30 bis 45 Prozent während des Studienzeitraums verbunden.
Bei schlechtem Umgang mit Stress, hohem Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung und schlechter Schlafhygiene war das Sterberisiko um jeweils rund 20 Prozent erhöht, beim Mangel an guten sozialen Kontakten um fünf Prozent.
Die Mediziner stellten fest, dass ein Wechsel zu einem gesunden Lebensstil auch im gesetzten Alter noch die Lebenserwartung erhöht. «Je früher, desto besser, aber selbst wenn Sie mit 40, 50 oder 60 nur eine kleine Änderung vornehmen, ist es immer noch von Vorteil», betont Nguyen.
Viele halten sich nicht an Empfehlungen zur Krebsprävention
Die Daten der Studie stammen vom Million Veteran Program, einem nationalen Forschungsprogramm der USA, das untersucht, wie sich Gene, Lebensstil, militärische Erfahrungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von ehemaligen Militärangehörigen auswirken. Die Analyse von Nguyen und Kollegen berücksichtigte die Daten von 719'147 Veteranen, die in den Jahren 2011 bis 2019 erhoben wurden.
Der Lebensstil spielt auch bei der Senkung des Krebsrisikos eine wichtige Rolle. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen Alkohol, geringe körperliche Aktivität, ungesunde Ernährung, Übergewicht, rotes und verarbeitetes Fleisch, zuckerhaltige Getränke, Tabakkonsum und ultraviolette Strahlung zu den Krebsrisikofaktoren.
Eine Studie der Union for International Cancer Control (UICC) ergab, dass in zehn Industrieländern mit hohem Einkommen im Durchschnitt ein Drittel der Befragten keine Empfehlungen zur Krebsprävention befolgt. Die untersuchten Länder waren Australien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Israel, Japan, Kanada, Schweden, Spanien und die USA.
Am schlechtesten waren Japaner über Krebsrisiken informiert
«Es ist wichtig zu verstehen, ob Menschen nichts unternehmen, um ihr persönliches Krebsrisiko zu senken, weil sie nicht über die Risikofaktoren Bescheid wissen, oder ob sie trotz Kenntnis der Risikofaktoren nicht handeln», sagt Pricivel Carrera vom Nationalen Krebspräventionszentrum laut einer Mitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg.
Deshalb analysierte sie zusammen mit ihrer DKFZ-Kollegin Silvia Calderazzo die Daten der UICC-Studie im Hinblick auf den Wissensstand zu Krebsrisikofaktoren. Sie stellten fest: Wenn sich die Anzahl der Menschen, die gut über Krebsrisikofaktoren informiert sind, um einen Prozentpunkt erhöht, steigt die Zahl an Personen, die Massnahmen zur Verringerung ihres Risikos ergreifen, um durchschnittlich 0,169 Prozentpunkte.
Am schlechtesten waren die Menschen in Japan informiert und dort betrieben auch am wenigsten eine Krebsprävention. Doch auch bei den deutschen Nachbarn wussten die Befragten etwa unterdurchschnittlich über Krebsrisikofaktoren Bescheid. «In Deutschland gelten an die 40 Prozent aller Krebsfälle als vermeidbar – durch einen gesunden Lebensstil und die Nutzung von Impfungen», sagt Carrera.