Kampf gegen Panikmache Florida als Haiangriff-Hotspot der Welt gebrandmarkt

SDA/tcar

17.3.2024 - 14:24

Die meisten Todesfälle durch Haie im Jahr 2023 waren auf Bisse von Weissen Haien zurückzuführen.
Die meisten Todesfälle durch Haie im Jahr 2023 waren auf Bisse von Weissen Haien zurückzuführen.
Bild: Helmut Fohringer/EPA/dpa

Während in besonders warmen Regionen die ersten Sonnenhungrigen an den Stränden liegen, brandmarken Schlagzeilen Florida als Haiangriff-Hotspot der Welt. Wissenschaftler versuchen nun gegen Panikmache anzukämpfen.

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  • Ein Viertel aller im vergangenen Jahr registrierten Haiangriffe ereigneten sich im US-Bundesstaat Florida.
  • Das Risiko, von einem Hai gebissen zu werden, sei aber selbst dort äusserst gering.
  • Trotz der statistisch geringen Gefahr, von einem Hai gebissen zu werden, sitzt die Angst vor den Raubfischen mit den scharfen Zähnen tief.

Tatsächlich ereignete sich laut Experten ein Viertel aller im vergangenen Jahr registrierten Haiangriffe im US-Bundesstaat Florida: Das Risiko, von einem Hai gebissen zu werden, sei aber selbst dort äusserst gering, argumentieren die Forschenden.

Weltweit 69 unprovozierte Haiangriffe zählte die Universität von Florida in ihrer Statistik 2023, 16 davon vor den Küsten des US-Bundesstaats. Angesichts der laut offizieller Statistik 135 Millionen Badegäste an Floridas Stränden im vergangenen Jahr ist diese Zahl dennoch vergleichsweise klein.

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Trotz der statistisch geringen Gefahr, von einem Hai gebissen zu werden, sitzt die Angst vor den Raubfischen mit den scharfen Zähnen tief. Filme wie «Der weisse Hai» und die seit Jahrzehnten laufende US-Dokuserie «Shark Week» befeuern sie weiter.

«Haie machen Fehler»

«Wenn Haie im Wasser Fische jagen, kommen ihnen hin und wieder Menschen in die Quere, und die Haie machen einen Fehler», sagt Gavin Naylor, Hai-Experte an der Universität von Florida und einer der Verfasser des jährlichen Haiberichts. Wenn Haie Menschen wirklich angreifen wollten, wäre das für sie ein Kinderspiel, schildert Naylor: «Menschen sind im Prinzip so etwas wie im Wasser treibende Würstchen.» Doch statt zu attackieren, gingen Haie den Menschen grundsätzlich aus dem Weg.

Die flachen subtropischen Gewässer vor den Stränden Floridas sind reich an Nährstoffen und damit auch an Beutefischen, deshalb locken sie viele Haie an. Vor der Küste von New Smyrna Beach im County Volusia wurden vergangenes Jahr acht Menschen von Haien angegriffen. Das brachte dem Ort den unrühmlichen Beinamen «Welthauptstadt der Hai-Bisse» ein. Das Meer dort ist bei Surfern beliebt, doch das trübe Wasser schränkt die Sicht der Raubfische ein, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie versehentlich nach einem Menschen schnappen.

Hai-Bisse wie Flugzeugabstürze

Hai-Bisse seien wie Flugzeugabstürze – schockierend, aber selten, sagt Bruce Adams, der in New Smyrna Beach wohnt und beim Surfen selbst mehrmals den Raubfischen begegnete. Der schlechte Ruf der Tiere sei die Folge von Sensationsmache, bedauert er: «Damit wird der Verkauf angekurbelt» kommentiert er die Umtriebe findiger Verkäufer, die in New Smyrna Beach T-Shirts mit der Aufschrift «Shark Bite Capital of The Word» anbieten.

Die meisten Badegäste in Florida seinen wahrscheinlich schon einmal mit Haien im Wasser gewesen ohne es zu wissen, sagt Haiforscher Joe Miguez, ein weiterer Autor des Jahresberichts. «Sie wollen nicht wirklich etwas mit uns zu tun haben.»

Haie wie scheue Hundewelpen

Einige Menschen betreiben sogar grossen Aufwand, um den Raubfischen zu begegnen. In Jupiter, etwa 150 Kilometer nördlich von Miami, hat Jonathan Campbell schon mehr als 500 Tauchgänge mit Leuten unternommen, die mit Haien schwimmen wollten. «Man sieht Haie in Filmen, und da sind sie furchterregende Monster. Aber im Wasser sind sie eher wie scheue Hundewelpen», sagt er.

Seit 1970 ist die Zahl der Haie einer aktuellen Studie zufolge weltweit um 70 Prozent zurückgegangen. Vielleicht ist der Mensch für die Raubfische eine grössere Gefahr als sie für ihn. «Wir sollten uns mehr darauf konzentrieren, diese Tiere zu schützen, statt Angst zu haben, dass sie es auf uns abgesehen haben», fordert Forscher Miguez.

SDA/tcar