Mit Dänemark lief schon mal was Dollars gegen Land – so hat sich Amerika einst gross gekauft

Philipp Dahm

9.1.2025

Trumps Sohn, Donald Jr., in Grönland eingetroffen

Trumps Sohn, Donald Jr., in Grönland eingetroffen

STORY: Donald Trump Jr. ist in Grönland eingetroffen. Der älteste Sohn des designierten US-Präsidenten landete am Dienstag am Flughafen von Nuuk, gut zwei Wochen nachdem sein Vater die Idee einer Eingliederung der zu Dänemark gehörenden Insel an die USA verbreitet hatte. Laut Trump Jr. handelt es sich um einen reinen Privatbesuch: «Wir freuen uns, hier zu sein», sagte er den wartenden Reportern. «Wir sind nur als Touristen hier und es scheint ein unglaublicher Ort zu sein. Eigentlich wollte ich schon im letzten Frühjahr für ein paar Freizeitsachen kommen. Grossartiges Land. Die Landschaft auf dem Weg rein war einfach spektakulär.» Angesichts der Äusserungen seines Vaters wohnt der Reise dennoch eine gewisse politische Brisanz inne, zumal Don Jr. einer der engsten Vertrauten des künftigen Präsidenten ist. Das weitgehend autonom verwaltete Grönland ist für die USA aufgrund seiner geografischen Lage sicherheitspolitisch relevant, zudem gibt es dort viele Rohstoffe. Trump hatte kurz vor Weihnachten erklärt, die USA seien der Ansicht, dass es «im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt» eine «absolute Notwendigkeit» sei, Grönland zu besitzen und zu kontrollieren. Bereits während der ersten Amtszeit hatte Trump Interesse an Grönland gezeigt. Damals wollte er die Insel kaufen, handelte sich aber eine Abfuhr der dänischen Regierung ein. Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen sagte am Dienstag dem Sender TV2, man brauche in diesen unruhigen Zeiten eine sehr enge Zusammenarbeit mit den Amerikanern. «Andererseits möchte ich alle dazu ermutigen, zu respektieren, dass die Grönländer ein Volk sind, dass es ihr Land ist und dass meines Erachtens nur Grönland die Zukunft Grönlands bestimmen und definieren kann.» Grönlands Regierungschef Mute Egede hatte in seiner diesjährigen Neujahrsrede betont, dass die Insel nicht zum Verkauf stehe. Zugleich drängte er aber auch auf eine Unabhängigkeit von Dänemark.

07.01.2025

Donald Trump will Grönland kaufen. Die USA haben in ihrer Geschichte schon einige Territorien erworben: Neben Frankreich und Russland hat auch Dänemark den Amerikanern schon zu neuen Ländereien verholfen.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trump will die Hoheit über Kanada sowie den Panamakanal und überrascht mit Aussagen zum Kauf von Grönland.
  • In der US-Geschichte hat der Kauf von ausländischen Territorien eine gewisse Tradition, zeigen drei Beispiele.
  • Eines betrifft ausgerechnet Dänemark, das wegen seiner Souveränität über Grönland nun erneut im Fokus steht.
  • Pikant: Beim damaligen Deal in der Karibik hatte Washington explizit Kopenhagens Hoheitsrechte in Grönland anerkannt.

Donald Trump hat mit erneuten Aussagen zum Kauf von Grönland Schlagzeilen gemacht. Sogar militärische Gewalt will der kommende US-Präsident dabei nicht ausschliessen. Ist das alles nur Teil seiner Madman-Strategie?

Gekommen, um zu bleiben? Donald Trump Jr.. besucht am 7. Januar Grönlands Hauptstadt Nuuk.
Gekommen, um zu bleiben? Donald Trump Jr.. besucht am 7. Januar Grönlands Hauptstadt Nuuk.
Bild: Keystone

Gut möglich, doch andererseits haben die Vereinigten Staaten auch eine gewisse Tradition, wenn es um den Erwerb ausländischer Territorien geht. Hier drei Beispiele aus der Geschichte: Das dritte betrifft ausgerechnet das Königreich Dänemark, das wegen seiner Hoheit über Grönland gerade wieder im Mittelpunkt des internationalen Interesses steht.

Der Kauf von Louisiana 1803

Es ist ein Geschäft ganz nach dem Gusto eines Donald Trump: Der Kauf von Louisiana wird als der grösste Grundstücksdeal der Geschichte gehandelt. Die damaligen Vereinigten Staaten verdoppeln mit dem Erwerb ihr Staatsgebiet, das heute noch fast ein Viertel der modernen zusammenhängenden USA (ohne Alaska und Hawaii) ausmacht.

Das 1803 erworbene Gebiet beschränkt sich bei weitem nicht auf den Küstenstaat Louisiana, sondern erstreckt sich über mehrere US-Bundesstaaten bis nach Kanada.
Das 1803 erworbene Gebiet beschränkt sich bei weitem nicht auf den Küstenstaat Louisiana, sondern erstreckt sich über mehrere US-Bundesstaaten bis nach Kanada.
Bild: Commons/William Morris

Frankreichs Interesse an seinen US-Kolonien ist vor dem Verkauf kontinuierlich gesunken. Im Frieden von Paris von 1763 verliert Frankreich unter anderem auch Gebiete in Nordamerika an Grossbritannien. London wiederum muss 1776 die Unabhängigkeit der neu gegründeten USA hinnehmen. Als Napoleon Bonaparte im Jahr 1800 an der Macht ist, hat der spätere französische Kaiser andere Sorgen als seine nordamerikanischen Kolonien.

Er führt in Europa Krieg, muss Aufstände in der Karibik niederschlagen – und die nächsten Kriege vorbereiten. Die amerikanische Handelsdelegation will zunächst eigentlich nur über den Kauf von New Orleans reden, das das Tor zum Mississippi ist, über den die Wirtschaftsgüter verschifft werden, die westlich der Appalachen produziert werden.

Übergabe-Zeremonie in Loisiana am 20. Dezember 1803 auf einem Gemälde von Thure de Thulstrup von 1902.
Übergabe-Zeremonie in Loisiana am 20. Dezember 1803 auf einem Gemälde von Thure de Thulstrup von 1902.
Bild: Gemeinfrei

Die US-Unterhändler haben 1803 für den Kauf von New Orleans 2 Millionen Dollar und maximal 10 Millionen für die Stadt inklusive Umgebung eingeplant. Überrascht werden sie von dem Angebot, das ganze französische Gebiet für 15 Millionen Dollar zu erwerben. Die Unterhändler schlagen ein, ohne mit Präsident Thomas Jefferson Rücksprache zu halten.

2'144'476 Quadratkilometer wechseln den Besitzer. Der Preis pro Quadratkilometer beträgt 7 Dollar, was inflationsbereinigt gut 195 Dollar entspricht. Der damalige Gesamt-Kaufpreis von 15 Millionen Dollar entspricht heute 418,8 Millionen Dollar.

Der Kauf von Alaska 1867

Die britische Krone hat zwar ihre Kolonien in den heutigen USA verloren, dafür aber im Jahr 1867 in der Karibik und im heutigen Kanada noch Besitzungen. Für den Zaren in St. Petersburg ist das ein Problem: Zwischen 1853 und 1856 hat sein Russisches Reich den Krimkrieg geführt – und verloren.

Neben Sardinien, Frankreich und dem Osmanischen Reich waren auch die Briten seine Gegner. Und die schneiden in Kanada einen Zipfel Russland auf dem Kontinent ab: Alaska. Ein Land, das sich nur mühsam besiedeln lässt: Hunderte Russen verdienen sich mit der Pelztierjagd ihren Unterhalt, doch die Bestände gehen zurück.

Britisch-Nordamerika zwischen 1840 und 1867, Karte aus dem The Cambridge Modern History Atlas von 1912.
Britisch-Nordamerika zwischen 1840 und 1867, Karte aus dem The Cambridge Modern History Atlas von 1912.
Gemeinfrei

Die wirtschaftliche Schwäche von Alaska, die strategisch schlechte Lage und Finanzprobleme lassen Russland bereits 1859 erstmals wegen eines Verkaufs in Washington anklopfen, doch zunächst lehnen die USA ab. Sogar Liechtenstein wird das Territorium angeboten: «Ich kann mich erinnern, wie das Kaufangebot in meiner Familie immer wieder diskutiert wurde», schreibt Fürst Hans-Adam II. 2018 dem «Volksblatt» (PDF).

Am 11. März 1867 treffen sich erneut Unterhändler aus Russland und den USA, um über den Verkauft zu reden. Sie einigen sich innert vier Tagen auf die Summe von 7,2 Millionen Dollar, was inflationsbereinigt rund 153'400'000 entspricht. Bei einer Fläche von 1'518'800 Quadratkilometer macht das einen Preis pro Quadratkilometer von 4.74 Dollar, was heute 101 Dollar entspricht.

Bezahlt am 1. August 1868: Der Scheck über 7,2 Millionen US-Dollar, ausgestellt auf den russischen Verhandlungsführer Eduard de Stoeckl, der einen österreichischen Vater und eine italienische Mutter hatte.
Bezahlt am 1. August 1868: Der Scheck über 7,2 Millionen US-Dollar, ausgestellt auf den russischen Verhandlungsführer Eduard de Stoeckl, der einen österreichischen Vater und eine italienische Mutter hatte.
Gemeinfrei

Die US-Öffentlichkeit nimmt den Erwerb der scheinbar öden Winter-Landschaft mit gemischten Reaktionen auf. Mit dem Einsetzen des Klondike-Goldrausches ab 1896 verstummen die Zweifler jedoch.

Der Kauf der Jungferninseln 1917

Auf den amerikanischen Jungferninseln herrscht Linksverkehr – diese Ausnahme im gesamten US-Territorium ist auf die europäische Vergangenheit der drei Karibikinseln zurückzuführen. 1865 steigt Dänemark in den Atlantischen Dreieckshandel ein und besetzt Saint Thomas, Saint John und Saint Croix.

Die Karibik auf einer Karte des Cambridge Modern History Atlas von 1912: Gelb unterstrichen sind die dänischen Jungferninseln.
Die Karibik auf einer Karte des Cambridge Modern History Atlas von 1912: Gelb unterstrichen sind die dänischen Jungferninseln.
Gemeinfrei

Die Inseln wecken im ausgehenden 19 Jahrhundert Begehrlichkeiten. Das Deutsche Reich zeigt 1890 Interesse, und auch die USA fragen 1902 erstmals an, ob die Gebiete nicht zum Verkauf stünden. Das Weisse Haus betrachtet die Region als sein Revier. Ein Erwerb für fünf Millionen Dollar scheitert damals jedoch am Einspruch dänischer Nationalisten.

Der Erste Weltkrieg erschwert die Verbindung zwischen Dänemark und seiner Kolonie, in der es ab 1915 zu Unruhen und Streiks kommt. 1916 nimmt Washington im Geheimen erneut Verhandlungen mit Kopenhagen auf: In der ersten Volksabstimmung des Landes wird der Deal im Dezember 1916 abgesegnet. Am 1. April 1917 gehen die Jungferninseln für 25 Millionen Dollar an die USA über – heute wären es 616 Millionen Dollar.

Vor dem Haus des Gouverneurs wird am 31. März nach 251 Jahren dänischer Herrschaft der Dannebrog auf Saint Croix zum letzten Mal eingeholt.
Vor dem Haus des Gouverneurs wird am 31. März nach 251 Jahren dänischer Herrschaft der Dannebrog auf Saint Croix zum letzten Mal eingeholt.
Bild: Gemeinfrei

Aus heutiger Sicht pikant: Im Zuge dieses Geschäfts mussten die USA Dänemarks volle Souveränität über Grönland anerkennen, erinnert das Dänische Museum.