Experte zum Lava-Spektakel in Island«Die Ausbrüche könnten Tage, Wochen oder Monate dauern»
Von Vanessa Büchel
19.12.2023
Vulkan in Island bricht nach wochenlangen Beben aus
Nach wochenlangen Erdbeben ist im Südwesten Islands ist ein Vulkan ausgebrochen. Das Meteorologische Amt des Landes hatte am Montag vor einer Eruption nördlich von Grindavik bei Hagafell gewarnt. Aufnahmen zeigen Lavamassen, die aus einer langen Erdspalte quellen.
19.12.2023
Am Montagabend gab es einen Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Derzeit strömt weiterhin eine beträchtliche Menge Lava aus der Spalte. Ein Vulkanologe schätzt die Lage ein.
Von Vanessa Büchel
19.12.2023, 12:13
19.12.2023, 14:12
Vanessa Büchel
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Am Montagabend kam es zu einem Vulkanausbruch nördlich des isländischen Ortes Grindavík.
Die Ausbrüche in Island könnten laut einem Vulkanologen noch Tage, Wochen oder gar Monate andauern.
Der Experte schätzt die Lage auf der Reykjanes-Halbinsel als «typischen Ausbruch» für die Gegend ein.
Aktuell ist der Flugverkehr nicht beeinträchtigt. Solange die Eruption nicht zu viel Asche produziert, wird das so bleiben.
Wie viel CO2 durch die Eruption in Island freigesetzt wird, hängt laut dem Experten davon ab, wie hoch das Eruptionsvolumen ausfällt und je nachdem, wie tief die Magmaquelle liegt.
«Dies scheint ein typischer Ausbruch der Reykjanes-Halbinsel zu sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es sich wie bei den drei letzten Ausbrüchen in den Jahren 2021, 2022 und 2023 verhalten», schätzt Prof. Dr. Olivier Bachmann gegenüber blue News die Lage in Island ein. Er ist Professor für Magmatische Petrologie am Institut für Geochemie und Petrologie im Departement Erdwissenschaften an der ETH Zürich.
Für den Flugverkehr gibt Bachmann vorerst Entwarnung: «Solange die Eruption nicht zu viel Asche produziert, wird sie den Flugverkehr nicht stören.» Wenn die explosive Aktivität jedoch zunimmt – das heisst, wenn das Magma auf ein Gewässer trifft und es zu phreatischen Eruptionen kommt –, sei es möglich, dass der örtliche Flugverkehr beeinträchtigt wird.
Spalte wird wahrscheinlich nicht grösser
Obwohl der Vulkanausbruch mittlerweile etwas an Stärke abgenommen hat, fliesst weiterhin eine grosse Menge an Lava an die Erdoberfläche. Wie lange das so weitergehen wird, ist laut dem Experten schwer einzuschätzen. Denn: «Wir wissen nicht, wie viel Magma sich in der Kruste unter den Vulkanen angesammelt hat. Basierend auf früheren Erfahrungen in der Region könnten die Ausbrüche Tage, Wochen oder vielleicht sogar Monate dauern.»
Wahrscheinlich sei aber, dass der Riss in der Erdkruste nicht weiter aufreissen wird. Die Spalte, die sich am Montagabend geöffnet hat, ist vier Kilometer lang. Typischerweise konzentriert sich die Aktivität laut dem Vulkanologen auf diesen anfänglichen Bruch und bleibt auch dort. «Vulkane können jedoch überraschend sein, und wir müssen das Gebiet weiterhin mit allen möglichen Methoden überwachen, um festzustellen, wie sich die Situation entwickeln wird», so Bachmann.
CO2-Austausch von Vulkanen geringer als anthropogenen Produktion
Dass Vulkanausbrüche eine signifikante Menge an CO2 ausstossen sollen, steht immer wieder zur Debatte. Bachmann erklärt jedoch, dass die produzierte CO2-Menge nur einen «sehr kleinen Bruchteil ausmacht im Vergleich zur anthropogenen Produktion», also dem menschengemachten Anteil.
Wie viel CO2 durch die Eruption in Island freigesetzt wird, hängt davon ab, wie hoch das Eruptionsvolumen ausfällt und je nachdem, wie tief die Magmaquelle liegt.
Obwohl es sich um einen Riss im Boden und keinen typisch geformten Vulkanberg handelt, ist auch bei der aktuellen Eruption in Island die Sprache von einem Vulkanausbruch. Der Experte klärt auf: «Auf der Halbinsel Reykjanes bilden sich keine grossen Vulkanberge. In anderen Teilen Islands, wie zum Beispiel in der Inselmitte, können sich aber grosse Vulkane wie Katla und Hekla bilden.»
4000 Menschen evakuiert
Bevor es am Montagabend kurz nach 22 Uhr zur Eruption nördlich des Ortes Grindavík kam, hatte es eine wochenlange Erdbebenserie auf der Reykjanes-Halbinsel gegeben. Insgesamt wurden rund 4000 Menschen evakuiert und in Sicherheit gebracht. Das Fischerdorf Grindavik war aus Sorge vor einem Ausbruch bereits im November geräumt worden.
«Der Ausbruch ist für die Isländer eine Erleichterung»
Der Vulkanausbruch sei für die Menschen in Island nervenaufreibend, aber auch: eine Erleichterung. Das sagt der in Reykjavik lebende Autor Joachim B. Schmidt. Worauf sich die Bevölkerung einstellt, erklärt er im Interview.