Erhalt bedrohter Tierarten Chinesen klonen Polarwolf

tgab

21.9.2022

Ein Polarwolfswelpe – hier im Gehege des Podilskyi-Zoos in Vinnytsia in der West-Zentral-Ukraine. (Symbolfoto)
Ein Polarwolfswelpe – hier im Gehege des Podilskyi-Zoos in Vinnytsia in der West-Zentral-Ukraine. (Symbolfoto)
Bild: Oleksandr Lapin/Ukrinform/Future Publishing via Getty Images

Forscher in China haben einen geklonten Polarwolf hundert Tage am Leben erhalten. Dem Tier geht es gut. Kann die umstrittene Gentechnologie nun dazu eingesetzt werden, andere bedrohte Tierarten zu retten?

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Hundert Tage nach ihrer Geburt ist Maya allem Anschein nach gesund und quicklebendig. Das ist nicht selbstverständlich, denn Maya ist ein Klon. Wissenschaftler des in Peking ansässigen Unternehmens Sinogene Biotechnology stellten das Polarwolf-Weibchen letzten Montag der Öffentlichkeit vor. Der graubraune Welpe sei in einem gesunden Zustand, teilte das Unternehmen mit. Während einer Pressekonferenz wurden Videos von Maya beim Spielen und Ausruhen gezeigt.

Sinogene startete sein Klonprojekt für Arktische Wölfe im Jahr 2020 in Zusammenarbeit mit dem Polar-Themenpark Harbin Polarland, hiess es in einer Erklärung auf der Twitter-ähnlichen Plattform Weibo.

Die gleiche Technik wie beim Klonschaf Dolly

Um Maya zu klonen, kam der somatischer Zellkerntransfer zum Einsatz – dieselbe Technik, die verwendet wurde, um 1996 den allerersten Säugetierklon, das Schaf Dolly, herzustellen.

Professor Ian Wilmut, Leiter des Forschungsteams am Roslin Institut von Edinburgh, mit «Dolly», dem ersten geklonten Schaf der Welt. (Archivbild von 2003)
Professor Ian Wilmut, Leiter des Forschungsteams am Roslin Institut von Edinburgh, mit «Dolly», dem ersten geklonten Schaf der Welt. (Archivbild von 2003)
Maurice McDonald/Keystone

Aus einer Hautprobe des ursprünglichen Arktischen Wolfs, ebenfalls Maya genannt, wurden «Spenderzellen» gewonnen, die dann in das Ei einer Hündin injiziert wurden. Die Wissenschaftler waren in der Lage, 85 solcher Embryonen zu erzeugen, die in die Gebärmutter von sieben Beagles übertragen wurden – was laut staatlichen Medien zur Geburt eines gesunden Polarwolfs führte, der neu geklonten Maya.

Die Klontechnologie sei ein guter Ansatz für den Schutz gefährdeter Wildtierarten, was einen grossen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt darstelle, sagte He Zhenming, Direktor des Instituts für Versuchstierressourcen des chinesischen Nationalen Instituts für Lebensmittel- und Arzneimittelkontrolle in einem Weibo-Post.

Das Sechste Massenaussterben verhindern

Auch andernorts wird Klontechnologie zum Erhalt gefährdeter Tierarten eingesetzt: Ende 2020 klonten amerikanische Wissenschaftler erfolgreich ein vom Aussterben bedrohtes wildes Schwarzfussfrettchen. Und in Malaysia, wo das Sumatra-Nashorn bereits ausgestorben ist, hofft man, mittels gefrorener Zellen und mithilfe von Leihmüttern die Spezies wieder zum Leben zu erwecken.

Wissenschaftler auf der ganzen Welt kämpfen um die Rettung gefährdeter Arten, um das sogenannte «Sechste Massenaussterben» zu verhindern, von dem Experten zufolge rund eine Million Arten betroffen wären. Hunderte von Spezies wurden bereits durch Wildtierhandel, Umweltverschmutzung, Verlust von Lebensräumen und den Einsatz giftiger Substanzen ausgelöscht.

In der Geschichte gab es bereits fünf Massenaussterben, bei denen jeweils zwischen 70 Prozent und 95 Prozent der Pflanzen-, Tier- und Mikroorganismenarten ausgelöscht wurden. Im letzten, vor 66 Millionen Jahren, versschwanden die Dinosaurier von der Erdoberfläche.

Kontroversen um Gentechnik

Die Klontechnik hat in der Vergangenheit jedoch auch zu Kontroversen geführt, wobei Fragen zu den ethischen und gesundheitlichen Auswirkungen des Klonens und der Genbearbeitung aufgeworfen wurden.

Im Fall von Maya, sagte einer der Wissenschaftler gegenüber der Global Times, seien weitere Untersuchungen darüber erforderlich, ob das Klonen potenzielle Gesundheitsrisiken verursachen kann. Es müssten auch mehr Richtlinien festgelegt werden, um den angemessenen Einsatz der Technologie zu bestimmen, fügte er hinzu – wie zum Beispiel nur das Klonen ausgestorbener oder stark gefährdeter Arten.