Experten warnen Weniger Geld im Alter – die realen Renten schrumpfen deutlich

tafi

20.8.2019

Um den Einkaufstrolley zu füllen, haben Rentner immer weniger Geld zu Verfügung.
Um den Einkaufstrolley zu füllen, haben Rentner immer weniger Geld zu Verfügung.
DPA

Im Vergleich zum letzten Lohn bekommen Pensionierte immer weniger Geld aus AHV und Pensionskasse. Die von den Experten genannten Einbussen sind deftig – betroffen ist vor allem der Mittelstand.

Eigentlich soll das Rentensystem dafür sorgen, dass Herr und Frau Schweizer nach dem Ende des Arbeitslebens eine Rente aus AHV und Pensionskasse bekommen, die 60 Prozent des letzten Verdienstes ausmacht. Dieses Ziel wird bereits heute deutlich verfehlt, und in Zukunft wird die Einkommenslücke zwischen letztem Lohn und Rente noch grösser.

Laut «Tages-Anzeiger» entsprach die Rente eines Mannes mit einem Verdienst von 100’000 Franken im Jahr 2002 noch gut 62 Prozent des letzten Salärs. 2018 waren es schon nur noch 55 Prozent.



Der «Tages-Anzeiger» beruft sich dabei auf das «Pensionierungs-Barometer 2019» der Beratungsfirma VZ VermögensZentrum. Laut VZ sind die zu erwartenden Renten zwischen 2002 und 2019 um 20 Prozent geschrumpft. Beispielsweise konnte ein 55-Jähriger mit einem Verdienst von 120’000 Franken im Jahr 2002 noch 75’000 Franken Rente aus AHV und Pensionskasse erwarten. 2019 sind es bei gleichem Alter und gleichem Verdienst nur noch 60’000 Franken.

AHV-Anteil steigt, PK-Renten sinken deutlich

Zwar sei der absolute Rentenbetrag dank Teuerungsausgleich in der AHV sogar um 15 Prozent gestiegen, allerdings fallen die um 36 Prozent gesunkenen Pensionskassenrenten stärker ins Gewicht. Ein Grund für die schrumpfenden Renten ist das anhaltend tiefe Zinsniveau, das sich negativ auf die Rendite der Vorsorgewerke auswirkt. Zudem dürfte die steigende Lebenserwartung dazu führen, dass der Umwandlungssatz weiter sinken wird.



Die Pensionskassenbeiträge dürften langfristig «derart stark sinken, dass sich auch der absolute Betrag der Gesamtrente aus erster und zweiter Säule reduziert», beruft sich der «Tages-Anzeiger» auf Studienautor Karl Flubacher. Dieser warne zudem davor, dass die Prognosen viel zu positiv seien. So lagen die ausbezahlten Renten im Jahr 2019 zwölf Prozent unter den Erwartungen aus dem Jahr 2009.

Mittlere Einkommen am stärksten betroffen

Wer bis 85'000 Franken im Jahr verdient, für den gibt es in der beruflichen Vorsorge durch den Mindestumwandlungssatz eine gewisse Rentensicherheit. Ausserdem spielt in dem Lohnbereich der AHV-Anteil eine grössere Rolle. Auch Spitzenverdiener sind auf der sicheren Seite, können sie doch in der Regel ausreichend Kapital fürs Alter zur Seite legen.



Betroffen von den schrumpfenden Renten sind also vor allem mittlere Einkommen. Flubacher rechnet im «Tages-Anzeiger» an einem konkreten Beispiel vor, wie gross der Rentenverlust ausfällt: «Heute muss ein 55-jähriger Angestellter, der jährlich 100'000 Franken verdient, gegenüber 2002 mit einer monatlichen Kürzung der Gesamtrente von 700 Franken rechnen – lebenslang.» Bei einem Bruttoeinkommen von 150'000 Franken würden die monatliche Renteneinbusse schon bei 1'470 Franken liegen.

Bilder aus der Schweiz

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