Rechtsstreit mit «New York Times»OpenAI soll wichtige Beweise gelöscht haben
Samuel Walder
21.11.2024
Eine Datenpanne bringt OpenAI in Erklärungsnot: Im laufenden Rechtsstreit mit der «New York Times» wurden entscheidende Beweisdaten unwiderruflich gelöscht.
Samuel Walder
21.11.2024, 10:45
21.11.2024, 11:53
Samuel Walder
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
OpenAI hat versehentlich entscheidende Beweisdaten gelöscht, die im Streit mit der «New York Times» und der «Daily News» ins Gewicht fallen.
Über 150 Stunden Recherchearbeit sind verloren, da die Datenstruktur unwiederbringlich zerstört worden ist.
Der Vorfall verschärft OpenAIs Kommunikationskrise und könnte als Präzedenzfall weitreichende Folgen für den Umgang mit KI-Trainingsdaten in der Branche haben.
Ein Fehltritt eines Tech-Giganten – und ausgerechnet OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat ihn gemacht: Mitten im Rechtsstreit mit der «New York Times» und der «Daily News» sind entscheidende Beweisdaten gelöscht worden. Der Vorfall am 14. November dürfte den ohnehin angespannten Konflikt weiter anheizen.
Wie «techcrunch.com» berichtet, wollten Techniker von OpenAI eine virtuelle Festplatte säubern. Doch anstatt ungenutzte Daten zu entfernen, schossen sie übers Ziel hinaus: Beweismaterial, das hätte zeigen können, ob OpenAI ohne Erlaubnis Artikel der Zeitungen zum Training seiner KI genutzt hat, wurde unwiderruflich gelöscht. Besonders brisant: Die Daten sollten zentrale Fragen in dem Verfahren klären.
Über 150 Stunden Arbeit futsch
Ein Teil der Daten konnte zwar wiederhergestellt werden, doch der Schaden ist angerichtet. Laut einem Anwaltsschreiben sind Ordnerstruktur und Dateinamen «unwiederbringlich verloren». Damit könne nicht mehr nachvollzogen werden, welche Artikel in welchem Zusammenhang genutzt wurden. Die Ankläger stehen nun vor einem Scherbenhaufen: Mehr als 150 Stunden Recherchearbeit müssen komplett neu gestartet werden.
«Wir gehen nicht von Absicht aus, aber es zeigt deutlich, dass OpenAI die besten Möglichkeiten hat, selbst nach potenziell rechtsverletzenden Inhalten zu suchen», so die Anwälte der Gegenseite. Branchenkenner schätzen den Streitwert auf Millionen von Dollar.
Ein riskantes Spiel
Während sich andere Medienhäuser wie Associated Press und Axel Springer lukrative Deals mit OpenAI gesichert haben – allein Dotdash soll jährlich 16 Millionen Dollar kassieren – hält sich OpenAI im aktuellen Fall bedeckt. Eine klare Antwort, ob urheberrechtlich geschützte Werke ohne Genehmigung genutzt wurden, gibt es nicht. Das Schweigen wird zunehmend zu einem PR-Problem.
Mit dem Fauxpas hat sich OpenAI selbst in eine prekäre Lage gebracht. Der Fall könnte ein Präzedenzurteil mit weitreichenden Folgen für die Branche nach sich ziehen – und OpenAI teuer zu stehen kommen.