Krise in der SolarindustrieMeyer Burger als Sinnbild für eine verpasste Solarpolitik?
Lukas Rüttimann
15.3.2024
Der Schweizer Solarhersteller Meyer Burger schreibt tiefrote Zahlen. Die Schieflage des Unternehmens ist ein Abbild der Probleme in der Branche. Dabei wäre eine Rettung wichtig und wünschenswert, sagen Experten.
Lukas Rüttimann
15.03.2024, 00:00
Lukas Rüttimann
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Der Solarhersteller Meyer Burger hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Verlust verbucht.
Im Geschäftsjahr 2023 stand unterm Strich ein Minus von 291,9 Millionen Schweizer Franken, teilte Meyer Burger am Donnerstag mit.
Der starke Preisdruck im europäischen Solarmarkt habe verhindert, die angestrebten Verkaufsmengen an Panels zu erreichen.
Das Management will seine Produktion in die USA verlagern.
Die Probleme von Meyer Burger seien nicht solarbranchenexklusiv, sagen Experten.
Der Thuner Solarhersteller Meyer Burger hat im vergangenen Jahr tiefrote Zahlen geschrieben und einen deutlichen Verlust verbucht.
Im Geschäftsjahr 2023 stand unterm Strich ein Minus von 291,9 Millionen Schweizer Franken. Das teilte Meyer Burger heute Donnerstag mit.
Dumpingpreise aus China sorgt für «unfairen Wettbewerb»
Über die Ursachen der Misere herrscht weitgehend Klarheit: Der starke Preisdruck im europäischen Solarmarkt habe verhindert, die angestrebten Verkaufsmengen zu erzielen, so das Unternehmen.
Ausformuliert heisst das: Billige Panels aus China haben den Markt weltweit, besonders aber in Europa, so stark geflutet, dass sich lokale Produktionen schlicht nicht mehr lohnen.
Als Konsequenz schliesst Meyer Burger das Werk im deutschen Freiberg. Aufgrund des Preisverfalls in der Solarbranche und eines «unfairen Wettbewerbs» mit chinesischen Herstellern verursache die Produktion an dem Standort «gravierende Verluste», sagte MBT-Chef Gunter Erfurt. Die Schliessung sei primär eine betriebswirtschaftliche Entscheidung.
Problematik nicht «solarbranchenexklusiv»
Für Experten ist das keine Überraschung. Die Schieflage vom Meyer Burger ist seit Längerem bekannt – und sie ist Ausdruck einer verpassten wirtschaftlichen Rahmengebung für die Solarindustrie in Europa.
Denn: China dominiert die globale Panelproduktion mit staatlicher Hilfe und betreibt Margenoptimierung mit enormen Volumen.
Ohne Einfuhrbeschränkungen greifen Konsumenten zudem auch hierzulande oft zur günstigsten Variante.
In vielen Fällen gäbe es gar keine europäischen Module. Und wie umweltgerecht oder unter welchen arbeitsrechtlichen Bedingungen die Panels hergestellt würden, liesse sich fast nicht eruieren. «Bei Spielwaren oder Konsumelektronik aus China fragt auch kaum jemand danach», sagt Sachs.
Eine Rettung von Meyer Burger wäre «wünschenswert»
Seine Rettung sucht das angeschlagene Unternehmen nun jenseits des Atlantiks. Die Produktion soll in die USA verlagert werden. Dafür wird in die Fertigstellung der Solarzellenproduktion in Colorado und in die Modulproduktion in Arizona investiert.
Der Hochlauf der Zellproduktion in Colorado Springs soll um das Jahresende 2024 starten, sofern die noch notwendige Finanzierung dafür wie derzeit erwartet eintreffen.
Meyer Burger hofft dabei auch auf Unterstützung durch das US Departement of Energy. Dadurch gerät das Thuner Unternehmen mitten in den US-Wahlkampf, bei dem Subventionen für erneuerbare Energie ein explosives Thema sind.
So oder so – die Zukunft von Meyer Burger bleibt ungewiss. Eine Rettung wäre jedoch «wünschenswert und notwendig, denn die Solarindustrie ist eine Schlüsselindustrie für die Transition zu einer nachhaltigen Energieversorgung», sagt Walter Sachs.
Doch wie sähe eine solche Rettung aus? Staatliche Hilfe allein greife zu kurz, sagt Sachs. In einer für die hiesige Solarindustrie optimalen Wirtschaft würde auf die lokale Wertschöpfung geachtet werden.
Hier müsse man «gleichlange Spiesse» schaffen, indem beispielsweise nur solche ausländischen Produkte verkauft werden dürfen, welche die Schweizer Standards bezüglich Arbeits- und Umweltbedingungen einhalten..
So wären auch hiesige Hersteller wettbewerbsfähig – und es gäbe vielleicht wieder Produkte in Schweizer Qualität, so die Hoffnung von Sachs.