RusslandErstes schwimmendes Atomkraftwerk vor Inbetriebnahme
SDA
5.7.2019 - 19:45
Das erste schwimmende Atomkraftwerk der Welt
Das erste schwimmende Atomkraftwerk der Welt ist an seinem Zielort angekommen.
Bild: AFP
Die «Akademik Lomonosov» erreichte Ostsibirien, von wo aus sie abgelegene Regionen mit Strom versorgen soll.
Das schwimmende Atomkraftwerk «Akademik Lomonosov» beim Verlassen des Hafens in St. Petersburg.
Bild: EPA/NIKOLAI GONTAR/GREENPEACE
Die «Akademik Lomonosov» durchquerte auf dem Weg nach Murmansk dänische, norwegische, estonische sowie schwedische Gewässer.
Bild: EPA/NIKOLAI GONTAR/GREENPEACE
Das schwimmende Kraftwerk wird von der staatlich kontrollierten russischen Firma Rosatom betrieben.
Bild: EPA/NIKOLAI GONTAR/GREENPEACE
Die «Akademik Lomonosov» wird aus dem Hafen gezogen.
Bild: AP Photo/Dmitri Lovetsky
Das Schiff fährt beim Verlassen des Hafens unter einer Brücke hindurch.
Bild: AP Photo/Dmitri Lovetsky
Das erste schwimmende Atomkraftwerk der Welt
Das erste schwimmende Atomkraftwerk der Welt ist an seinem Zielort angekommen.
Bild: AFP
Die «Akademik Lomonosov» erreichte Ostsibirien, von wo aus sie abgelegene Regionen mit Strom versorgen soll.
Das schwimmende Atomkraftwerk «Akademik Lomonosov» beim Verlassen des Hafens in St. Petersburg.
Bild: EPA/NIKOLAI GONTAR/GREENPEACE
Die «Akademik Lomonosov» durchquerte auf dem Weg nach Murmansk dänische, norwegische, estonische sowie schwedische Gewässer.
Bild: EPA/NIKOLAI GONTAR/GREENPEACE
Das schwimmende Kraftwerk wird von der staatlich kontrollierten russischen Firma Rosatom betrieben.
Bild: EPA/NIKOLAI GONTAR/GREENPEACE
Die «Akademik Lomonosov» wird aus dem Hafen gezogen.
Bild: AP Photo/Dmitri Lovetsky
Das Schiff fährt beim Verlassen des Hafens unter einer Brücke hindurch.
Bild: AP Photo/Dmitri Lovetsky
Was in einigen Teilen der Welt bald der Vergangenheit angehören soll, wird in Russland als Prestigeprojekt behandelt: Moskau investiert immer stärker in Atomenergie – auch auf See. Umweltschützer warnen vor einem «schwimmenden Tschernobyl».
Auf dem ersten schwimmenden Atomkraftwerk der Welt riecht es nach frischer Farbe. Es laufen die letzten Arbeiten für Russlands milliardenschweres Prestigeprojekt, die «Akademik Lomonossow». Das AKW auf See sieht trotz der Reaktoren im Inneren aus wie ein ganz normales Schiff. In Weiss, Blau und Rot – den Farben der russischen Trikolore – ist die Aussenwand des Megabaus gestrichen, der noch im Hafen von Murmansk vor Anker liegt.
In wenigen Monaten soll die Anlage mit zwei Druckwasserreaktoren an Bord ihren Betrieb aufnehmen. Die Bauweise erinnert an die riesigen Atomeisbrecher, die im Norden Russlands seit Jahrzehnten mit Nuklearantrieb unterwegs sind. Kritiker warnen vor einer möglichen Katastrophe im Polarmeer, und bezeichnen die Anlage als «schwimmendes Tschernobyl».
Im August soll die 144 lange und 30 Meter breite «Akademik Lomonossow» von Schleppern rund 4'000 Kilometer weit in den äussersten Nordosten Russlands gezogen werden. Noch in diesem Jahr soll der vor der Küste Tschukotkas produzierte Strom die Hafenstadt Pewek sowie Gas- und Ölbohrinseln vor der Küste mit Energie versorgen. Das Ganze ist Teil eines Plans der russischen Regierung, die abgeschiedene, aber an Bodenschätzen reiche Region auf Vordermann zu bringen.
«Schwimmende AKW bringen viele Vorteile mit sich», sagt Wladimir Iriminku, der als Ingenieur für Umweltschutz auf der «Akademik Lomonossow» arbeitet. «Abgelegene Regionen können profitieren, ohne grössere Verpflichtungen einzugehen», sagt er, während im Hintergrund im Maschinenraum leise Motoren brummen.
Zu den Kosten eines derartigen Kernkraftwerks auf See gibt es keine genauen Angaben. Auf der «Akademik Lomonossow» werden rund 70 Megawatt produziert, die dann ins lokale Stromnetz eingespeist werden. Eine Stadt mit etwa 100'000 Einwohnern könnte damit versorgt werden.
Das bisherige Kraftwerk der Region – Bilibino – ist auf Permafrostboden gebaut, veraltet und anfälliger für Umwelteinflüsse. Durch den Klimawandel taut auch der bislang dauerhaft feste Untergrund auf. «Das schwimmende AKW ist viel sicherer als alles bisherige: Es kann selbst dem stärksten Tsunami standhalten und ist unsinkbar», versichert der Vizechef des AKW, Dmitri Alexejenko. Selbst auf potenzielle Terrorangriffe sei man vorbereitet. Auf See, Land und Luft werde das Militär die Anlage bewachen und schützen.
Russland hat insgesamt mehr als 30 Atomkraftwerke in Betrieb. Moskau investiert zudem über seinen Energiekonzern Rosatom im grossen Stil in neue Atomkraftwerke – besonders in ehemaligen Sowjetrepubliken, die selbst weder über Know-how noch über ausreichend Mittel verfügen. Auch in Indien, Bangladesch und in der Türkei plant Rosatom, für den weltweit rund 250'000 Menschen arbeiten, Atomkraftwerke. Immens umstritten ist das Engagement etwa in Weissrussland.
Die geplante Anlage in Ostrowez an der Grenze zum EU-Staat Litauen sorgt für viel Unmut in der Region. Es wird das erste nukleare Kraftwerk in der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik, die 1986 neben der Ukraine extrem von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl getroffen wurde. Der Schock darüber sitzt noch immer tief, die gesundheitlichen Folgen sind auch Jahrzehnte später zu spüren.
Greenpeace zweifelt an Notfallplan
«Russland plant noch mehr, wir bauen aus», sagt ein Ingenieur auf dem schwimmenden AKW im weitentfernten Murmansk. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte eine ganze Flotte an schwimmenden Atomkraftwerken gebaut werden. Es gebe auf jeden Fall bereits grosses Interesse aus Südostasien, heisst es. Russische Umweltschützer glauben daher, dass die «Akademik Lomonossow» eine Art Muster-AKW für potenzielle Käufer sei und weniger die Stromversorgung für Bewohner von Pewek im Sinn habe.
Rosatom könne bei einem potenziellen Vorfall kaum rasch handeln, sagt Raschid Alimow von der Umweltorganisation Greenpeace. «Allen muss klar sein, dass die Infrastruktur in dem abgelegenen Gebiet im Notfall fehlt», sagt der Energieexperte. «Wenn etwas schief geht, kann man nicht schnell mal hinfliegen. Die Folgen für die Region in der empfindlichen Arktis werden dramatisch sein.» Die Regierung solle die Milliarden eher in alternative Energien investieren, als mit Atomenergie zu experimentieren.
Rosatom hält dagegen: Es sei eines der modernsten Atomkraftwerke, von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) als sicher eingestuft. «Es gibt also keinen Grund, sich Sorgen zu machen», beschwichtigt Ingenieur Iriminku.
Mit einem Infrarotfilter gelangen dem Fotografen Vladimir Migutin beeindruckende Aufnahmen von Tschernobyl und Umgebung: Unter diesem Sarkophag steht das explodierte Atomkraftwerk.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Das Duga-Radarsystem wurde als Teil des sowjetischen Frühwarnsystems vor Raketenangriffen verwendet.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Das 26 Meter hohe Riesenrad im Vergnügnungspark von Prypjat steht seit 30 Jahren still.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Auf einem Weg der Erinnerung stehen die Schilder aller Ortschaften, die nach der Nuklearkatastrophe evakuiert wurden.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Menschen hat er keine gesehen: Doch Fotograf Vladimir Migutin entdeckte in der Todeszone immer wieder Tiere, wie diesen zutraulichen Fuchs, der von Touristen den Namen Simon verpasst bekam.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
In der Konzerthalle von Prypjat wird schon lange keine Musik mehr gespielt.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Auch der Autoscooter im Vergnügungspark steht still.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
«The Bucket» heisst der riesige Baggergreifarm, der einst auf dem radioaktiv verseuchten Gelände zum Einsatz kam.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Ein Trolleybus rostet in vor sich hin.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Vor dem Super-Gau von Tschernobyl am 26. April 1986 lebten in Prypjat knapp 50'000 Menschen. Heute ist der Ort eine Geisterstadt.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Nur in der Erinnerung ist die Schwimmhalle von Prypjat noch mit Leben erfüllt.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Ebenso die Sporthalle.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Die Natur freilich erobert sich den Ort zurück.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Schmetterlinge geniessen die ungestörte Ruhe, ahnungslos ob der Tragödie von 1986.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Familien mussten damals das Gebiet nach der Reaktorkatastrophe Hals über Kopf verlassen. Zurück blieben stumme Zeugen des nuklearen Exodus.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Vladimir Migutin (32) hat sich auf Infrarot-Fotografie spezialisiert, eine Technik, die es erlaubt, feinste Details herauszuarbeiten.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Migutin lebt in Israel: Sein Trip in die verbotene Zone von Tschernobyl sei eine spontane Idee gewesen, sagt er.
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