Neue StudieSchweizer wären im Fall eines Atom-Unfalls nicht ausreichend geschützt
SDA
20.5.2019 - 19:34
Käme es in einem Schweizer AKW zu einem grossen Unfall, würden die aktuellen Notfallpläne des Bundes die Bevölkerung zu wenig schützen. Dies ist das Fazit einer Studie von Umweltschützern.
Einer Studie zufolge wären die Schweizer nicht genug vorbereitet, sollte es in einem Atomkraftwerk zu einem GAU kommen. Die am Montagabend publizierten Ergebnisse des Instituts Biosphère basieren auf Unfallsimulationen an den vier Schweizer AKW, realen Wetterdaten und neuen medizinischen Erkenntnissen. Die Forscher analysierten insbesondere die Ausbreitung der radioaktiven Wolke.
Demnach sind langfristig mehr als 100'000 Strahlenopfer in der Schweiz und den Nachbarländern zu erwarten, sollte sich in Beznau, Gösgen, Mühleberg, Leibstadt oder im französischen Kernkraftwerk Bugey ein grosser Unfall ereignen. Insgesamt würde die Verstrahlung rund zwanzig Millionen Personen in Europa treffen.
Energiestrategie reicht nicht
Die bei einem schlimmen Störfall freigesetzte Radioaktivität wird gemäss Studie auf das Dreissigfache des Wertes geschätzt, welcher der Planung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (Babs) zugrunde liegt. «Die Schweiz ist auf einen grossen Kernkraftwerksunfall unzureichend vorbereitet», folgern deshalb Vertreter der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) und des Netzwerks für den Atomausstieg «Sortir du nucléaire».
Für die Umweltschützer ist klar: Die Stilllegung von Kraftwerken muss dringend geplant werden. Mit einer Petition fordern sie den Bundesrat auf, einen Zeitplan für die Schliessung der AKW vorzulegen. Die Regierung soll zusätzlich «eine rasche Revision des derzeit ungenügenden Schutzkonzeptes» an die Hand nehmen.
Keine Mehrheit für schnellen Ausstieg
Zur Erinnerung: Das Schweizer Stimmvolk hatte im November 2016 eine Laufzeitbeschränkung der Schweizer AKW mit 54 Prozent abgelehnt. Deshalb bleiben die Atomkraftwerke so lange am Netz, wie die Aufsichtsbehörde sie als sicher einstuft – sofern die Betreiber sie nicht aus wirtschaftlichen Gründen abschalten. Stillgelegt wird am 20. Dezember 2019 das AKW Mühleberg.
Eine neue Atomausstiegsinitiative scheiterte im vergangenen Herbst mangels Unterschriften. Nach dem Ja zur Energiestrategie 2050, die den Bau neuer AKW verbietet, war das Anliegen auf wenig Resonanz gestossen.
Eine Kernschmelze im Versuchsreaktor Lucens VD beendete 1969 die nuklearen Träume der Schweiz. Dabei hatten die Betroffenen noch Glück im Unglück.
Bild: Keystone
Ein Modell des Versuchsatomkraftwerks Lucens im Kanton Waadt, aufgenommen im Mai 1965: Die Schweiz träumte von einem Reaktor Marke Eigenbau – und der Atombombe.
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Bei dem Störfall breitete sich die Radioaktivität bis zum 100 Meter entfernten Kontrollraum aus.
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Weil die Dekontaminations-Duschen nicht funktionierten, mussten sich verstrahlte Arbeiter mit einem Provisorium behelfen.
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Im ehemaligen Versuchsatomkraftwerk Lucens im Kanton Waadt erinnert nur noch wenig an den Traum von einer strahlenden Schweizer Zukunft..
Bild: Keystone
Ein Teil des Versuchsatomkraftwerks Lucens im Kanton Waadt, wird heute als Musemsdepot genutzt.
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Atomkraftwerkgegner bei der Anti-AKW-Demonstration am Pfingstmontag des Jahres 1978 in Lucens.
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