100 Jahre süsser Erfolg «Genascht wird immer» – als die Gummibärchen die Welt eroberten

dpa

12.12.2020

Mit Gummibärchen und Lakritzschnecken hat das Familienunternehmen Haribo aus dem deutschen Bonn in den vergangenen Jahrzehnten die Welt erobert. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr sorgen eine Preiserhöhung und eine Fabrikschliessung für Ärger.

Rund 160 Millionen Goldbären verlassen Tag für Tag weltweit die Haribo-Werke – und dazu noch zahllose Tüten voller Lakritz-Schnecken und anderer Süsswaren. Zum 100-jährigen Firmenjubiläum ist das am 13. Dezember 1920 in Bonn (D) gegründete Familienunternehmen damit nicht nur Marktführer im Fruchtgummi- und Lakritzsegment in Deutschland. Es ist in diesem Jahr nach eigenen Angaben auch in den USA – den Schokoladenmarkt ausgenommen – zur Süsswarenmarke Nummer eins aufgestiegen.

Haribo feiert den 100. Geburtstag schon seit Jahresbeginn mit einer aufwendigen Werbekampagne. Allerdings erwies sich ausgerechnet das Jubiläumsjahr als nicht ganz einfach für den Konzern. Nicht nur Corona machte dem Süsswarenhersteller zu schaffen.



In Ostdeutschland sorgte die Ankündigung, das Haribo-Werk im sächsischen Wilkau-Hasslau zu schliessen, für Empörung. Das Land Sachsen beendete daraufhin seine Werbekooperation mit dem Süsswarenhersteller.  Streit um eine von Haribo geforderte Preiserhöhung führte ausserdem dazu, dass deutsche Lidl-Kunden seit Monaten keine Haribo-Produkte mehr in den Regalen des Discounters finden.

Seit 1920 erfolgreich

Auch die Corona-Krise ging an dem Süsswarenhersteller nicht spurlos vorbei. Zwar verzeichnete das Unternehmen nach eigenen Angaben im Lebensmittelhandel im ersten Halbjahr Umsatzzuwächse. Doch brachen gleichzeitig in anderen Verkaufskanälen – etwa an Flughäfen und Bahnhöfen – die Umsätze ein. Ausserdem mache sich im derzeitigen deutschen Teil-Shutdown bemerkbar, dass die Verbraucher viel seltener einkaufen gingen als früher - und dann oft Grosseinkäufe tätigten, sagte ein Haribo-Sprecher. «Oft fehlt die Musse, was für ein Impulsprodukt wie unseres nicht vorteilhaft ist.»

Gegründet wurde das Unternehmen 1920 von dem gelernten Bonbonkocher Hans Riegel in einem Bonner Hinterhof. Das spiegelt sich bis heute im Firmennamen: Er steht für HAns RIegel BOnn. Das Unternehmen wuchs schnell. Schon 1922 tauchten die ersten Fruchtgummibärchen im Angebot auf. 1925 begann Riegel auch mit der Herstellung von Lakritzprodukten. Heute beschäftigt das Familienunternehmen weltweit 7000 Mitarbeiter, hat Produktionsstätten in zehn Ländern und exportiert seine Süsswaren in mittlerweile mehr als 100 Länder.



Allein in Deutschland sind etwas 300 Produkte im Angebot, weltweit sogar rund 1000. Es gehöre zum Erfolgsgeheimnis, die eigenen Produkte geschmacklich auf die landestypischen Vorlieben abzustimmen, erklärt Haribo die Vielfalt. Firmensitz ist seit 2018 nicht mehr Bonn, sondern die nahe gelegene rheinland-pfälzische Gemeinde Grafschaft, wo Haribo eine neue Firmenzentrale bezog.

«Genascht wird immer»

Trotz Corona blickt Haribo durchaus optimistisch in die Zukunft. «Der US-amerikanische Markt ist für uns sehr wichtig. Hier sehen wir auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen grossen Markt und weitere Wachstumschancen für Haribo», sagte ein Firmensprecher. Derzeit entsteht im Bundesstaat Wisconsin das erste Haribo-Werk in Nordamerika. Zugleich stärkt der Süsswarenhersteller weltweit seine Präsenz im E-Commerce. Weisse Flecken sieht das Familienunternehmen auch noch in Asien. 



Die aktuelle Diskussion um den überhöhten Zuckerkonsum in der Bevölkerung sieht der Süsswarenhersteller dennoch nicht als Gefahr für seine Zukunft. «Den viel diskutierten versteckten Zucker gibt es bei Haribo nicht», betonte ein Unternehmenssprecher. Goldbären, Lakritzschnecken und Co. seien Genussprodukte und keine Grundnahrungsmittel. Das sei den Verbrauchern auch bewusst. Auf die nächsten 100 Jahre blickt Haribo denn auch mit Zuversicht, wie ein Firmensprecher sagt: «Genascht wird immer.»

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