Inflation steigt, Exporte schwächelnForscher senken Konjunktur-Prognose für die Schweiz
SDA, gbi
5.10.2022
Dämpfer für die Schweizer Wirtschaft: Die Experten der ETH Zürich korrigieren ihre Prognose zum Konjunkturverlauf für 2022 und 2023 nach unten. Immerhin glauben sie: Eine Rezession drohe vorläufig nicht.
SDA, gbi
05.10.2022, 10:10
05.10.2022, 10:25
SDA, gbi
Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) sagt nun für das laufende Jahr noch ein Wachstum des Bruttoinlandprodukt (BIP) von 2,3 Prozent und für 2023 von noch 0,7 Prozent voraus. Bei der letzten Prognose im Juni hatte das Institut noch ein Wachstum von 2,8 Prozent für 2022 und von 1,3 Prozent für 2023 prognostiziert.
Mit der Revision nach unten ist die KOF in guter Gesellschaft: Diverse Institute haben zuletzt ihre BIP-Prognosen gesenkt.
Begründet wird die Revision hauptsächlich mit der Inflation, welche etwa die Kaufkraftentwicklung bremse und manche Geschäftsmodelle unrentabel mache. So wird für das laufende Jahr eine Inflation von 3,0 Prozent (bisher: 2,6%) und für 2023 von 2,2 Prozent (1,5%) erwartet.
Eine weitere Erklärung für die Abkühlung ist der Aussenhandel, welcher sich laut der Prognose im nächsten Jahr deutlich abschwächen wird. Der private Konsum hingegen bleibe hierzulande trotz Inflation eine wichtige Stütze für die Konjunktur - im Gegensatz etwa zu Deutschland. Dies sei auch möglich, weil nun die Löhne wegen der Teuerung angehoben würden und es über die beiden Jahre 2022 und 2023 wohl nicht zu einem Rückgang der Reallöhne komme.
Inflation sinkt im zweiten Semester 2023
Alles in allem könne die Schweizer Wirtschaft eine Rezession mit zwei negativen Quartalen in Folge wohl umgehen, meint die KOF. Im Verlauf des Jahres 2023 werde sie dann wieder langsam Tritt fassen und sich im Jahr 2024 mit einer Wachstumsrate von gut 2 Prozent normalisieren.
Eine Begründung ist, dass der Preisdruck ab Mitte 2023 deutlich nachlassen und die Inlationsrate Ende 2023 unter 2 Prozent liegen sollte. Ende 2023 wird es dann laut der KOF auch wieder zu kleinen Leitzinssenkungen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) kommen.
Nur moderate Folgen wird die Abkühlung auf den Arbeitsmarkt haben. Die Arbeitslosenquote werde zwar vorübergehend leicht steigen, im Jahresdurchschnitt 2023 aber bei 2,2 Prozent liegen und damit auf dem gleichen Niveau wie im laufenden Jahr.
Grosse Abwärtsrisiken
Dies alles basiert allerdings auf der Annahme, dass Gas und Erdöl in Europa weiter verfügbar sind. Sollte es zu einer vollständigen Unterbruchung der Lieferungen aus Russland in die EU und in der Folge zu Rationierungen kommen, sehe es anders aus. In diesem Fall sei 2023 mit einem Rückgang des Schweizer BIP um 0,4 Prozent zu rechnen.
Sollte obendrein zu wenig Strom aus Frankreich fliessen, sehe es noch düsterer aus. Dann befürchten die KOF-Ökonomen eine BIP-Schrumpfung um 1 Prozent. Und es gibt weitere «schwelende Abwärtsrisiken», wie die Forscher betonen. Erwähnt wird die weitere Corona-Entwicklung in China, die zu erneuten empfindlichen Störungen in den globalen Lieferketten führen könnte.