Einkaufstourismus Detailhändler ennet der Grenze kämpfen um Schweizer Kundschaft 

toko

3.8.2022

Menschen im Einkaufszentrum «Lago» in Konstanz nach Öffnung der Grenze infolge der Lockerungen der Corona-Massnahmen. Viele Kund*innen aus der Schweiz kamen noch immer nicht wieder.
Menschen im Einkaufszentrum «Lago» in Konstanz nach Öffnung der Grenze infolge der Lockerungen der Corona-Massnahmen. Viele Kund*innen aus der Schweiz kamen noch immer nicht wieder.
KEYSTONE/Gian Ehrenzeller

Die Kundschaft aus der Schweiz bleibt aus. Auch lange nach Ende der Corona-Massnahmen kommt der Einkaufstourismus nach Deutschland nicht in die Gänge — mit Folgen für den Detailhandel ennet der Grenze. 

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Viele Menschen vor allem aus grenznahen Kantonen kommen regelmässig über die Grenze nach Deutschland, um dort einzukaufen. Manches Einkaufszentrum in Konstanz, Singen, Lörrach oder andernorts wäre ohne den Einkaufstourismus wohl deutlich kleiner — oder würde womöglich gar nicht existieren. 

Denn mit den Jahren stellten sich die Detaihändler ennet der Grenze auf die wachsende Zahl an Kund*innen aus der Schweiz ein. 

Dann kam Corona.

Mit den Massnahmen brach der Einkaufstourismus zeitweise komplett ein, die Menschen kauften zunehmend online ein.

Und auch nach den Lockerungen kehren sie nicht zurück. So kommen 20 bis 30 Prozent weniger Kund*innen aus der Schweiz in die grenznahen Läden, berichtet das SRF unter Berufung auf Schätzungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee.

Kein Umsatz, hohe Mieten

Dort kennt man sich gut aus mit der Bedeutung des Einkaufstourismus für den Detailhandel in der Region. So erklärt Lena Häsler von der IHK: «Man sagt, dass die Umsätze in der Region zu 50 Prozent von Schweizer Einkäufern abhängig sind».

In Konstanz etwa habe daher so mancher Detailhändler die Pandemiejahre nicht überlebt. Durch die ausbleibenden Umsätze konnten viele die hohen Mieten nicht mehr bezahlen. 

Nun gebe es Leerstände — bislang unbekannt in Konstanz. Blicke man zurück, sagt Häsler, sehe man, «dass es den Kunden im ersten Jahr fast neun Monate nicht möglich war, unter normalen Bedingungen einzukaufen». Das wirke sich natürlich auf das Konsumentenverhalten aus.

Die Corona-Pandemie hat den Einkaufstourismus ennet der Grenze gebremst.
Die Corona-Pandemie hat den Einkaufstourismus ennet der Grenze gebremst.
KEYSTONE/DPA-Zentralbild (Symbolbild)

Hohe Inflation

Zudem hat es in Deutschland eine fast dreimal so hohe Inflation als hierzulande — die einheimischen Kund*innen kaufen daher weniger ein, der Umsatz sank im Vergleich zum Juni im Vorjahr um 8,8 Prozent.

Und durch die Preissteigerungen lohnt sich auch eine Autofahrt für Kund*innen aus der Schweiz immer weniger. Denn die ist durch stark gestiegene Spritpreise ebenso teurer geworden. 

Die Detailhändler in den Landkreisen ennet der Grenze kämpfen nun vor allem mit Werbung und Reklame gegen den Kundenschwund, wie es in dem Bericht weiter heisst.

So schalte etwa das Einkaufszentrum Cano in Singen Radiospots, die auf Kund*innen in der Schweiz ausgerichtet sind. «Wir versuchen gezielt mit Werbung in der Schweiz, Cano dort bekannt zu machen», sagt die Leiterin des Einkaufszentrums.

Fast täglich landen zudem Prospekte, Flyer und Kataloge in Briefkästen in grenznahen Schweizer Regionen. 

Hoffnung für die Detailhändler bietet aktuell der schwache Euro, der das Einkaufen für Kundschaft aus der Schweiz zunehmend günstiger macht.