Deutsche Spritpreise fallen erst verzögert Darum lohnt sich das Tanken ennet der Grenze noch nicht

toko

1.6.2022

Als Entlastung für die Bürger*innen senkt Deutschland für drei Monate die Energiesteuer. Davon profitieren auch Autofahrer*innen aus der Schweiz.

toko

Bereits jetzt fahren Autolenker*innen aus dem Tessin nach Italien zum Tanken, in Deutschland hingegen waren die Benzin- und Dieselpreise bislang meist noch teurer als hierzulande.

Ab heute Mittwoch jedoch sinkt die Steuer auf Sprit beim nördlichen Nachbarn. Die deutsche Bundesregierung hatte die Senkung als Ausgleich beschlossen für die in Folge des Krieges in der Ukraine drastisch gestiegenen Preise.

In Kombination mit dem nun niedrigeren Grundpreis verringert sich auch der Anteil der Mehrwertsteuer. Somit sinken die Preise für Benzin um etwa 35 Rappen, Diesel immerhin um rund 17 Rappen. Damit reduzieren sich die Kosten für Benzin und Diesel auf unter 2 Euro beziehungsweise Franken. In der Schweiz hatten die Preise für Treibstoffe zuletzt durchweg über dieser Marke gelegen.

«Ab 1. Juni dürfte das Tanken in Deutschland beträchtlich billiger als zum Beispiel in Dänemark, den Niederlanden, Belgien oder der Schweiz sein», heisst es beim ADAC — dem deutschen Pendant zum TCS. In den grenznahen Gebieten könne es daher gar einen «Ansturm» auf die Tankstellen geben.

Sprit wird billiger, aber nicht sofort

Zumindest zu Beginn der Massnahme wurden aber vielerorts jene Autofahrer*innen enttäuscht, die eine sofortige Weitergabe der Entlastung erwartet hatten.

In Deutschland gilt für drei Monate eine geringere Energiesteuer.
In Deutschland gilt für drei Monate eine geringere Energiesteuer.
Carsten Koall/dpa (Symbolbild)

Dass die Spritpreise abrupt sinken werden, galt schon zuvor als unsicher. So wies das deutsche Finanzministerium am Montag darauf hin, dass die Steuerentlastung sich möglicherweise erst sukzessive in den Preisen niederschlagen wird.

Wurde der Sprit bereits im Mai an die Tankstelle geliefert, so seien sie noch mit den alten und höheren Steuern belastet, hiess es. Diese Kraftstoffe würden nach und nach verkauft, gegebenenfalls auch noch im Juni. Die Energiesteuer fällt nämlich nicht erst beim Tanken an, sondern in Raffinerien und Tanklagern.

Preise steigen vor Inkrafttreten

In den vergangenen Tagen haben die Preise an den Tankstellen in ganz Deutschland sogar noch einmal kräftig angezogen.

Der ADAC führt den Anstieg auf ebensolchen beim Erdöl zurück. Kurz vor Inkrafttreten des Tankrabatts sorgten die Preise dennoch bei vielen für Empörung. Es hatte Spekulationen gegeben, dass der Anstieg der vergangenen Wochen mit der erwarteten Entlastung zu tun haben könnte.

Allerdings ist Deutschland mit dem Anstieg der Super-Benzin-Preise seit Ende April nicht allein, wie Daten der EU-Kommission zeigen. Im Vergleich 25. April zum 23. Mai — aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor — ergibt sich für 14 europäische Länder ein stärkerer Preisanstieg für die Sorte E5 als in Deutschland.

So setzt sich der Preis von Benzin und Diesel zusammen

So setzt sich der Preis von Benzin und Diesel zusammen

Mit dem Ukraine-Krieg schnellen die Sprit-Preise in die Höhe. Hier erklären wir, wie die Treibstoffpreise zustandekommen.

17.03.2022

Die Ölpreise sind am Dienstag auf den höchsten Stand seit rund zwei Monaten gestiegen. Laut Börsianern lag der Anstieg an der Aussage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, wonach die Öl-Importe der EU aus Russland bis Ende des Jahres um rund 90 Prozent reduziert werden.

Hinzu kommt: Die Gestaltung der Preise ist ohnehin Sache der Tankstellenbetreiber beziehungsweise Mineralölgesellschaften, eine Pflicht zur Weitergabe der Entlastung gibt es nicht.

Aus dem Finanzministerium hiess es, dass die Steuersenkung vollständig an die Endverbraucher weitergegeben werden soll. Zudem könne das Bundeskartellamt mit seiner Markttransparenzstelle für Treibstoffe in Zukunft genauer prüfen, wie die Mineralölgesellschaften ihre Preise setzten.

Diskussion auch im Bundeshaus

Auch während der Sommersession im Bundeshaus sind die Treibstoffpreise ein Thema. Ausserordentlich traktandiert wurden Vorstösse der SVP zur Senkung der wegen des Kriegs hohen Benzin- und Dieselpreise. Laut der grössten Fraktion im Parlament leiden derzeit insbesondere der Mittelstand und das Gewerbe unter der Inflation.

Der Solothurner Nationalrat Christian Imark reichte dazu etwa bereits Mitte März eine Motion ein, in der der Bundesrat beauftragt wird, der Bundesversammlung einen Entwurf zu einem Erlass vorzulegen oder notwendige Massnahmen zu treffen, «um die explodierten Benzin-, Diesel- sowie Brennstoffpreise abzufedern». 

Mit Material von dpa und SDA.