Verstoss gegen Corona-Regeln Präsident der Credit Suisse muss gehen – Nachfolger steht fest

sda/dpa/dor

17.1.2022 - 00:37

António Horta-Osório ist als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse zurückgetreten. (Archivbild)
António Horta-Osório ist als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse zurückgetreten. (Archivbild)
Bild: Keystone/EPA/Facundo Arrizabalaga

Der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, António Horta-Osório, hat nach einem Verstoss gegen die Quarantäneregeln seinen Posten verloren. Er wurde mit sofortiger Wirkung durch Axel Lehmann ersetzt.

António Horta-Osório ist als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse (CS) zurückgetreten. Dies erfolgte nach einer Untersuchung des Verwaltungsrats, wie die Schweizer Grossbank in der Nacht auf Montag mitteilte. Der Verwaltungsrat hat mit sofortiger Wirkung den ehemaligen UBS-Banker Axel Lehmann zu Horta-Osórios Nachfolger ernannt. 

Die englische Nachrichtenagentur Reuter hatte im vergangenen Dezember unter Berufung auf Insider berichtet, dass der CS-Verwaltungsrat zwei Verstösse von Horta-Osório gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien untersuche. Sprecher der Bank hatten zu diesen Berichten keinen Kommentar abgeben wollen.

Einen Quarantäne-Verstoss hatte die CS zuvor bestätigt. Ende November hatte Horta-Osório nach der Rückkehr aus Grossbritannien in die Schweiz die damals geltenden Quarantänevorschriften missachtet. Nach einer Reise von Grossbritannien nach Zürich hätte er eigentlich zehn Tage in Quarantäne gehen müssen, doch der Top-Banker verliess das Land schon nach drei Tagen wieder in einem Privatjet. Zuerst hatte der «Blick» darüber berichtet. Horta-Osório entschuldigte sich später für den Verstoss.

Im Dezember machte Reuters einen zweiten mutmasslichen Verstoss in Grossbritannien bekannt. Demnach soll Horta-Osório auch bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon Corona-Schutzregeln missachtet haben – im Land galt damals ebenfalls eine Quarantänepflicht.



Einstiger Hoffnungsträger gibt sich reumütig

In der Mitteilung zum Personalwechsel an der Spitze des Verwaltungsrats gab sich der abgetretene Chefaufseher nun reumütig: «Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten. Ich bin daher zur Auffassung gelangt, dass mein Rücktritt zu diesem Zeitpunkt im Interesse der Bank und ihrer Stakeholder ist.»

Horta-Osório wurde im April als neuer «Hoffnungsträger» zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt, als Nachfolger von Urs Rohner. Angesichts der Debakel um den US-Hedgefonds Archegos und um die Greensill-Anlagefonds sagte er nach der Wahl, er wolle eine Kultur fördern, die das Risikomanagement stärke, die richtigen Anreize setze und auf persönliche Verantwortung fokussiere.

In den Medien war im vergangenen Jahr unter Berufung auf Insider berichtet worden, dass Horta-Osório dem CS-CEO Thomas Gottstein wenig vertraue und sogar die operative Führung selbst an sich reissen wolle. In der Folge hatte Horta-Osório solche Ambitionen öffentlich zurückgewiesen und Gottstein über die Medien den Rücken gestärkt.



Ehemaliger UBS-Banker übernimmt

Die Nachfolge des portugiesisch-britischen Doppelbürgers an der Spitze der CS ist bereits geregelt: Der Verwaltungsrat ernannte mit sofortiger Wirkung den ehemaligen UBS-Banker Axel Lehmann zum neuen Verwaltungsratspräsidenten. Lehmann habe sein Amt angetreten und werde an der Generalversammlung am 29. April als Verwaltungsratspräsident zur Wahl vorgeschlagen.

Der promovierte Betriebswirtschafter ist seit 1. Oktober vergangenen Jahres Mitglied des CS-Verwaltungsrates und übernahm auch den Vorsitz des Risk Committe. Lehmann hat Mandate bei mehreren akademischen und gemeinnützigen Institutionen, und ist Titularprofessor an der Universität St. Gallen, bekam also einen Ehrentitel verliehen, ohne aber den Anspruch auf einen Lehrstuhl zu haben.

sda/dpa/dor